CDU-Parteitag im Newsblog zum Nachlesen:Laschets erste Rede, Spahns schlechtes Ergebnis

Sieger Armin Laschet am CDU-Parteitag. (Foto: imago images/sepp spiegl)
  • Auf einem digitalen Parteitag hat die Mehrheit der CDU-Delegierten an diesem Samstag Armin Laschet zum neuen Parteivorsitzenden gewählt.
  • Laschet setzt sich in einer Stichwahl gegen Unionsfraktionschef Friedrich Merz durch. In seiner ersten Rede als CDU-Chef zeigt sich Laschet integrierend.
  • Außenpolitiker Norbert Röttgen scheidet im ersten Wahlgang aus. Er wird später erstmals ins Präsidium gewählt.
  • Bei der Wahl der fünf Stellvertreter schneidet Gesundheitsminister Spahn am schlechtesten ab.
  • Mit der Neuwahl endet eine fast ein Jahr dauernde innerparteiliche Hängepartie nach der Rücktrittsankündigung von Parteichefin Kramp-Karrenbauer. Das Ergebnis muss aber noch in einer Briefwahl bestätigt werden.

Von S. Braun, N. Fried, B. Herrmann, V. Spinrad, J. Schneider, J. Auel und B. Galaktionow, Berlin/München

Die Ereignisse im Liveblog:

Barbara Galaktionow
Barbara Galaktionow

Wir beenden unseren Liveblog!


Liebe Leserinnen und Leser, der CDU-Parteitag ist vorbei und auch wir beenden an dieser Stelle unseren heutigen Liveblog. Auf unserer Homepage finden Sie weitere Artikel zum Thema: Christian Wernicke porträtiert den neuen Parteichef Armin Laschet, Nico Fried beschreibt in seinem Feature den digitalen Wahltag. Robert Roßmann sieht in dem Wahlergebnis eine Absage an die One-Man-Show. Wir wünschen Ihnen noch ein angenehmes Wochenende!
Stefan Braun

Merz will Bundeswirtschaftsminister werden


Wer sich nun fragt, was Friedrich Merz machen will, bekommt doch noch eine Antwort. Er will Bundeswirtschaftsminister werden. Und zwar so schnell wie möglich, also noch in dieser Legislaturperiode. Das, so wird es der SZ bestätigt, hat Merz nach der Niederlage seinem Bezwinger Laschet angeboten. Wobei "Angebot" natürlich ein bisschen merkwürdig klingt. Man könnte es auch Forderung nennen. Zuerst hatte Reuters darüber berichtet.

Antworten gibt es darauf bislang nicht. Ärger aber dürfte das sehr bald auslösen. Ein ähnliches Ansinnen gab es schon unter Laschets Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer, damals zerschellte die Idee aber an Angela Merkel. Und die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß, dass das dieses Mal anders sein könnte. Statt dass Ruhe einkehrt, hat der neue Parteichef schon wieder eine Baustelle. In seiner Dankesrede hatte er noch angekündigt, er werde sich in Ruhe mit Merz zusammen setzen. Viel Zeit hat er dafür nicht. So oder so wird er eine baldige Antwort einfordern.
Barbara Galaktionow
Barbara Galaktionow

Laschet: "Das schafft ein Vorsitzender nicht alleine"

In seiner ersten Rede als CDU-Vorsitzender versucht Armin Laschet, die Partei zusammenzubinden. Er dankt seinen beiden Konkurrenten. Norbert Röttgen werde weiterhin im Präsidium mitwirken. Mit Friedrich Merz, "die wir uns beide wertschätzen", habe er vereinbart, noch einmal gemeinsam zu überlegen, "wie auch sein Beitrag für unsere Partei aussehen kann". Für den Erfolg der Partei bei den im kommenden Jahr anstehenden Wahlkämpfen brauche die Partei einen breiten Konsens. "Das schafft ein Vorsitzender nicht alleine." Alle sollten ihren Platz haben.

In einem Nebensatz deutet Laschet zudem an, dass er wohl nicht gewillt ist, die Kanzlerkandidatur CSU-Chef Söder zu überlassen. Alle anderen Parteien würden bei der Wahl gegen die Union sein, sagt er. Und selbst die FDP werde nicht das Hauptziel haben, "dass der nächste Kanzler wieder von der CDU gestellt wird."
Barbara Galaktionow
Barbara Galaktionow

Söder will "gemeinsam erfolgreich und geschlossen agieren"


CSU-Chef Markus Söder gratuliert Armin Laschet nochmal in einem persönlichen Statement zum Wahlsieg. Er spricht von einem "spannenden Parteitag" und einem "sehr fairen Wettbewerb". Laschet und er arbeiteten "seit Langem in der Ministerpräsidentenkonferenz sehr gut zusammen", sagt Söder in Nürnberg. In den nächsten Wochen müsse man sich nun "gemeinsam versammeln" und "gemeinsam erfolgreich und geschlossen agieren. Corona bleibe vorerst die größte Herausforderung.
Barbara Galaktionow
Barbara Galaktionow

Rede Laschets erwartet


Nach Plan endet der CDU-Parteitag um 15 Uhr. Zuvor wird allerdings noch der frisch gewählte CDU-Vorsitzende Armin Laschet zu den Delegierten sprechen.
Viktoria Spinrad
Viktoria Spinrad

