Wer Minister wird und wer nicht, das sagt uns gleich das ... äh, nein, nicht das Licht. Wenn, dann verkünden das nach dem SPD-Mitgliedervotum die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, CSU-Chef Horst Seehofer und SPD-Pendant Sigmar Gabriel. Vorausgesetzt, die Genossen sagen Ja. Nicht für jeden ist ein Posten dabei. Aber alle wollen was werden oder bleiben. Es folgt eine Liste der Kabinetts-Anwärter in alphabetischer Reihenfolge.
Peter Altmaier (CDU): Er ist mit einigem Schwung in das Amt des Umweltministers gestartet. Der ist verflogen, Merkel mag ihn aber immer noch. Er könnte Ronald Pofalla als Kanzleramtsminister beerben. Als ehemaliger Unionsfraktionsgeschäftsführer hat er bewiesen, dass er den Job könnte.
Alexander Dobrindt (CSU): Der giftige CSU-Generalsekretär ist einer der Gründe, weshalb sich überhaupt noch Wähler haben mobilisieren lassen, für die SPD zu stimmen. Nun hat sein Chef Horst Seehofer dem 43-Jährigen eine Jobgarantie als Minister gegeben. Egal für was auch immer.
Hans-Peter Friedrich (CSU): Wo er kann, macht Friedrich eine schlechte Figur. Besonders in der Quasi-Nicht-Aufklärung der NSA-Affäre. In den Koalitionsverhandlungen ist er mit zwei unabgesprochenen Vorstößen negativ aufgefallen. Erst will er die Maut-Daten für die Verbrechensaufklärung nutzen.Dann dealt er auf eigene Faust mit der SPD Volksabstimmungen aus. Wenn der Franke ein Amt in der neuen Regierung bekommt, dann darf er drei Kreuzzeichen machen.
Sigmar Gabriel (SPD): Der SPD-Chef kann sich sein Amt in der neuen Regierung aussuchen. Was er will, weiß im Moment - wenn überhaupt - nur er selbst. Arbeitsminister könnte er. Oder auch Superminister für Wirtschaft und Energie. Vielleicht aber will der Niedersachse auch den SPD-Fraktionsvorsitz übernehmen. Das wäre ungewöhnlich, aber nicht ausgeschlossen.
Barbara Hendricks (SPD): Unter Kennern gilt die SPD-Schatzmeisterin als Geheimtipp für einen Posten, den die SPD nicht so wirklich zu wollen scheint: das Bundesfinanzministerium. Hendricks (im Bild rechts neben NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft) war schon von 1998 bis 2007 Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium und hat als solche unter Oskar Lafontaine, Hans Eichel und Peer Steinbrück gedient.
Ursula von der Leyen (CDU): So sehr die bisherige Arbeitsministerin auch nervt, sie gilt als Aktivposten in Merkels Kabinett. Nur Arbeitsministerin wird sie nicht bleiben können, der Posten geht sicher an die SPD. Als Ärztin wäre sie prädestiniert für das Gesundheitsministerium. Inhaltlich wäre das allerdings ein Abstieg, denn dort wird es in dieser Legislaturperiode kaum etwas zu entscheiden geben. Es sei denn, von der Leyen bekommt die Rente dazu und wird Superministerin. Es gibt entsprechende Gerüchte.
Thomas de Maizière (CDU): Er war Kanzleramtsminister, ist Verteidigungsminister und hat als Letzterer manche Krise überdauert. Die Euro-Hawk-Affäre ist ihm fast zum Verhängnis geworden. Jetzt will er Verteidigungsminister bleiben. Was nur geht, wenn die SPD das Amt nicht will - oder bekommt. In diesem Fall ist eine gleichrangige Anschlussverwendung höchst unsicher.
Angela Merkel (CDU): Ihr Platz am schwarz-roten Kabinettstisch ist sicher: Mitte, mit Blick nach draußen. Merkel bleibt Kanzlerin. Und wird wohl am 17. Dezember zum dritten Mal vereidigt.
Andrea Nahles (SPD): Die Generalsekretärin will mehr. Vielleicht ins Kabinett. Als Arbeitsministerin womöglich. Aber sie würde auch den Fraktionsvorsitz übernehmen. Das käme der gelernten Strippenzieherin durchaus entgegen. In dem Amt könnte sie neue Fäden zur Linken knüpfen. Über ihre enge Mitarbeiterin und Ex-PDS-Abgeordnete Angela Marquardt hat sie in die linke Ecke des Bundestages ohnehin schon beste Kontakte.
Thomas Oppermann (SPD): Ginge es nach ihm, wäre der Fraktionsgeschäftsführer mindestens Kanzler im neuen Kabinett. Da der Posten aber schon von Angela Merkel besetzt ist, würde er auch das Innenressort nehmen. Wenn die CSU es nicht hergeben will, na gut, dann eben Justiz. Dieses Ministerium hatte bisher die FDP. Und die gibt es ja im Bundestag nicht mehr.
Ronald Pofalla (CDU): Merkels Kanzleramtsminister ist vor allem durch totale Loyalität und verbale Übergriffe ("Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen") aufgefallen. Rund um den NSA-Spähskandal machte er keine gute Figur. Jetzt könnte der 54-Jährige mit einem Ministerposten belohnt werden. In Frage käme das wenn auch möglicherweise abgespeckte Wirtschaftsministerium.
Peter Ramsauer (CSU): Für den Verkehrsminister gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er bleibt Verkehrsminister. Oder es stimmt, dass er bei Horst Seehofer in Ungnade gefallen ist. Dann könnte er Minister für Landwirtschaft und Verbraucherschutz werden. Was weder für Rindviecher noch für Verbraucher ein Segen sein dürfte.
Wolfgang Schäuble (CDU): Will die SPD wider alle Vernunft das Finanzministerium nicht, könnte er einfach im Amt bleiben. Wenn doch, dann wird es eng für ihn. Außenminister würde er mit links hinbekommen. Aber vielleicht dankt er auch ab.
Manuela Schwesig (SPD): Sollte die SPD das Familienministerium bekommen, was als wahrscheinlich gilt, dürfte Schwesig für das Amt gesetzt sein. Sie hat sich zwar als Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern profiliert. Aber im Kompetenzteam von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück war für die junge Mutter nur noch Platz als Familiensachverständige.
Frank-Walter Steinmeier (SPD): Außenminister war er schon. Das könnte er noch einmal machen. Aber vielleicht will er auch Fraktionschef bleiben. Der Job macht ihm zunehmend Spaß. Manche sehen ihn auch als Finanzminister. Den Job würde er aber wohl nur machen, wenn es wirklich nicht anders geht.
Johanna Wanka (CDU): Wer es nicht mitbekommen hat, Wanka ist Bundesbildungsministerin, seit Annette Schavan im Sommer wegen ihrer Doktorarbeit zurücktrat. Im Amt ist ihr das Kunststück gelungen, noch blasser zu wirken als ihre Vorgängerin. Wenn das eine Eignungsvoraussetzung ist, wird sie vielleicht Bildungsministerin bleiben können.
Brigitte Zypries (SPD): Als ehemalige Justizministerin bringt sie genügend Erfahrung mit, um erneut ins Kabinett zu kommen. In den Koalitionsverhandlungen war die 60-Jährige (Im Bild mit Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück) Vorsitzende der Unterarbeitsgruppe "Digitale Agenda". Das lässt nicht gerade auf die ganz große zweite Karriere schließen. Linktipp: Welche Rolle der Regionalproporz für die Zusammensetzung des neuen Kabinetts spielt, wird in diesem SZ-Artikel beschrieben.