SPD-Kanzlerkandidat:Wen die Union eher fürchtet

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Hat gleich getwittert, was er von Martin Schulz und den "Sozis" hält: CDU-Generalsekretär Peter Tauber. (Foto: Tobias Schwarz/AFP)

Vor der Bundestagswahl 2013 galt SPD-Chef Sigmar Gabriel in der Union noch als gefährlichster Gegenkandidat für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Warum sich das geändert hat - und was für Martin Schulz spricht.

Von Robert Roßmann

Die Union hat sich am Donnerstag zwar spöttisch über den Wechsel von Martin Schulz in die Bundespolitik geäußert. "Was sagt das eigentlich über den Zustand der Sozis aus, wenn Martin Schulz als SPD-Hoffnungsträger gilt?", twitterte CDU-Generalsekretär Peter Tauber. Trotzdem hält die Union Schulz für den - im Vergleich zu Sigmar Gabriel - gefährlicheren Gegner. Dabei wird nicht so sehr auf die Differenz in den Beliebtheitswerten verwiesen; Schulz liegt in den Umfragen dazu, wer gegen Angela Merkel die besseren Chancen hat, gar nicht so weit vor Gabriel. Größere Sorgen macht der Union die Stimmung innerhalb der SPD.

Schulz ist unter den Sozialdemokraten erheblich beliebter als Gabriel. Deshalb fürchtet die CDU-Spitze, dass die Binnenmobilisierung in der SPD mit einem Kanzlerkandidaten Schulz deutlich größer wäre als mit Gabriel. Mit einer besseren Mobilisierung ihrer immerhin noch 440 000 Mitglieder könnte die SPD einen engagierteren und damit für die Union gefährlicheren Wahlkampf führen.

In der CSU-Führung verweisen sie außerdem darauf, dass Schulz "eine Art Kirmesboxer" sei, der im Wahlkampf "zulangen könne, und dabei immer für eine Überraschung gut" sei. "Schulz kann auch Bierzelt", sagen sie bei der CSU - durchaus mit Respekt. Vor der Wahl 2013 hatte die Union noch Gabriel für den gefährlichsten Gegner gehalten. Damals war die CDU erleichtert, als Peer Steinbrück und nicht Gabriel Kanzlerkandidat wurde. Schon am Tag der Ausrufung Steinbrücks wiesen die Strategen im Adenauer-Haus darauf hin, dass Steinbrück nicht zum SPD-Programm passe und sich das im Wahlkampf rächen werde. Außerdem gilt Gabriel in der CDU als exzellenter Wahlkämpfer. Damals hätte er aus der Opposition heraus Angela Merkel angreifen können, ohne Rücksichten nehmen zu müssen, heißt es bei der CDU. Diesmal wäre er nicht mehr so frei, schließlich habe er als Minister alle Entscheidungen der vergangenen Jahre mitgetragen. Gabriel sei für die Union deshalb inzwischen "berechenbar unberechenbar".

Drei Schwächen sehen sie in der CDU allerdings auch bei Schulz. Zum einen würden ihn viele Bürger als "EU-Apparatschik" wahrnehmen. Zum anderen werde Schulz nach seinen vielen Jahren in Brüssel in der Innenpolitik nicht immer sattelfest sein. Außerdem stehe Schulz vor einem Dilemma. Wenn er wie Steinbrück ohne Ministeramt Kanzlerkandidat werde, wäre er so schwach wie Steinbrück 2013. Wenn er aber Außenminister würde, wäre er für einen Kanzlerkandidaten zu wenig im Land. Das habe ja bereits die Kandidatur von Außenminister Frank-Walter Steinmeier 2009 bewiesen.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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