Liveblog zum Nachlesen:Scholz gewinnt auch die zweite Debatte

Eine Umfrage in der ARD sieht den Kanzlerkandidaten der SPD nach dem zweiten TV-Triell wieder vorne. Eine Trendwende für Laschet oder Baerbock bleibt demnach aus. Der Liveblog zum Nachlesen.

Von Gökalp Babayiğit, Thomas Hummel, Johannes Korsche, Ulrich Schäfer und Christian Wernicke

Gökalp Babayiğit
Gökalp Babayiğit

Nach dem Triell ist vor dem Triell

Schon am kommenden Sonntag werden Annalena Baerbock, Olaf Scholz und Armin Laschet erneut zur besten Sendezeit aufeinandertreffen. Das dritte TV-Triell übertragen dann ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins. Und auch die SZ wird wieder mit einem Liveblog dabei sein. Für heute machen wir nun Schluss. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und gute Nacht.
Thomas Hummel
Thomas Hummel

Scholz auch bei ZDF-Umfrage vorne

Nun auch die Zahlen der Blitzumfrage zum TV-Triell des ZDF. Auch hier liegt Olaf Scholz vorne, allerdings nicht ganz so eindeutig wie in der ARD. 32 Prozent der befragten Zuschauer entschieden sich für ihn, dahinter lag Annalena Baerbock mit 26 Prozent, Armin Laschet kam auf 20 Prozent. 21 Prozent sahen bei der Frage, wer sich am besten geschlagen habe, keinen großen Unterschied. 
Die Forschungsgruppe Wahlen befragte die Personen nach Angaben des Senders telefonisch. Die Umfrage mit 753 Befragten ist repräsentativ für die Zuschauer des TV-Triells, allerdings nicht für alle Wahlberechtigten.
Bei der Frage, wen man am liebsten als Bundeskanzler hätte, zeigte der Sender Ergebnisse vor und nach dem TV-Triell im Vergleich. Demnach lag Scholz nach der Debatte mit 46 Prozent weiterhin an Platz eins, allerdings hatte er vor der Sendung mit 55 Prozent noch mehr Zuspruch gehabt. Laschet konnte mit 28 gegenüber 19 Prozent Boden gut machen. Baerbock verharrte in etwa auf ihrem Niveau: erst 19 Prozent, nach der Sendung 20.
 Bezogen auf die Erwartungen an die Kanzlerkandidaten hieß es von der Forschungsgruppe, dass vor allem Baerbock positiv überrascht habe. Für 53 Prozent habe sie die Erwartungen übertroffen, für 38 Prozent sei sie wie erwartet gewesen und für acht Prozent schlechter. Bei Laschet sagten demnach 35 Prozent „besser als erwartet“ (wie erwartet: 53 Prozent, und schlechter: 12 Prozent) und für 27 Prozent habe sich Scholz besser geschlagen als erwartet (wie erwartet: 58 Prozent, und schlechter: 15 Prozent).
Ulrich Schäfer
Ulrich Schäfer

War das die Trendwende?

Der 11. und 12. September, so lautete die Vorgabe von Markus Söder, müsse die Trendwende für die Union bringen: "Wenn es noch eine Chance gibt, den Trend zu brechen, dann an diesem Wochenende", hatte er am Donnerstag der dpa gesagt. Und? War das nun die Trendwende? Dieses Wochenende bestand aus Unions-Sicht aus zwei Teilen. Zum einen aus dem CSU-Parteitag, auf dem die Delegierten dem Kandidaten Armin Laschet so zugejubelt haben, als wäre das garstige Spiegel-Interview von Generalsekretär Markus Blume ("Natürlich wäre es mit Markus Söder besser gelaufen") niemals erschienen. Zum anderen aus dem zweiten Triell. Wenn man sich die Umfragen nach der Dreier-Debatte anschaut, dann ist die von Söder ersehnte Wende ausgeblieben. Denn Armin Laschet hat nach Ansicht der Befragten auch diese Auseinandersetzung klar, ja sogar überraschend klar gegen Olaf Scholz verloren. Der CDU-Herausforderer ritt zwar eine Attacke nach der anderen gegen Scholz, aber die Zuschauer wussten dies offenbar nicht zu schätzen. Sie entschieden mehrheitlich: Der ruhige Sozialdemokrat ist der kompetentere Bewerber, sie trauen ihm eher zu, das Land zu führen. Jetzt bleiben Laschet und der Union noch zwei Wochen, den Rückstand aufzuholen. Andererseits: Die Umfragen haben in den letzten Jahren vor Wahlen immer wieder ein falsches Bild von der Stimmung der Wähler gezeichnet. Es ist also noch alles drin für Laschet - ausgebliebene Trendwende hin oder her.
Thomas Hummel
Thomas Hummel

