Politik kompakt:Bundeswehr in Afghanistan angegriffen

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In der nordafghanischen Provinz Kundus sind wieder deutsche Soldaten unter Beschuss geraten. Verletzt wurde niemand.

im Überblick

Nach den tödlichen Anschlägen auf die Bundeswehr im April sind im Norden Afghanistans erneut deutsche ISAF-Soldaten unter Beschuss geraten. In der Nähe des deutschen Feldlagers Kundus griffen Aufständische am Samstag mit Handfeuerwaffen und Panzerfäusten an, wie das Einsatzführungskommando in Potsdam mitteilte. Bei dem Angriff wurden keine deutschen Soldaten verletzt. Kurze Zeit später sei im selben Raum ein Polizeihauptquartier beschossen worden. Auch dort befanden sich zu diesem Zeitpunkt deutsche Kräfte.

Deutsche Isaf-Soldaten unter Beschuss geraten. (Foto: Foto: dpa)

Im April waren innerhalb von zwei Wochen sieben deutsche Soldaten in Afghanistan getötet worden, drei von ihnen am Karfreitag. US-Spezialeinheiten in Afghanistan töteten nach Spiegel-Angaben einen Taliban-Kämpfer, der an dem tödlichen Anschlag vom Karfreitag beteiligt war. Es handele sich um den Kommandeur Mullah Gai. Er sei im Unruhedistrikt Char Darah identifiziert und getötet worden, nachdem er mit einer Panzerfaust auf einen US-Helikopter geschossen hatte, berichtete das Nachrichtenmagazin.

Die Kampfkraft der Bundeswehr in Nordafghanistan wird sich nach Angaben von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) in wenigen Wochen deutlich erhöhen. Guttenberg sagte Bild am Sonntag: "Bis vor kurzem verfügten wir nur über sechs bis acht Hubschrauber im Norden Afghanistans. Ab Juni werden es Dank der Hilfe der USA deutlich über 50 Hubschrauber sein, die aber unter deutschem Kommando stehen."

Guttenberg plädierte dafür, für den Afghanistan-Einsatz realitätsnahe Ziele zu definieren und von den bisherigen "Lebenslügen" Abschied zu nehmen. "Die realitätsnahen Ziele sind, dass wir ein Grundmaß an Stabilität schaffen und dass von Afghanistan keine Gefährdung für die internationale Gemeinschaft mehr ausgeht, insbesondere für die unmittelbare Region", sagte er am Sonntag bei der Zeit-Matinee in Hamburg, einer gemeinsamen Veranstaltung der Wochenzeitung Die Zeit und Deutschlandradio Kultur.

Südkoreas Marine feuert Warnschüsse auf nordkoreanische Schüsse ab, Oppositionsführer im Sudan festgenommen, Ex-Präsidentschaftskandidat in Mexiko entführt, Anschlag auf stellvertretenden Ministerpräsidenten im Jemen: Lesen Sie auf den nächsten Seiten weitere Kurzmeldungen.

Bei einem Feuerüberfall auf den Autokonvoi des jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh sind am Samstag im Süden des Landes ein Leibwächter und einer der Angreifer getötet worden. Der Präsident befand sich nach Regierungsangaben zum Zeitpunkt des Angriffs in der Nähe der Ortschaft Hibailin nicht in einem der Fahrzeuge.

Er war auf einer Besichtigungstour in der Umgebung und kehrte nach dem Vorfall in die Hauptstadt Sanaa zurück. Bei der Schießerei wurden auch drei Angehörige der Präsidentengarde und zwei Angreifer verletzt. Erst am Donnerstag war der Autokonvoi des stellvertretenden Regierungschefs Sadik Amin Abu Ras überfallen worden. Abu Ras überlebte den Angriff unverletzt. Bewaffnete hatten laut Regierungsangaben das Feuer auf den Konvoi eröffnet, als der Vizeministerpräsident von einer Feier in der Provinz Schabwa südöstlich der Hauptstadt Sanaa zurückgekehrte.

