Rotes Meer:Erneuter Großangriff der Huthi-Rebellen

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Mehrere große Reedereien meiden seit den Angriffen die Route durch das Rote Meer und den Suezkanal, auch Deutschlands größte Containerschiff-Reederei Hapag-Lloyd. (Foto: Bodo Marks/dpa)

18 Drohnen und drei Raketen sind nach Angaben des US-Regionalkommandos aus den von der islamistischen Miliz kontrollierten Gebieten in Richtung internationaler Schifffahrtswege abgefeuert worden. Erste große Reedereien meiden den Suezkanal.

Nach Angaben des zuständigen US-Regionalkommandos hat die von Iran unterstützte Huthi-Miliz in Jemen einen ihrer bisher größten Angriffe auf den Schiffsverkehr im Roten Meer unternommen. 18 Drohnen und drei Raketen seien von Einheiten der USA und Großbritanniens abgefangen worden. Verletzte oder Schäden seien nicht gemeldet worden, hieß es. Die Geschosse der Huthis seien aus den von der islamistischen Miliz kontrollierten jemenitischen Gebieten in das südliche Rote Meer in Richtung internationaler Schifffahrtswege mit Dutzenden Handelsschiffen abgefeuert worden, teilte das US-Regionalkommando weiter mit.

Seit Ausbruch des Gaza-Krieges zwischen Israel und der Hamas greifen die Huthis, die sich mit der radikal-islamistischen Hamas solidarisch erklärt haben, immer wieder Schiffe mit angeblich israelischer Verbindung im Roten Meer an. Nur Frachtern, die Hilfsgüter für den Gazastreifen lieferten, würde die Durchfahrt gewährt. Die Huthi-Miliz greift auch Israel immer wieder direkt mit Drohnen und Raketen an.

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Die Miliz kündigt weitere Angriffe auf Schiffe im Roten Meer an und sagt, sie sei bereit, den Konflikt mit den USA zu eskalieren. Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln besuchen Berlin.

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Mehrere große Reedereien meiden seit den Angriffen die Route durch das Rote Meer und den Suezkanal, auch Deutschlands größte Container-Reederei Hapag-Lloyd. "Wir betrachten die Situation weiter als gefährlich und werden weiterhin über das Kap der Guten Hoffnung umleiten", erklärte ein Konzernsprecher am Dienstag. Die Lage werde täglich überprüft und die nächste Entscheidung am kommenden Montag getroffen. Die weltweit fünftgrößte Reederei mit Sitz in Hamburg hat - wie einige andere auch - den Suezkanal seit Wochen umfahren und dabei auf die unsichere Lage in dem Seegebiet verwiesen.

Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer. Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg zwischen Asien und Europa. Die Alternativstrecke um das südafrikanische Kap der Guten Hoffnung verlängert die Transporte um einige Tage.

Britischer Verteidigungsminister droht Huthis

Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps verurteilte die Angriffe und drohte der Huthi-Miliz: "Großbritannien hat gemeinsam mit seinen Verbündeten bereits klargemacht, dass diese illegalen Angriffe absolut inakzeptabel sind", schrieb Shapps auf X, "und wenn sie fortgesetzt werden, werden die Huthis die Konsequenzen tragen. Wir werden die nötigen Maßnahmen ergreifen, um unschuldige Leben und die weltweite Wirtschaft zu schützen."

Großbritannien unterstützt die USA bei der Sicherheitsinitiative "Operation Prosperity Guardian". Angesichts der zunehmenden Zahl von Angriffen auf Handelsschiffe im Roten Meer durch die Huthi-Miliz hatte das US-Militär in der Region seine Zusammenarbeit mit den Streitkräften anderer Länder Mitte Dezember verstärkt. An der Mission beteiligen sich nach Angaben aus dem US-Verteidigungsministerium in Washington neben dem Vereinigten Königreich, auch Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, die Seychellen und Spanien. Durch die stärkere Kooperation zwischen den Seestreitkräften soll der Schutz von Handelsschiffen verbessert werden.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP will der UN-Sicherheitsrat an diesem Mittwoch über eine Resolution abstimmen, die die Angriffe der Miliz verurteilt und einen sofortigen Stopp der Attacken fordert. Dem Bericht zufolge sollen die USA die Resolution zur Abstimmung vorgelegt haben. In der Resolution heißt es, die Angriffe der Huthi-Rebellen behinderten den Welthandel und "die freie Schifffahrt sowie den Frieden und die Sicherheit in der Region".

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Nach den Attacken von Huthi-Milizen auf Frachter verstärken sich die internationalen Bemühungen um mehr Schutz für die Schiffe. Eine Anfrage ging auch an die Bundesregierung.

Von Paul-Anton Krüger

Baerbock in Libanon, Habeck in Saudi-Arabien

Der erneute Angriff der Miliz ereignete sich kurz vor den Gesprächen von Außenministerin Annalena Baerbock in Libanon. Im dortigen Grenzgebiet zu Israel haben die Auseinandersetzungen zwischen Israel und der ebenfalls von Iran unterstützten Hisbollah deutlich zugenommen. Die Hisbollah ist mit der Hamas verbündet. Baerbock will an diesem Mittwoch in der libanesischen Hauptstadt Beirut die UN-Beobachtermission Unifil besuchen und sich über die aktuelle Lage informieren. Unifil überwacht das Grenzgebiet zwischen Israel und Libanon. Auf dem Programm Baerbocks in Beirut stehen auch Gespräche mit dem geschäftsführenden libanesischen Premierminister Nadschib Mikati und dem Kommandeur der Streitkräfte.

Während Außenministerin Baerbock Gespräche in Libanon führt, besucht ihr Parteikollege Robert Habeck Saudi-Arabien. Der Vizekanzler und Wirtschaftsminister will in der Hauptstadt Riad Gespräche zur Sicherheitslage in der Region und zu Energiefragen führen. Saudi-Arabien spielt eine wichtige Rolle mit Blick auf den Gaza-Krieg. Israel und die Regierung in Riad hatten sich zuletzt angenähert, ein Prozess, der auch nach dem Terrorangriff der Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen in Israel am 7. Oktober nicht ganz zum Erliegen kam. Saudi-Arabien hilft zudem, Raketenbeschuss der Huthis auf Israel abzufangen.

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