Danach ein Bier

Nach der Sendung ließen sich Baerbock, Laschet und Scholz von Parteifreunden und Anhängern feiern. Als erster kam Olaf Scholz vor das Pressezentrum am Fernsehstudio in Berlin-Adlershof, wo mehrere Food Trucks aufgebaut waren. Er ließ sich ein Bier reichen - umringt von Parteichefin Saskia Esken, Arbeitsminister Hubertus Heil, Generalsekretär Lars Klingbeil und zahlreichen Kameras. Kurz danach kam Annalena Baerbock, die unter anderem mit der früheren Agrarministerin Renate Künast sowie Bundesgeschäftsführer Michael Kellner sprach.
Baerbock und Scholz wirkten gelöst und zufrieden - wie auch Armin Laschet. Er war umringt von Mitgliedern seines „Zukunftsteams“. Er gönnte sich ebenfalls ein Bier - mit dabei: der Musiker Leslie Mandoki und die Schauspielerin Uschi Glas. Mandoki war unterem Mitglied der Band Dschinghis Khan.
Johannes Korsche
Johannes Korsche

Sexismus-Debatte in den sozialen Netzwerken

Eine Zuschauer-Umfrage bei Anne Will hat eine Sexismus-Debatte ausgelöst. Der Grund: Annalena Baerbock sei zwar sympathisch, aber nicht kompetent, befanden die Befragten. Darin sehen manche Twitterer einen Beleg für den Sexismus in der Gesellschaft. Die Empörung in einem Tweet:

Ulrich Schäfer
Ulrich Schäfer

Mit wem will Scholz regieren?

Um diese Frage ging es heute Abend, und darum ging es auch vor drei Wochen im großen SZ-Interview. Der Sozialdemokrat machte der FDP damals recht eindeutige Avancen.
Johannes Korsche
Johannes Korsche

Ein Triell mit drei Gewinnern - je nachdem, wen man fragt

Wie äußern sich die Parteien und ihre Vorsitzenden auf Twitter? Ein Überblick.

Markus Söder hat die Trendwende an diesem Wochenende verordnet, nun verkündet er sie. Die SPD freut sich über die ersten Umfragen und den "Riesen" Scholz. Und die Grünen sind so zufrieden mit den Schlussworten von Baerbock, dass sie sie einfach nochmal posten.
Thomas Hummel
Thomas Hummel

Nach-Triell bei Anne Will

Bei Anne Will in der ARD findet quasi ein Nach-Triell statt. Diesmal mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Malu Dreyer (SPD) und der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Katrin Göring-Eckardt. Dreyer wehrt hier die Angriffe von Spahn mindestens ebenso kompetent ab wie Scholz zuvor jene von Laschet. Eher noch eleganter und auch mit etwas mehr Schärfe. Die Grüne Göring-Eckardt ist auch dabei und führt Baerbocks Credo von der nötigen Veränderung fort.
Ulrich Schäfer
Ulrich Schäfer

Merkel-Erbe - oder ein Erbschleicher?

An diesem Abend war der Vorwurf im Triell nicht zu hören, aber Olaf Scholz wird von der Union immer wieder vorgeworfen, er geriere sich zu Unrecht als der wahre Erbe von Angela Merkel. In der Tat spielt der Vizekanzler die Karte als "der Merkel" seit Wochen geschickt. Auch im Triell gab er sich so, als sei er der Amtsinhaber im Kanzleramt (und nicht bloß im Vizekanzleramt namens Finanzministerium). Den Vorwurf, dass Scholz mit seiner Inszenierung ein "Erbschleicher" sei, hatte Markus Söder erstmals vor drei Wochen erhoben. Der CSU-Chef bezog sich damals auf ein Titelbild des SZ-Magazins, welches Scholz mit der Merkel-Raute zeigt.  In der Foto-Kolumne „Sagen Sie jetzt nichts“ hatte der SPD-Bewerber die Geste als Antwort gewählt, als er gefragt wurde, wie sehr er Merkel vermissen werde. 
Thomas Hummel
Thomas Hummel

