Liveblog zum Krieg in Nahost:Israel und Hamas nennen Bedingungen für Verlängerung der Feuerpause

Die Terrororganisation will mehr palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freipressen, Israels Ministerpräsident Netanjahu besteht auf die Freilassung von zehn Geiseln am Tag. US-Präsident Biden kündigt an, sich für eine Verlängerung des Abkommens einzusetzen.

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Wichtige Updates

Saudi-Arabien plant eigenen Gipfel zum Wiederaufbau Gazas 

Hisbollah droht Israel

Israelischer Luftangriff im Gazastreifen - laut Hamas drei Polizisten tot

Große US-Waffenlieferung in Israel eingetroffen 

Rubio beginnt Nahost-Gespräche

Katja Guttmann
Katja Guttmann

USA: Gespräche über Phase zwei der Gaza-Waffenruhe beginnen kommende Woche

Die erste Phase der brüchigen Gaza-Waffenruhe endet am 1. März. Verhandlungen über die zweite Phase kamen bisher nicht recht in Gang. Nun kommt eine Ansage der USA: Die Gespräche über die zweite Phase, in der alle noch lebenden israelischen Geiseln freikommen sollen, werden nach Worten des US-Sondergesandten Steve Witkoff in der kommenden Woche an einem noch unbekannten Ort fortgesetzt.

Er habe sehr „produktive und konstruktive“ Telefonate mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und dem ägyptischen Geheimdienstchef Hassan Raschad geführt, sagte Witkoff dem US-Sender Fox News. Beide Länder hatten gemeinsam mit den USA als Vermittler die Waffenruhe und den Geiseldeal eingefädelt.

Netanjahus Büro teilte direkt nach der Ankündigung Witkoffs mit, das israelische Sicherheitskabinett werde am Montag über die zweite Phase beraten. Zudem habe er eine Delegation israelischer Unterhändler angewiesen, am Montag zu Gesprächen in die ägyptische Hauptstadt Kairo zu reisen. Nach der Sitzung des Sicherheitskabinetts würden diese Unterhändler Anweisungen für die zweite Phase erhalten, in der die Kämpfe endgültig enden sollen.
Sebastian Strauß

Israel will trotz ablaufender Frist fünf Posten im Südlibanon halten 

Israel plant, auch nach Ablauf der Frist für den Abzug seiner Truppen aus Libanon fünf militärische Posten im Grenzgebiet zu halten. "Wir müssen gegenwärtig an diesen Punkten bleiben, um israelische Bürger zu verteidigen, um sicherzustellen, dass der Prozess abgeschlossen ist", sagte ein Militärsprecher am Montag. Auch diese Orte würden langfristig an das libanesische Militär übergeben. 

Die Standorte befänden sich in der Nähe israelischer Gemeinden oder seien strategisch gelegen bezüglich israelischer Städte wie Metula im äußersten Norden Israels. Die Sicherheitslage sei "sehr, sehr komplex". Diese vorübergehende Maßnahme sei mit der zuständigen Staatengruppe unter Führung der USA zusammen mit Frankreich, Libanon, Israel und der UN-Friedenstruppe Unifil vereinbart worden sei. Eine offizielle Bestätigung der Staaten gab es bisher nicht. 

Die Waffenruhe, die nach fast einem Jahr des Krieges zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah vereinbart worden war, sieht vor, dass Israel bis Dienstag seine Truppen aus Libanon vollständig abzieht. Die Frist war bereits einmal verlängert worden. Nach Angaben der israelischen Armee werde die Verantwortung in den geräumten Gebieten an die libanesische Armee übergeben. Die libanesischen Truppen sollen laut Vereinbarung die Einhaltung der Waffenruhe sicherstellen und eine Rückkehr der Hisbollah in Gebiete im Südlibanon verhindern. 

Die fünf Posten entlang der Grenze werde Israel nach eigener Darstellung halten, da die libanesische Armee bisher nicht schnell genug nachgerückt sei. Außerdem habe sich die Hisbollah nicht wie vereinbart hinter den etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze gelegenen Litani-Fluss zurückgezogen.

