Merkel bei Laschet:Lieber Langweiler als Entertainer

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Bundeskanzlerin Merkel wird von Armin Laschet begrüßt. (Foto: dpa)

NRW-Ministerpräsident Laschet empfängt Kanzlerin Merkel. Doch auf die schönen Bilder wird und darf es ihm mit Blick auf 2021 nicht ankommen.

Kommentar von Detlef Esslinger

Markus Söder sagt immer, sein Platz sei in Bayern, weshalb er Bilder dagegensetzen will, die ihn out of Bayern zeigen; Armin Laschet will seinen Platz in Nordrhein-Westfalen räumen, weshalb er Bilder braucht, auf denen er mitten in Nordrhein-Westfalen ist.

In einer Bild-Umfrage für ein Szenario mit den Kanzlerkandidaten Scholz, Habeck und Laschet landete Laschet auf Rang vier: relativ klar hinter Scholz und Habeck, alle drei zusammen sehr deutlich hinter einem Wesen namens "Keiner davon"; dieses wird von gut 35 Prozent genannt. Das war die Lage, in der Laschet am Dienstag Angela Merkel empfing.

Wenn die CDU im Winter klärt, wem sie ihren Vorsitz anvertraut - und die Union insgesamt, wem die Kanzlerkandidatur -, wird es keine Rolle spielen, welchem Aspiranten bis dahin die schönsten Bilder gelungen sein werden.

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Söder dachte vielleicht, sich als solch sensationeller Krisenmanager erwiesen zu haben, dass nun auch eine brachiale Inszenierung auf Herrenchiemsee, dem Geburtsort des Grundgesetzes, sowie eine Nordseetour opportun seien. Dann machte er die Erfahrung: Hochmut kommt vor dem Watt. Umgekehrt weiß Laschet, dass es für ihn nur dann einen Weg nach Berlin gibt, sofern er sich in seinem Brot-und-Butter-Amt dauerhaft als der Krise gewachsen erweist. Für jemanden, der sich schuftend geben muss, war daher die Zeche Zollverein in Essen eine opportune Kulisse.

Worauf man sich bei der Union verlassen kann: Sie wird denjenigen nominieren, der ihr die größten Chancen aufs Kanzleramt verspricht. Bleibt es in der Frage nach der Kanzlerpräferenz bei 8,9 Prozent, braucht Laschet gar nicht erst anzutreten; eher würde die Union versuchen, Herrn oder Frau "Keiner davon" zu materialisieren. Womit der Unterschied zu der SPD umschrieben ist: Gab es dort zwar nur einen Kandidaten, der bereitstand und fachlich infrage kommt (der aber richtig), so gibt es in der Union zwar mehrere Kandidaten, die bereitstehen. Von ihnen kommt aber noch keiner so richtig infrage.

Von Merkel gibt es zu dem Thema nun zwei Sätze: Vor einem Monat, neben Söder stehend, sagte sie, "in keiner Weise und in keinem Umfeld" werde sie das kommentieren. Am Dienstag, als ihr Umfeld Armin Laschet war, kommentierte sie: wie harmonisch dieser Mann sein Kabinett führe, welches Rüstzeug und politisches Gewicht er habe. Der Flur in Düsseldorf, auf dem sie dabei stand, war baulich in etwa der maximale Kontrast zu Herrenchiemsee - und verkörperte geradezu, was die Leute im nächsten Jahr wohl nachfragen werden: seriöses, zweckmäßiges Regierungshandwerk ohne Bombasterei. Das Problem von Laschet bleibt, dass viele Wähler nach wie vor skeptisch sind; das Problem von Söder wiederum bleibt, dass dieser Handwerker in seinem Zweitberuf als Staatsschauspieler so aufdringlich daherkommt.

Und Merz? Okay, falls Laschet demnächst Tönnies zum Arbeitsminister macht oder rauskommt, dass Söder die Bögen mit den positiven Testergebnissen aufgegessen hat, in der Hoffnung, dass so niemand von den Pannen erfährt - dann könnte dieser Kandidat noch zum Zuge kommen. Aber mitten in einer Krise jemanden nominieren, von dem man wenig weiß, außer dass er schmissige Reden halten kann und noch eine Rechnung offen hat? Eine Chiffre für Friedrich Merz ist "Keiner davon" sicher nicht.

© SZ vom 19.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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