Urlaubsziele für Mountainbiker:Große Spielwiesen

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Flowtrail: In Livigno sind die Mountainbiker die wichtgsten Gäste während der Sommersaison. (Foto: Imago/Westend61)

Immer mehr Orte in den Alpen tun alles, um Mountainbiker glücklich zu machen. Tipps aus Österreich, Italien und der Schweiz.

Von Stefan Fischer und Hans Gasser

Im Winter Skifahrer, im Sommer Wanderer - diese simple touristische Mischkalkulation geht in den Alpen längst nicht mehr auf. Immer diverser werden die Interessen der Gäste. Eine wichtige Gruppe sind sommers inzwischen die Mountainbiker. Einige Orte haben sich auf sie als Urlauber spezialisiert und eine entsprechende Infrastruktur geschaffen.

Livigno

Okay, die Strecke der Tour de France ist noch einmal 200 Kilometer länger. Dafür sind die Rennradprofis aber auch nicht jeden Tag in den Bergen unterwegs. Für Hobbysportler, auch sehr ambitionierte, bietet der lombardische Ort Livigno nahe der Grenze zum Engadin jedenfalls ein kaum abzuradelndes Netz aus Mountainbike-Strecken, die sich auf eine Länge von 3200 Kilometern summieren. Wer eine der Bike-Unterkünfte in Livigno bucht, erhält kostenlos einen Bikepass. Mit diesem können Mountainbiker sämtliche Liftanlagen nutzen, die allesamt mit einer Rad-Transport-Vorrichtung ausgestattet sind.

300 Kilometer sind speziell für E-Bikes ausgewiesen. So bieten sich etwa Kombinationen aus einer Mountainbike-Tour in steilerem Gelände, die dank Motorunterstützung gut zu bewältigen ist, und einer Gipfelwanderung auf die beiden Dreitausender Monte Breva und Pizzo Filone an. Spezielle Parcours für Mountainbiker befinden sich in unmittelbarer Nähe des Bergdorfes. Livigno liegt in einem Hochtal auf 1800 Metern Meereshöhe. Auf der einen Talseite gibt es den Mottolino Bikepark mit Downhill- und Freeride-Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Auf der gegenüberliegenden hat der Schweizer Mountainbiker und mehrfache Weltmeister Hans Rey auf dem Carosello 3000 genannten Areal zehn Flowtrails angelegt. Sehr gut ausgebaut ist die Infrastruktur aus Fahrradgeschäften, Leihmöglichkeiten, Werkstätten, Ladestationen, Guides und Biketrainern. Mountainbiker sind längst die wichtigsten Gäste während der Sommersaison.

livigno.eu/de/bike-tours

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Saalfelden Leogang

Zehntausend Quadratmeter stehen Einsteigern und Kindern im Riders Playground zur Verfügung, um das Mountainbiken von Grund auf vernünftig zu lernen - also das Kurvenfahren, das Überwinden von Hindernissen, überhaupt eine korrekte, sichere Fahrtechnik. Am anderen Ende des Spektrums gibt es profitaugliche Strecken: Zweimal bereits haben Mountainbike-Weltmeisterschaften in Saalfelden Leogang stattgefunden, 2012 und 2020. Regelmäßig werden auch Weltcup-Rennen hier ausgetragen, zuletzt Mitte Juni.

Der Pinzgau, zwischen Großvenediger und Großglockner im Süden und dem Steinernen Meer im Norden gelegen, hat sich zur größten Bike-Region Österreichs entwickelt. Ein gemeinsames Bike-Ticket bietet Radfahrern die Möglichkeit, neun verschiedene Bergbahnen in Leogang, Saalbach Hinterglemm und Fieberbrunn zu nutzen. Anspruchsvollere Routen führen ins Steinerne Meer hinein. Es gibt aber auch eine ausgewiesene E-Bike-Genusstour, die zu einem Dutzend Direktvermarktern führt, darunter Dorfläden, eine Imkerei, ein Alpakastall und eine Destille. Auch Gravelbike-Strecken sind im Angebot sowie Rennradrouten. Die Kaisertour führt zum Großglockner. Rennradfahrer überwinden auf dieser 80 Kilometer langen Strecke etwas mehr als 2000 Höhenmeter und gelangen bis hinauf zur Kaiser-Franz-Josef-Höhe, von wo aus man einen Panoramablick auf den höchsten Berg Österreichs hat.

Viele Hoteliers haben sich auf Radfahrer als Gäste spezialisiert und bieten einen Waschservice für verschwitzte Sportkleidung ebenso an wie für verschmutzte Fahrräder, häufig gibt es Leihwerkzeug. An der Talstation der Asitzbahn befindet sich eine Bikeschule.

saalfelden-leogang.com/biken

In Davos kommt man mit den Bahnen hoch hinaus. Die Trails sind schön, aber eher anspruchsvoll. (Foto: Christof Sonderegger/Imago)

Davos/Klosters

Toleranz ist ein großes Wort. In Graubünden und damit auch in Davos und Klosters wird sie täglich gelebt und zwar auf den Wanderwegen, die sich Wanderer und Mountainbiker rücksichtsvoll teilen. Dadurch kann der Ort mit 700 Kilometern Biketrails werben. Auch wenn das vielleicht etwas übertrieben ist: Rund um die Stadt auf 1500 Meter wird im Sommer und Herbst alles getan, damit Singletrail-Liebhaber auf ihre Kosten kommen, es ist ein eher anspruchsvolles Gebiet.

Lange Forstwege tritt hier kaum jemand hoch, man fährt mit Seilbahnen aufs Jakobshorn, Rinerhorn oder das Weissfluhjoch. Von dort geht es über sehr schöne Trails, die von einer eigenen Mannschaft instandgehalten werden, auf und ab - aber deutlich mehr ab. Ein neuer und besonders schöner Flowtrail führt vom Chörbschhorn hinunter zur romantischen Stafelalm, wo einst Ernst Ludwig Kirchner malte. Toll zu fahren und wunderbar aussichtsreich ist auch der Abschnitt des "Alps Epic Trails" zwischen Rinerhorn und Oberalp.

Wer in Davos im Hotel oder auch auf dem Campingplatz übernachtet, erhält die Tageskarte für die Bahnen für 25 Franken (23 Euro). Und wer in einem der spezialisierten Bike-Hotels schläft, zahlt nur 15 Franken für den Tagespass. Zusätzlich werden jeden Freitag und Samstag kostenlose Tagestouren mit Bike-Guide angeboten. Für E-Mountainbiker gibt es eine anspruchsvolle dreitägige Hüttentour.

davos.ch

Nauders

Es ist eine sehr spezielle Form von Denkmalschutz: Als 1950 der Reschensee aufgestaut worden ist, wurden alle Gebäude, die auf seiner künftigen Fläche standen, entweder abgetragen oder schlicht geflutet. Nur der denkmalgeschützte Kirchturm der Ortschaft Graun blieb. Seither ragt sein oberer Teil aus dem See. Ein pittoreskes Panorama - das mancherorts abgerundet wird durch den Ortler im Hintergrund. Einen solchen Ausblick gibt es an verschiedenen Stellen in den Bergen rund um den Reschensee am nördlichen Ende des Vinschgaus. Einige davon sind mit dem Mountainbike zu erreichen - die schönste dieser Touren führt unterhalb der Plamorter Spitze entlang.

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Der beste Ausgangspunkt für Touren ist Nauders auf der anderen Seite des Reschenpasses. Das macht diese Bikeregion besonders: Der See liegt in Italien, der Ort in Österreich, und viele Routen führen nach Westen hinüber in die Schweiz. Dreiländer-Endurotrails sind dementsprechend die Spezialität in Nauders. Die meisten sind horizontal angelegt, mit Bergbahnen gelangt man leicht an die Startpunkte. Etliche von ihnen lassen sich zu Rundtouren kombinieren. Es geht hier also nicht so sehr darum, besonders viele Höhenmeter zu machen oder Downhill-Abfahrten zu genießen, sondern um die immer wieder großartigen Aussichten auf die Ortlergruppe, die Ötztaler Alpen und die Berge des Unterengadins.

Von Anfang Juni bis Mitte Oktober bietet Nauders Tourismus an jedem Werktag eine geführte Biketour an, darunter auch zwei E-Biketouren. Von den drei Touren für gewöhnliche Mountainbikes ist eine explizit für Familien mit Kindern geeignet. An der Bergstation Bergkastel hat soeben ein Anfängerparcours mit Kids Loop eröffnet. Fahrräder und Ausrüstung kann man am Ort leihen.

nauders.com

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