Dem Geheimnis auf der Spur:Der verschwiegene Gau

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Ein Schild, aufgenommen 2010 im Ural, warnt vor radioaktiver Strahlung. Noch heute zählt die Atomanlage von Majak, in der es 1957 zu einem folgenschweren Unfall kam, zu den größten der Welt. Gleichzeitig ist die Region laut Geenpeace eine der am meisten belasteten der Erde. (Foto: Aleksandr Kondratuk/IMAGO/SNA)

1957 ereignete sich in der Sowjetunion eine Atomkatastrophe, die fast so schwer war wie Tschernobyl. Nur erfuhr die Welt kaum von dem Unfall bei Kyschtym. Was passierte in der geheimen Anlage tatsächlich?

Von Fabrice Braun

Der Artikel war vorsichtig formuliert, obwohl der Anlass gravierend war: "Schwerer Unfall in sowjetischem Atomwerk?", lautete die Überschrift des Berichts, der am 18. März 1959 in der österreichischen Zeitung Die Presse erschien. Darin war die Rede von "einem katastrophalen Unfall anlässlich von Versuchen mit Atom-Waffen im Zentral-Ural im Februar 1958". In der Region Swerdlowsk sollte bei der "Atomexplosion" ein Gebiet von "angeblich zirka 8000 Quadratkilometern" durch radioaktiven Staub verseucht worden sein, "zwölf Dörfer und eine Reihe von Kolchosen" seien evakuiert worden. Von Toten schrieb die Zeitung nicht, aber von "172 Fällen von ersten atomischen Verbrennungen sowie mehr als zwanzig Fällen von Augenkrankheiten, die teilweise zur Erblindung führten". Als Quelle nannte Die Presse einen "Kernphysiker aus einem der Satellitenstaaten, der soeben aus der Sowjetunion zurückgekehrt ist".

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