Umfragen: Sieg für Scholz, keine Trendwende für Laschet

Und nun die endgültige Umfrage bei der ARD zum Triell: Als Sieger der Debatte geht wie beim ersten Triell Olaf Scholz hervor. 41 Prozent der Zuseher fanden den SPD-Mann am überzeugendsten. Dahinter Armin Laschet mit 27 Prozent und Annalena Baerbock mit 25 Prozent. Damit änderte die Sendung quasi nichts in den allgemeinen Festlegungen. Von der geforderten Trendwende für den Unions-Kandidaten Laschet ist - zumindest mit Blick auf diese erste Umfrage - nichts zu sehen. 
Es gab noch einige Unterkategorien in den Umfragen: Baerbock hat die besten Werte in punkto "sympathisch" und "Tatkraft", bei "Glaubwürdigkeit" und "Kompetenz" liegt Scholz vorne. In der Frage, wen würden die Leute direkt zum Bundeskanzler wählen, machen Laschet und Baerbock ein paar Punkte gut, liegen aber immer noch deutlich hinter Scholz, der auf 43 Prozent käme.
Johannes Korsche
Johannes Korsche

Tweet-Storm zum Triell

Während nun fleißig diskutiert wird, wer gewonnen hat, ein kleiner Rückblick auf die sozialen Medien. Auf Twitter kamen 120.000 Tweets zum Triell zusammen. Damit war das Interesse an dem Schlagabtausch größer als an einem sonntäglichen Ritual, das viele Twitterer vermisst haben, dem Tatort. Einig waren sich übrigens die meisten, was die Moderatoren Illner und Köhr anging. Die haben für viele den heutigen Abend verloren. Wer von den drei Kandidaten am überzeugendsten war, ist auf Twitter noch hart umkämpft.
Ulrich Schäfer
Ulrich Schäfer

Wird's noch schmutzig?

Das heutige Triell hat meines Erachtens gezeigt, dass der Wahlkampf noch schmutzig werden könnte. Jedenfalls wird die Union einiges dafür tun, wie die Attacken von Armin Laschet an diesem Abend gezeigt haben. Die Razzia im Finanzministerium - und die Frage, ob dahinter politische Motive standen - dürfte in den nächsten zwei Wochen zu einem noch größeren Thema im Wahlkampf werden. Auch die Furcht vor einem möglichen Linksbündnis wird von CDU und CSU weiter geschürt werden. Jeder Angriff in diese Richtung allerdings enthält im Subtext die Botschaft: Die SPD liegt vor, Scholz kann Kanzler werden. Weshalb sich Armin Laschet am Wochenende zu einer besonders heiklen These verstieg: Es müsse ja nicht zwingend die größte Fraktion den Kanzler stellen. Aha, der CDU-Mann hält es also für möglich, als Zweiter ins Ziel zu gehen. Nur glaubt er im Ernst, dass die Grünen unter den Bedingungen mit ihm regieren würden, in einem Jamaika-Bündnis, wenn sie auch einen Sozialdemokraten zum Kanzler machen könnten?
Christian Wernicke
Christian Wernicke

Fazit aus Düsseldorf

Im ersten Drittel hat Laschet seinen wichtigsten Konkurrenten Scholz vor sich hergetrieben. Später verlor er sich wiederholt in Details, aber er hat gelernt: Er beherrscht jetzt einzeilige Merksätze, er kann södern: "Bundeskanzler des Vertrauens" werden sich seine Anhänger merken. Ob er damit auch Zweifelnde überzeugen kann?
Thomas Hummel
Thomas Hummel

Scholz verteidigt Vorsprung

Armin Laschet suchte den Angriff auf Olaf Scholz, aber das verfängt vermutlich nur bei denjenigen, die ohnehin schon Union wählen. Ob sie Unentschlossene noch für Laschet einnehmen, ist unwahrscheinlich. Dieses Duell geht weitestgehend an Scholz, schlichtweg weil er den Abstand zu Laschet verteidigt. Annalena Baerbock steht dazwischen, fast schon außer Konkurrenz, denn Kanzlerin wird sie wohl nicht mehr werden. Sie wirkte schon fast präsidial. Ob das neue Stimmen bringt oder ob sie im Zweikampf Scholz gegen Laschet verblasst? Schwer zu sagen.

Ulrich Schäfer
Ulrich Schäfer

Sieger Scholz?

Zeitweise hatte ich ja das Gefühl, dass Olaf Scholz an diesem Abend aus dem Tritt geraten könnte. Aber dann fand er zurück in die Spur. Und überließ Armin Laschet die Rolle des Wadenbeißers, der sich an ihm abarbeiten muss - wohl wissend, dass die SPD in den Umfragen vorne liegt. Die Wähler wollen in der Mehrheit eher wenig Veränderung. Das verkörperte der Vizekanzler auch an diesem Abend am besten. Deshalb: ein sehr knapper Sieg für ihn.

Verfolgen Sie das Triell in unserem Live-Blog:

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