Ampel-Koalition:Lindner schließt Abschaffung des Ehegattensplittings aus

Christian Lindner (FDP), Bundesminister der Finanzen, geht es vor allem darum, Unternehmen Steuern zu ersparen. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

"Das wird nicht kommen in dieser Wahlperiode des Deutschen Bundestages", sagt der Finanzminister und erteilt damit dem Vorschlag des SPD-Chefs Klingbeil eine Absage.

Bundesfinanzminister und FDP-Vorsitzender Christian Lindner spricht sich deutlich gegen eine zeitnahe Abschaffung des Ehegattensplittings aus. "Das wird nicht kommen in dieser Wahlperiode des Deutschen Bundestages", sagte Lindner im "Interview der Woche" von BR24. Der Schritt sei weder in der Koalition verabredet, noch sei er für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler fair. "Die arbeitende Mitte in unserem Land trägt bereits hohe Lasten und darf nicht weiter belastet werden."

SPD-Chef Lars Klingbeil hatte sich Anfang der Woche dafür ausgesprochen, das Ehegattensplitting abzuschaffen, um so Einsparungen beim Elterngeld abzuwenden. "Wir schaffen endlich das Ehegattensplitting ab. Damit würden wir dem antiquierten Steuermodell, das die klassische Rollenverteilung zwischen Mann und Frau begünstigt, ein Ende setzen. Und der Staat würde Geld sparen", sagte Klingbeil dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Lindner kommentierte Klingbeils Vorschlag mit den Worten: "Ich werte das bereits als Wahlkampfmelodie für das Jahr 2025."

SZ PlusMeinungSozialdemokraten
:Da, wo das Herz schlägt

Es ist kein Fehler, wenn die SPD das antiquierte Ehegattensplitting abschaffen will. Denn bei aller Krisenbewältigung darf sie die soziale Frage und die Ärmeren im Land nicht vergessen.

Kommentar von Mike Szymanski

Unterstützung für seinen Vorschlag bekam Klingbeil unterdessen aus den eigenen Reihen. "Das Ehegattensplitting aus der Adenauerzeit hat das Bild vor Augen, dass die Frau zu Hause ist und sich um Heim, Herd und Kind kümmert, während der Mann das Familieneinkommen beschafft. Diese Einstellung hat sich gründlichst verändert", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil der Deutschen Presse-Agentur in Hannover.

Beim Ehegattensplitting wird das gemeinsame Einkommen eines Paares halbiert, die darauf entfallende Einkommensteuer berechnet und die Steuerschuld anschließend verdoppelt. Das nützt vor allem Paaren, bei denen ein Partner viel und der andere wenig verdient.

© SZ/dpa/hij - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungGleichberechtigung
:Unser Steuersystem ist ein Fossil

Ehegattensplitting, Witwenrente und der Mann als erster Ansprechpartner des Finanzamts. Wie Deutschland Steuern und Abgaben erhebt, passt nicht mehr zur Lebensrealität der Familien.

Kommentar von Kerstin Bund

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: