17. Spieltag der Bundesliga:Palacios lässt Alonso in der Nachspielzeit jubeln

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Bayer Leverkusen bejubelt das Tor von Exequiel Palacios. (Foto: Leonhard Simon/Reuters)

Tabellenführer Leverkusen gewinnt durch ein ganz spätes Tor in Augsburg, Leipzig verzweifelt an Kevin Trapp und Davie Selkes Treffer reicht Köln nicht gegen Heidenheim. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Anna Dreher, Christof Kneer und Martin Schneider

FC Augsburg - Bayer 04 Leverkusen 0:1 (0:0), Tor: 0:1 Exequiel Palacios (90.+4)

Dass die Leverkusener während des Afrika-Cups unter anderem auf die Leistungsträger Boniface, Tapsoba und Koussounou verzichten müssen, war bereits bekannt, dennoch überraschte die Aufstellung des Tabellenführers aus zweierlei Gründen. Trainer Xabi Alonso hatte sich tatsächlich eine Luxuspersonalie zugetraut, er ließ den mit vier gelben Karten belasteten Abwehrspieler Tah freiwillig draußen, um ihn fürs Topspiel gegen Leipzig zu schonen - zusätzlich setzte er, dies allerdings keineswegs freiwillig, den erkälteten Florian Wirtz erstmal auf die Bank.

Kein Wunder, dass selbst die vermeintlich schwerelosen Leverkusener etwas träge ins Spiel fanden, Ermedin Demirovic hätte Augsburg sogar in Führung bringen können (21. Minute) - diese Chance der Heim-Elf weckte nun die gegnerische Mannschaft auf. Leverkusen dominierte im weiteren Verlauf deutlich, wenn auch nicht tabellenführerartig - und ob Boniface und Wirtz jene Chancen genutzt hätte, die Grimaldo (28., Latte), Andrich (37.), Xhaka (54.) und Schick (59.) vergaben, wird nicht mal der weise Xabi Alonso wissen.

Der FC Augsburg blieb allerdings jener unangenehme Gegner, zu dem ihn der neuen Trainer Jess Thorup wieder gemacht hat, vor allem Demirovic blieb ständig gefährlich. In der 72. Minute hatten die Leverkusener sogar Glück, als der vermeintliche Augsburger Führungstreffer (Tietz., 72.) wegen Abseits keine Anerkennung fand. Der am Samstag spielfreie FC Bayern war kurz davor, in Abwesenheit den Abstand auf Leverkusen zu verkürzen - bis Palacios in der vierten Minute der Nachspielzeit nach Vorlage von Grimaldo doch noch das 1:0 erzielte. Hinrundenmeister! Ob dieses Tor der Leverkusener auch mit Boniface, Tapsoba und Koussounou gefallen wäre, dürfte dem weisen Xabi Alonso an diesem Tag herrlich egal sein.

RB Leipzig - Eintracht Frankfurt 0:1 (0:1), Tor: 0:1 Ansgar Knauff (7.)

Schwache 24 Tage dauerte die Winterpause, aber das reichte, um die Offensive der Eintracht fast komplett auszutauschen. Omar Marmoush und Fares Chaibi brachen zum Afrika-Cup auf, dafür reisten die Zugänge Sasa Kalajdzic und Donny van de Beek über den Ärmelkanal direkt in die Startelf von Dino Toppmöller. Und was soll man sagen? Es klappte - auch wenn an der frühen Führung von Ansgar Knauff keiner der beiden Neuen direkt beteiligt war. Dafür leitete Niels Nkounkou den Treffer mit einem wunderbaren bogenförmigen Pass über das halbe Feld ein.

Leipzig bestimmte danach das Spiel, Frankfurt zog sich zurück. Vor allem Xavi Simons wirbelte gewohnt, Torhüter Kevin Trapp wurde schnell zum wichtigsten Mitarbeiter der Eintracht. Aber Leipzig, obwohl mit den beiden Stürmern Lois Openda und Benjamin Sesko auf dem Feld, traf das Ziel nicht, am Ende blieben 31 Torschüsse vergebens.

Mann des Tages: Kevin Trapp. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Direkt nach der Pause knallte Openda einen Schuss über das Tor, den man als Berufsstürmer auch mal aufs Tor bringen kann. Mario Götze verpasste das 2:0 für die Eintracht, kurz danach musste der an diesem Tag exzellente Trapp wieder einen Openda-Kopfball vorm Einschlag retten. Bei Leipzig gab der lange vermisste Dani Olmo nach seiner Schulterverletzung sein Comeback - es brachte nichts. Leipzig startet mit einer Niederlage ins Jahr und bei der Eintracht könnte eine bisher durchwachsene Saison nun ganz schnell zu einer ziemlich guten werden.