Sebastian Strauß

Netanjahu unterstützt Trumps Plan für den Gazastreifen 

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat seine Ablehnung einer Übernahme des Gazastreifens durch die Palästinensische Autonomiebehörde bekräftigt. Stattdessen unterstütze er Trumps Plan, der die dauerhafte Umsiedlung der etwa zwei Millionen Bewohner Gazas in arabische Staaten vorsieht. „Ich bin dem Plan von US-Präsident Trump für die Schaffung eines anderen Gazastreifens verpflichtet“, sagte Netanjahu nach Angaben seines Büros.

Der Sender Sky News Arabia hatte am Sonntag berichtet, dass die Hamas dazu bereit sein könnte, die Kontrolle im Gazastreifen wieder an die Autonomiebehörde zu übergeben. Beobachter gehen davon aus, dass Netanjahu dies auch ablehnt, weil es den Druck für eine von ihm abgelehnte Zweistaatenlösung erhöhen könnte.
Sebastian Strauß

Saudi-Arabien plant eigenen Gipfel zum Wiederaufbau Gazas 

Saudi-Arabien lädt zu einem Gipfeltreffen ein, um über die Zukunft des Gazastreifens zu beraten. Nach Informationen der Deutsche Presse-Agentur werden am Freitag in Riad Staats- und Regierungschefs aus Ägypten, Jordanien und den Golfstaaten erwartet. Ein zentraler Punkt der Gespräche soll ein ägyptischer Vorschlag sein, der vorsieht, den Wiederaufbau des zerstörten Küstengebiets unter „vollständiger Aufsicht“ arabischer Länder zu organisieren. 

Hintergrund des Treffens ist die anhaltende Debatte über die Zukunft des Gazastreifens. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt vorgeschlagen, die rund zwei Millionen Bewohner Gazas dauerhaft in arabische Staaten umzusiedeln. Ägypten, Jordanien und andere arabische Länder der Region lehnen dies ab. Ägypten will mit einem eigenen Plan für den Wiederaufbau Gazas verhindern, dass die USA und Israel den Vorschlag Trumps weiter vorantreiben. Der Wiederaufbau des Gazastreifens könnte nach jüngsten UN-Schätzungen etwa 51 Milliarden Euro kosten. Wer den Wiederaufbau bezahlen soll, ist offen.
Philipp Saul
Philipp Saul

Geiseln seit 500 Tagen im Gazastreifen

Der 7. Oktober 2023 war der Tag, der Israel so sehr erschüttert hat wie kaum ein anderer in der Geschichte des Landes. In den frühen Morgenstunden griffen Hamas-Kämpfer zahlreiche Orte, Kibbuze und Armeestützpunkte entlang der Grenze zum Gazastreifen an. Bei dem Massaker wurden mehr als 800 Zivilisten und rund 370 Soldaten getötet. Etwa 250 Geiseln wurden in den Gazastreifen verschleppt. Auch an diesem Montag, 500 Tage später, befinden sich noch 73 Geiseln in der Gewalt der Hamas, vermutlich lebt nur noch etwa die Hälfte von ihnen.

Das Forum der Angehörigen der Entführten hat für heute unter dem Motto „Holt sie aus der Hölle“ zu Kundgebungen und einem Tag des Fastens aufgerufen, um an ihr Schicksal zu erinnern. Das Fasten soll am frühen Mittag beginnen und am Abend mit einer Kundgebung in Tel Aviv enden.
Eine Installation am Strand von Tel Aviv, die an die 73 Geiseln erinnern soll, die sich seit 500 Tagen in der Gewalt der Hamas befinden.
Eine Installation am Strand von Tel Aviv, die an die 73 Geiseln erinnern soll, die sich seit 500 Tagen in der Gewalt der Hamas befinden. Foto: Reuters
Philipp Saul
Philipp Saul

Hisbollah droht Israel

Die libanesische Hisbollah beharrt auf einem vollständigen Abzug israelischer Truppen aus Libanon bis zu diesem Dienstag. Der Chef der Schiitenmiliz, Naim Qassem, forderte in einer Fernsehansprache, Israel müsse sich wie vereinbart „am 18. Februar vollständig und ohne Ausreden zurückziehen“. Dafür zu sorgen sei Aufgabe des libanesischen Staates. Sollten über dieses Datum hinaus israelische Truppen in Libanon bleiben, handele es sich um eine Besatzung – und „jeder weiß, wie mit einer Besatzung umgegangen wird“, warnte Qassem. 

