Nach Wahl:Putin hält Rede und nennt Nawalny erstmals seit Jahren beim Namen

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Putin: Propagandashow vor Journalisten in Moskau (Foto: NATALIA KOLESNIKOVA/AFP)

In ersten Reaktionen spricht Russlands alter und neuer Machthaber über Moskaus neue Kraft, Nawalny und eine mögliche Feuerpause zu den Olympischen Spielen.

Der russische Präsident Wladimir Putin sieht in seiner Wiederwahl ein Mandat zur Stärkung des Landes. So hat er es in einer ersten Rede nach seinem Wahlsieg am Sonntagabend vor Journalisten in Moskau erklärt. Sein Wahlsieg zeige, dass es richtig gewesen sei, den gegenwärtigen Weg einzuschlagen. Russland könne jetzt stärker und effizienter werden. Er werde die Gesellschaft "konsolidieren" und dann werde niemand mehr Russland unterdrücken. Er sei sich sicher, dass alle Ziele erreicht würden. Putin hob zudem die Verbindungen Russlands zu China hervor. Diese würden sich in den kommenden Jahren noch verstärken.

Unter Verweis auf die Entwicklung in der Ukraine sagte Putin, dass die russischen Streitkräfte jeden Tag Fortschritte machen würden. Gleichwohl müsse die Armee weiter gestärkt werden. Wenn es Gespräche über einen möglichen Frieden mit der Ukraine geben sollte, müsste er überlegen, mit wem er das besprechen könnte. Putin ließ durchblicken, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij dafür nicht infrage komme.

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Warnung vor drittem Weltkrieg

Zudem hat Putin den Westen erneut gewarnt, dass ein direkter Konflikt zwischen Russland und den Nato-Staaten die Welt einem dritten Weltkrieg einen Schritt näher bringen würde. Von der Nachrichtenagentur Reuters auf Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zum Einsatz von Bodentruppen in der Ukraine und zu den Risiken und Chancen eines Konflikts zwischen Russland und der Nato angesprochen, antwortet Putin: "In der modernen Welt ist alles möglich." Jeder wisse, dass es dann nur noch ein Schritt zum großen dritten Weltkrieg sei. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand daran interessiert ist", so Putin.

Immerhin ist er nach eigenen Angaben aufgeschlossen für Gespräche über eine Waffenruhe in der Ukraine während der Olympischen Spiele. Er sei offen für die von Macron geäußerte Idee, sagte Putin in einer Rede nur Stunden nach seiner Wiederwahl. Dabei müssten aber die Interessen des russischen Militärs an der Front berücksichtigt werden. Die Olympischen Spiele sind vom 26. Juli bis zum 11. August in Paris.

Putin sagt, er habe Nawalny austauschen wollen

Mit Blick auf den jüngst verstorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny sagte Putin, dieser sei nun tot und so etwas sei immer traurig. Wenige Tage vor dessen Tod sei ihm, Putin, gesagt worden, dass es die Idee gebe, Nawalny gegen im Westen Inhaftierte auszutauschen. Er, Putin, habe einem solchen Austausch zugestimmt. Und er habe gesagt, Nawalny solle niemals wieder nach Russland zurückkehren.

Der 47-jährige Nawalny war in Russland zu jahrzehntelanger Haft verurteilt worden und Mitte Februar in einem Straflager im Norden Russlands gestorben. Eine Nawalny-Verbündete hatte bereits Ende Februar gesagt, es habe die Idee gegeben, Nawalny gegen den in Deutschland einsitzenden "Tiergartenmörder" Wadim Krassikow auszutauschen. Auch zwei US-Staatsangehörige hätten Teil des Austauschs sein sollen.

© SZ/Reuters/dpa/lala - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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