1. FC Köln - 1. FC Heidenheim 1:1 (1:0), Tore: 1:0 Davie Selke (29.), 1:1 Adrian Beck (55.)

Es dauerte etwa 20 Minuten, bis sich in Köln der Trainereffekt bemerkbar machte und der FC in etwa so aggressiv spielte wie vor dem Trainerwechsel. Bis dahin hatten die FC-Fans dem neuen Coach Timo Schultz zwar nichts vorzuwerfen, dennoch dürften einige von ihnen den entlassenen Steffen Baumgart vermisst haben. Recht zaghaft starteten die Kölner ins neue Jahr, was zu jenem kuriosen Szenario führte, dass der Aufsteiger aus Heidenheim anfangs das Spiel kontrollierte - obwohl die Gäste keine Mannschaft sind, die allzu großen Wert auf Kontrolle legt. Eine Doppelchance (Huseinbasic, 19., Selke, 20.) weckte die Kölner auf, und dass sie nun deutlich lebendiger auftraten, durfte sich auch der neue Trainer gutschreiben lassen. Seine Maßnahme, Florian Kainz wieder auf den linken Flügel zu ziehen, zahlte sich aus - nicht zufällig war es Kainz' Dribbling samt Flanke, das Selkes inzwischen verdientem Führungstreffer vorausging (29.).

Davie Selke jubelt über die zwischenzeitliche Führung. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Allerdings haben die Heidenheimer im Winter nichts gewechselt, weder Trainer noch Mannschaft noch Spielstil, was bedeutet, dass Linksaußen Jan-Niklas Beste per Eckball wie immer einen Treffer vorbereitete - diesmal durch den eingewechselten Adrian Beck (55.). Das reichte, um die Kölner wieder daran zu erinnern, dass sie ja eigentlich in der Krise sind. Zwar drängte der FC in einer spannenden Schlussphase noch auf den Sieg, aber mit ihrer bemerkenswerten Ostalb-Mentalität gelang es der Mannschaft von Frank Schmidt, den Gegner zehn Punkte auf Distanz zu halten.

SC Freiburg - 1. FC Union Berlin 0:0

Union hätte in Freiburg gerne seine bisher magere Auswärtsbilanz verbessert: In dieser Saison konnten die Berliner erst eine Auswärtspartie bei Aufsteiger Darmstadt 98 gewinnen. Ohne die abgewanderten Abwehrspieler Leonardo Bonucci und Angreifer David Fofana, dafür mit Zugang Kevin Vogt auf dem Platz sah Union-Trainer Nenad Bjelica wenig gute Offensiv-Aktionen und konnte vor allem in zwei Szenen froh sein, dass nicht mehr passierte. Erst in der 16. Minute, als Torwart Frederik Rönnow einen Kopfball von Vincenzo Grifo gerade noch so mit seinem linken Arm ins Aus lenken konnte. Und dann in der 31. Minute, als wieder ein Kopfball gefährlich wurde, Roland Sallai setzte ihn jedoch links vorbei.

Ansonsten war die erste Halbzeit eine eher zähe Angelegenheit - das änderte sich auch nach der Pause nicht. Die Freiburger versuchten es noch ein paar Mal, ihren Anhängern unter den 33 800 Zuschauern Grund zu einem Jubel-Aufwärmprogramm zu geben. Aber mal traf Michael Gregoritsch den Ball nicht richtig, mal ging Sallai zu Boden, mal hielt Gregoritsch bei einem Grifo-Schuss unnötig den Fuß in die Flugbahn.

FSV Mainz 05 - VfL Wolfsburg 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Vaclav Cerny (12.), 1:1 Silvan Widmer (61.)

Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, die eigene Mannschaft im Tabellenkeller, der VfL Wolfsburg als Gegner - all diese Faktoren sorgten für sehr viele freie Sitze im Mainzer Stadion. Und so trostlos lief aus FSV-Sicht dann zunächst auch die Partie. Das Team von Trainer Niko Kovac, zuletzt nicht in der allerbesten Form, ging nach einigen zügigen Pässen übers ganze Feld in Führung, Vaclav Cerny traf, Torhüter Robin Zentner machte dabei nicht den besten Eindruck.

Kann mit dem Spiel und der ganzen Saison bisher nicht zufrieden sein: Wolfsburgs Trainer Niko Kovac. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Kurz vor der Pause verhinderte Zentner immerhin das zweite Wolfsburger Tor, es war noch die beste Nachricht für die Mainzer, die zwar, wie so oft in dieser Saison, in der Offensive vergleichsweise gefällig kombinierten, aber kaum echte Torgefahr entwickelten. Kein Mainzer Spieler kommt aktuell auf mehr als zwei Saisontore. Folgerichtig brauchte es einen Sonntagsschuss am Samstag: Silvan Widmer traf den Ball - ob gewollt oder versehentlich war nicht auszumachen - halbhoch mit dem Außenrist, die Kugel drehte sich elegant um Koen Casteels in den Winkel. Kurz vor Schluss rettete wieder Zentner durch eine Parade ein Remis, das keinem der beiden Klubs so richtig nützt. Allerdings sollte vor allem Mainz 05 bei elf Punkten nach 17 Spielen dringend anfangen, seine Heimspiele zu gewinnen. Unterstützung durchs Publikum schadet da nicht.

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