Nach unbestätigten Medienberichten fordert Israel, die Abzugsfrist bis zum 28. Februar zu verlängern. Libanons mit der Hisbollah verbündeter Parlamentssprecher Nabih Berri und der neue Präsident Joseph Aoun lehnen das ab. Nach Darstellung Israels rückt die libanesische Armee, die das Einhalten der Waffenruhe sicherstellen und eine Rückkehr der Hisbollah in Gebiete im Süden Libanons verhindern soll, nicht schnell genug nach. Die Hisbollah habe sich außerdem nicht wie vereinbart hinter den etwa 30 Kilometer nördlich der Landesgrenze gelegenen Litani-Fluss zurückgezogen. 
Nadja Tausche
Nadja Tausche

USA: Anführer von al-Qaida-Ableger in Syrien getötet

Das US-Militär hat nach eigenen Angaben bei einem Luftangriff im Nordwesten Syriens einen wichtigen Vertreter eines Ablegers des Terrornetzwerks al-Qaida getötet. Bei dem Getöteten handle es sich um einen „hochrangigen Finanz- und Logistikbeauftragten der Terrororganisation Hurras al-Din“, erklärte das US-Zentralkommando. Weitere Einzelheiten zu dem Angriff nannte es nicht. US-Streitkräfte haben bereits mehrmals Mitglieder von Hurras al-Din ins Visier genommen. 
Dimitri Taube

Israelischer Luftangriff im Gazastreifen - laut Hamas drei Polizisten tot

Bei einem israelischen Luftangriff im Süden des Gazastreifens sind nach Hamas-Angaben drei Polizisten getötet worden. Das von der Terrororganisation geführte Gaza-Innenministerium bezeichnete den Vorfall als Verletzung der am 19. Januar vereinbarten Waffenruhe und forderte die Vermittler des Abkommens und die internationale Gemeinschaft auf, Israel zu einem Stopp von gezielten Angriffen auf Polizeikräfte zu zwingen. Die Polizisten seien in dem Gebiet östlich von Rafah nahe der Grenze zu Ägypten eingesetzt gewesen, um die Zufahrt von Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen zu sichern. 

Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete zudem, bei dem Angriff sei ein weiterer Zivilist verletzt worden, als eine israelische Drohne im Osten der Stadt Rafah auf eine Gruppe geschossen habe.

Die israelische Armee teilte mit, mehrere Bewaffnete hätten sich im Süden des Gazastreifens israelischen Truppen genähert. Daraufhin seien sie von der Luftwaffe angegriffen worden. Es seien „Treffer identifiziert“ worden. Dass drei Polizisten getötet worden sein sollen, ging nicht aus der Mitteilung hervor.

Israels Armee wiederholte Aufrufe an Einwohner des Gazastreifens, sich dort positionierten Truppen nicht zu nähern.
Birgit Kruse
Birgit Kruse

Große US-Waffenlieferung in Israel eingetroffen 

Eine von der neuen US-Regierung freigegebene Lieferung schwerer Bomben ist in Israel eingetroffen. Die Bomben des Typs MK-84 seien in der Nacht im Hafen von Aschdod angekommen und auf Dutzende Lastwagen umgeladen worden, teilte das israelische Verteidigungsministerium mit. Sie seien dann in Militärbasen der israelischen Luftwaffe transportiert worden

Seit Beginn des Gaza-Kriegs mit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 seien mehr als 76 000 Tonnen Militärausrüstung in 678 Flugzeugtransporten und 129 Seetransporten aus den USA nach Israel gebracht worden. Dies sei die „größte Luft- und Seebrücke in Israels Geschichte“ gewesen.

Verteidigungsminister Israel Katz sagte, die von US-Präsident Donald Trump freigegebene Lieferung beweise „das starke Bündnis zwischen Israel und den Vereinigten Staaten“. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth habe ihm versichert, dass die USA Israel weiterhin „mit allen zur Gewährleistung seiner Sicherheit notwendigen Mitteln versorgen werden“.