Die jemenitische Regierung hatte zum Jahreswechsel angekündigt, den Kampf gegen islamische Extremisten zu verschärfen. Anlass war der gescheiterte Anschlag auf eine US-Passagiermaschine bei Detroit am ersten Weihnachtstag. Der aus Nigeria stammenden Attentäter hatte sich kurz zuvor im Jemen aufgehalten. Zu dem Anschlagsversuch bekannte sich Al Kaida auf der Arabischen Halbinsel, ein Bündnis militanter Kämpfer aus Saudi-Arabien und dem Jemen.

Der frühere mexikanische Präsidentschaftskandidat Diego Fernández de Cavallos ist nach Angaben des Sicherheitsministeriums entführt worden. Unbekannte brachten das hochrangige Mitglied der Partei der Nationalen Aktion (PAN) von Präsident Felipe Calderón in der Nähe der Ortschaft Pedro Escobedo im Bundesstaat Querétaro offensichtlich schon am Freitag in ihre Gewalt. Dort hat Fernández de Cavallos ein Landhaus.

Den Angaben zufolge wurde sein verlassenes Auto gefunden, in dem Spuren von Gewaltanwendung entdeckt worden seien. Der 69-jährige Fernández de Cevallos war lange Jahre Deputierter und Senator im mexikanischen Kongress. 1994 kandidierte er für die PAN, unterlag aber gegen Ernesto Zedillo von der alten Machtpartei PRI. Calderón kündigte am Samstag an, die Regierung werde alles unternehmen, um Senator Fernández de Cavallos zu finden.

Der sudanesische Oppositionsführer Hassan al-Turabi ist nach Angaben von Familienangehörigen und führenden Mitgliedern seiner Partei festgenommen worden. Dies berichtete der britische Sender BBC in der Nacht zum Sonntag.

Seine Frau sagte der BBC, sie glaube, ihr Mann sei in Haft genommen worden, weil er in einem Zeitungsinterview gesagt habe, dass die Wahlen im vergangenen Monat manipuliert worden seien. Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir war mit 68 Prozent der Stimmen in der ersten Mehrparteienwahl im Sudan seit mehr als 24 Jahren wiedergewählt worden.

Al-Turabis Partei gehörte zu den wenigen Oppositionsgruppen, die sich an dem Votum beteiligt hatten. Eine offizielle Bestätigung der Festnahme Al-Turabis gab es laut BBC nicht. Bis es vor zehn Jahren nach einem Machtkampf zum Bruch kam, war Al-Turabi ein enger politischer Weggefährte Al-Baschirs gewesen. Al- Turabi war wiederholt in Haft oder stand unter Hausarrest. Erst im März war er nach zwei Monaten in Haft wieder freigelassen worden.

Die südkoreanische Marine hat Warnschüsse auf zwei nordkoreanische Patrouillenboote abgefeuert. Wie das südkoreanische Militär am Sonntag mitteilte, waren die beiden Boote am Samstagabend an der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer in südkoreanische Gewässer eingedrungen. Während eines der beiden nordkoreanischen Schiffe nach einer Warnung über Funk zurückkehrte, drehte das andere Boot erst nach Warnschüssen um. Bei dem Vorfall sei niemand verletzt worden, hieß es.

An der Seegrenze zwischen den beiden koreanischen Staaten hatte es in der Vergangenheit wiederholt tödliche Gefechte gegeben. Ende März war dort das südkoreanische Kriegsschiff "Cheonan" nach einer Explosion gesunken, 46 Menschen kamen ums Leben. Südkorea untersucht derzeit einen möglichen Torpedo-Angriff Nordkoreas als Ursache. US-geführte UN-Truppen hatten die Grenze im Gelben Meer nach dem Ende des Korea-Kriegs (1950 bis 1953) einseitig festgelegt. Nordkorea erkennt sie bis heute nicht an. Die beiden Koreas haben bis heute keinen Frieden geschlossen.

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