Trump hatte die von seinem Vorgänger Joe Biden zurückgehaltene Lieferung von 2000-Pfund-Bomben an Israel freigegeben. Im vergangenen Jahr hatte die US-Regierung von Biden eine Lieferung der schweren Bomben aus Sorge gestoppt, sie könnten in bewohnten Gebieten in dem abgeriegelten Gazastreifen eingesetzt werden.
Dimitri Taube

Rubio beginnt Nahost-Gespräche

US-Außenminister Marco Rubio trifft sich an diesem Sonntagvormittag mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Danach sind laut Rubios Besuchsprogramm Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Gideon Saar sowie mit Israels Staatspräsident Isaac Herzog geplant. Rubio hatte vor Antritt seiner Reise die arabischen Staaten zu eigenen Vorschlägen bezüglich der Zukunft des Gazastreifens aufgefordert, nachdem US-Präsident Donald Trump mit seinem Plan zur dauerhaften Umsiedlung der rund zwei Millionen Bewohner in arabische Staaten für Unruhe gesorgt hatte.

Nach Trumps Vorstellung soll der verwüstete Gazastreifen unter Kontrolle der USA in eine „Riviera des Nahen Ostens“ verwandelt werden. Nach Israel wollte Rubio nach Saudi-Arabien sowie in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen. 
Dimitri Taube

Berichte: Freigelassene Geiseln erzählen von Misshandlungen

Nach der Freilassung von drei weiteren israelischen Geiseln aus der Gewalt islamistischer Terrororganisationen im Gazastreifen sind erste Schilderungen der Entführten bekanntgeworden. Die mehr als 16 Monate in der Gewalt der Islamisten seien eine „sehr harte Gefangenschaft, einschließlich körperlicher Misshandlung“, gewesen, schrieb die Zeitung Times of Israel unter Berufung auf Berichte mehrerer israelischer TV-Sender. So sei Sagui Dekel-Chen bei Verhören durch die Hamas gefoltert worden. Dem Fernsehsender Kanal 12 zufolge weise sein Körper entsprechende Narben auf. Der 36-Jährige habe die ganzen Monate über nicht gewusst, ob seine Familie das Massaker vom 7. Oktober 2023 überlebt hatte. Und erst kurz vor seiner Freilassung hätten seine Entführer ihm erzählt, dass seine Frau eine Tochter zur Welt gebracht habe, berichtete der Sender Kan.

Der 29-jährige Alexander (Sascha) Trufanov - auch er kam am Samstag frei - habe wiederum bis zur Freilassung nicht gewusst, dass sein Vater bei dem Massaker an jenem 7. Oktober getötet wurde, hieß es weiter. Er sei in Tränen ausgebrochen, als er es von Vertretern der israelischen Armee erfuhr.

Wie die Times of Israel weiter berichtete, verlor der ebenfalls freigelassene Iair Horn (46) während der Gefangenschaft Dutzende Kilogramm an Gewicht und sei kaum medizinisch versorgt worden. Alle drei Geiseln hätten oft Hunger gelitten. Sie seien die meiste Zeit in Tunneln in Chan Yunis im Süden des Gazastreifens festgehalten worden, nur wenige hundert Meter von ihren Häusern im Kibbuz Nir Oz entfernt. 

Bereits am Samstag vor einer Woche, als auch drei Geiseln freigelassen wurden, gab es Sorgen um ihren Gesundheitszustand. TV-Aufnahmen der abgemagert, schwach und blass aussehenden Männer sorgten in Israel für Entsetzen. „So sieht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus“, hatte der israelische Staatspräsident Isaac Herzog erklärt.
Christian Helten
Christian Helten

Trotz Waffenruhe: Drei Tote bei israelischen Angriffen in Libanon

Trotz einer Waffenruhe sind bei israelischen Luftangriffen in Libanon offiziellen Angaben zufolge drei Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden. Zwei Tote habe es gegeben, als eine israelische Drohne eine Rakete auf ein Auto in dem Ort Arabsalim abgeschossen habe, teilte das Notfallzentrum des Gesundheitsministeriums mit. Dabei seien auch fünf Menschen verletzt worden. Unter den Toten sei ein Mitglied einer Einheit der Hisbollah-Miliz, die für Drohnenangriffe zuständig sei, berichteten libanesische Medien.

Die israelische Armee teilte mit, sie habe einen Terroristen der Hisbollah-Luftstreitkräfte im Südlibanon angegriffen. Der Mann habe in den vergangenen Wochen wiederholt gegen die Abmachungen über die Waffenruhe zwischen Israel und Libanon verstoßen, unter anderem durch den Abschuss von Drohnen auf israelisches Gebiet. 

Nach Angaben des Notfallzentrums des Gesundheitsministeriums gab es einen weiteren Toten, als ein Gebäude in dem Ort Ain Kana infolge eines israelischen Angriffs einstürzte. Die israelische Armee bestätigte diesen Angriff zunächst nicht, sondern teilte auf Anfrage nur mit, sie prüfe die Angaben.

Israel und Libanon hatten sich Ende November auf eine Waffenruhe und den Abzug der israelischen Truppen aus dem Süden Libanons verständigt. Die Hisbollah-Miliz hatte Israel fast 14 Monate heftig beschossen. Israel reagierte mit verheerenden Bombardierungen und tötete führende Hisbollah-Mitglieder. Die Waffenruhe-Vereinbarung wurde im Januar bis zum 18. Februar verlängert.
Christian Helten
Christian Helten

Nach Attacke auf UN-Konvoi: Libanon nimmt Verdächtige fest

Nach einem Angriff auf einen Konvoi von UN-Blauhelmsoldaten in Libanon haben die Behörden dort nach eigenen Angaben mehr als 25 Verdächtige festgenommen. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur NNA unter Berufung auf Innenminister Ahmad Hadschar. Das bedeute nicht, dass alle am Angriff beteiligt gewesen seien. „Aber die Ermittlungen werden zeigen, wer verantwortlich ist.“

Ministerpräsident Nauaf Salam ordnete eine umfassende Untersuchung an. Auch international sorgte der Vorfall für Aufsehen. Unter anderem die USA und Katar verurteilten den Angriff. Die libanesische Regierung bekräftigte ihre Unterstützung für die Unifil-Mission und betonte die Notwendigkeit, Ordnung und Stabilität im Land zu wahren.

Der Vorfall auf der zum Flughafen der Hauptstadt Beirut führenden Straße wird mit Anhängern der Hisbollah in Verbindung gebracht. Dort war es bereits am Vortag zu Protesten mit brennenden Reifen gekommen. Die Proteste begannen, als einem Flugzeug aus Iran Medienberichten zufolge die Landeerlaubnis in Libanon verweigert wurde. Die israelische Armee hatte zuvor erklärt, die Hisbollah nutze zivile Flüge, um Geld für ihren Waffenhandel zu schmuggeln.

Am Samstag kam es bei Protesten von Unterstützern der Hisbollah in Libanons Hauptstadt Beirut erneut zu Auseinandersetzungen mit der libanesischen Armee. Das Militär sei mit Tränengas gegen die Protestierenden vorgegangen, berichtete die Nachrichtenseite L'Orient Today.

Auf Bildern des libanesischen TV-Senders Al-Dschadid war zu sehen, wie Rauch über den Protestierenden aufstieg. Die Protest-Teilnehmer hätten zuvor Steine auf die Soldaten geworfen, hieß es.
Violetta Simon
Violetta Simon

Hunderte palästinensische Häftlinge frei

Israel hat nach der Freilassung dreier israelischer Geiseln Hunderte palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. Vier Busse mit Palästinensern seien im Gazastreifen angekommen, teilten Beamte dort mit. Zuvor hatte Berichten zufolge bereits ein Kleinbus mit acht Insassen Ramallah im Westjordanland erreicht.

Die Busse wurden von Hunderten erwartet. Die Wiedersehensfreude der Angehörigen und der ehemaligen Häftlinge in Ramallah war riesig, wie auf Aufnahmen zu sehen war.
Bei der Ankunft in Ramallah wurden die palästinensischen Gefangenen von einer jubelnden Menschenmenge empfangen.
Bei der Ankunft in Ramallah wurden die palästinensischen Gefangenen von einer jubelnden Menschenmenge empfangen. dpa
Insgesamt sollen 369 inhaftierte Palästinenser freikommen. Darunter sind 333 Personen, die im Gazastreifen nach dem 7. Oktober festgenommen wurden, sowie 36, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden waren. Von den 36 Häftlingen stammen 29 aus dem Westjordanland und sieben aus Ost-Jerusalem. 24 von ihnen sollen aufgrund ihrer schweren Straftaten im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Hamas ins Ausland gebracht werden und nicht in ihre Heimatorte zurückkehren. 
Palästinensische Gefangene werden nach ihrer Freilassung im Westjordanland begrüßt.
Palästinensische Gefangene werden nach ihrer Freilassung im Westjordanland begrüßt. . dpa
Israelischen Medien zufolge müssen Hunderte der freikommenden Palästinenser auf Anordnung Israels Pullover mit einem Davidstern und der arabischen Aufschrift „Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht“ tragen. Dies sei offenbar eine Reaktion auf die Inszenierungen der Islamisten rund um die Geiselfreilassungen im Gazastreifen, schrieb die Zeitung Times of Israel. Mit der öffentlichen Zurschaustellung der Geiseln, die auf Bühnen vorgeführt werden, wollen die Islamisten Woche für Woche ihre Macht demonstrieren. 
Violetta Simon
Violetta Simon

Freigelassene Geiseln unterwegs nach Hause

Nach ihrer Freilassung im Gazastreifen sind Sagui Dekel-Chen, 36, Iair Horn, 46 und der 29-jährige Alexander (Sascha) Trufanov wieder in ihrer Heimat zurück: Das israelische Militär brachte sie über die Grenze, wie die Armee mitteilte. Sie seien nun auf dem Weg zu einer Armeeeinrichtung im Süden Israels. Dort sollen sie auch ihre Angehörigen treffen. In einer Fernseh-Liveübertragung war zu sehen, wie die Geiseln aus dem Gazastreifen von den Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad an das Rote Kreuz übergeben wurden.
Freunde von Sagui Dekel-Chen verfolgen via Live-Übertragung seine Freilassung.
Freunde von Sagui Dekel-Chen verfolgen via Live-Übertragung seine Freilassung. dpa
Dekel-Chen, der auch US-amerikanischer Staatsbürger ist, ist während seiner Geiselhaft zum dritten Mal Vater geworden. Er verpasste auch den ersten Geburtstag seiner jüngsten Tochter. Die älteste Tochter habe jeden Tag nach ihrem Vater gefragt, ob er zurückkommen werde, sagte seine Frau israelischen Medien zufolge.
Sagui Dekel-Chen (l.) und Sascha Trufanov stehen zwischen Kämpfern der Hamas und des Islamischen Dschihad, als sie dem Roten Kreuz im Gazastreifen übergeben werden.
Sagui Dekel-Chen (l.) und Sascha Trufanov stehen zwischen Kämpfern der Hamas und des Islamischen Dschihad, als sie dem Roten Kreuz im Gazastreifen übergeben werden. . dpa
Trufanov, der auch russischer Staatsbürger ist, arbeitete nach Angaben des Forums der Geiselangehörigen als Ingenieur. Bei dem Terrorüberfall wurde Trufanovs Vater getötet, seine Mutter, Großmutter und Partnerin wurden ebenfalls entführt. Die drei Frauen kamen im Rahmen eines ersten Abkommens zwischen Israel und der Hamas im November 2023 frei. In einem Clip im November 2024 hatte Trufanov unter anderem die harten Umstände der Geiselhaft beschrieben. Auch Russland schaltete sich in den Fall ein.
 Alexander Trufanov, der die israelische und die russische Staatsbürgerschaft besitzt, wird von Islamisten eskortiert.
Alexander Trufanov, der die israelische und die russische Staatsbürgerschaft besitzt, wird von Islamisten eskortiert. . dpa
Iair Horn wurde nach Angaben des Forums der Geisel-Familien in Argentinien geboren, die Familie wanderte später nach Israel aus. Terroristen hatten Horn vor mehr als 16 Monaten aus seinem Haus entführt. Auch sein jüngerer Bruder, der damals zu Besuch war, wurde verschleppt. Er wird weiterhin im Gazastreifen festgehalten.
Iair Horn, israelischer und argentinischer Staatsbürger, wird von Hamas-Kämpfern auf die Bühne geführt.
Iair Horn, israelischer und argentinischer Staatsbürger, wird von Hamas-Kämpfern auf die Bühne geführt. dpa
Nachdem die Hamas Anfang der Woche eine Aussetzung der Geiselfreilassungen verkündet hatte, herrschte zunächst Sorge, dass der Krieg wieder losbrechen könnte. Israel verstoße gegen Vereinbarungen und behindere Hilfslieferungen, hatte die Hamas ihren Schritt begründet. US-Präsident Donald Trump forderte daraufhin ultimativ die Freilassung gleich aller Geiseln bis heute Mittag – sonst breche "die Hölle los". 

Von den insgesamt 251 von der Hamas bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppten Menschen werden noch 73 im Gazastreifen festgehalten. 35 von ihnen sind nach israelischen Angaben bereits tot. 
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