Spahn als "Telefonjoker"


Als einer der bedenklichsten Momente des Parteitags gilt der, als Spahn sich bei der Fragerunde zu Wort meldete, um nochmal die Werbetrommel für das Team Laschet zu rühren. Möglicherweise hat sich das bei seinem auffallend schlechten Abschneiden bei der Stellvertreter-Wahl niedergeschlagen. Auch die Twitter-Gemeinde nimmt dem Gesundheitsminister seinen Move übel. Während die einen noch humoresk vom "Telefonjoker" sprechen, kritisieren andere die Aktion als "unfairen Move" und "Taschenspielertrick". Ein Parteikollege macht verteidigt Spahn hingegen:

Stefan Braun

Merz verschwindet ins Off


Eine wichtige Frage ist ab jetzt, wie sich die Verlierer verhalten werden. Und da kann man zwei sehr unterschiedliche Strategien beobachten. Zunächst haben beide dem Sieger via Twitter gratuliert; dann aber trennen sich ihre Wege. Friedrich Merz verschwindet ins Off, während Norbert Röttgen sich fürs Präsidium bewirbt und gewählt wird. Merz schreibt zwar vom gemeinsamen Kampf für die CDU, aber wo er sich selbst sieht, bleibt bis auf weiteres sein Geheimnis. Damit ist auch offen, ob Carsten Linnemann von Merz im zweiten Anlauf erhört wird. Wie in Hamburg bat der Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung Merz auch diesmal schon kurz nach Bekanntgabe des Ergebnisses darum, sich nicht in die Büsche zu schlagen. Die Partei also, kurz gesagt, nicht im Stich zu lassen. Das meiste ist in der CDU entschieden. Aber diese Frage lässt Merz erstmal offen.
Barbara Galaktionow
Barbara Galaktionow

Röttgen ins Präsidium gewählt, Merz trat nicht an

Parteichef ist er nicht geworden, doch nun steigt Norbert Röttgen erstmals in den erweiterten Parteivorstand auf - mit nicht dem besten, aber doch einem achtbaren Ergebnis. Ex-Parteichefin Kramp-Karrenbauer hatte auf einen Platz im Präsidium verzichtet. Von 1001 Delegierten haben 845 ihre Stimme abgegeben. Merz trat für das Gremium nicht an. Hier die Stimmenverteilung im Einzelnen:

Bernd Althusmann 722
Monika Grütters 721
Reiner Haseloff 811
Michael Kretschmer 835
Karl-Josef Laumann 768
Norbert Röttgen 764
Annette Widmann-Mauz 514
Viktoria Spinrad
Viktoria Spinrad

Unionspolitiker bekunden Zufriedenheit


In der Union feiert man den fairen Wettbewerb - und ist sichtlich erleichtert, dass das Ding nun durch ist. Auf Twitter üben Unionspolitiker schon mal die Geschlossenheit, auf die es jetzt ankommt.

Juri Auel
Juri Auel

Glückwünsche von der Kanzlerin


Angela Merkel, selbst nicht bei Twitter vertreten, wendet sich über den Partei-Kanal an die Twittergemeinde und den Rest der Öffentlichkeit. Es ist kein Geheimnis, dass Laschet derjenige ist, der Merkel von allen drei Kandidaten am liebsten als Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer war.

Jens Schneider
Jens Schneider

Stellvertreter-Wahl: Spahn schneidet schlecht ab


Die Nachwehen kommen für Jens Spahn ganz schnell. Bei der Wahl der fünf stellvertretenden Vorsitzenden schneidet der Bundesgesundheitsminister auffallend schlecht ab. Das mag daran liegen, dass er klar dem Lager von Armin Laschet zugerechnet wird. Beide sind zusammen ins Rennen gegangen. Hinzu kommt seine eigentümliche Intervention an diesem Morgen. Dass er die Fragestunde als Werbeblock für seinen Kandidaten nutzte, dürften auch einige Delegierte als Foulspiel empfunden haben. Spahn rückt erstmals in die Stellvertreter-Riege - er ersetzt den neuen Parteichef Laschet.

So haben die Kandidaten und die Kandidatin abgeschnitten:
Volker Bouffier 806 Stimmen
Silvia Breher 777 Stimmen
Julia Klöckner 787 Stimmen
Jens Spahn 589 Stimmen
Thomas Strobl 670 Stimmen
Insgesamt wurden 965 Stimmen abgegeben.

Jens Schneider
Jens Schneider

Günther lobt Laschets Rede


Daniel Günther, christdemokratischer Ministerpräsident in Kiel, fordert im Gespräch mit dem Sender Phoenix, dass sich jetzt "alle unterhaken" müssten in der CDU, für den gemeinsamen Erfolg. Günther hatte stets Laschet unterstützt, er sagt nun, der habe wohl die Rede seines Lebens gehalten. Er räumt ein, dass Merz ein starkes Ergebnis geholt hat, das tatsächlich ja fast ähnlich gut ist wie beim Hamburger Parteitag. Es gehe jetzt darum, auch die Konservativen einzubinden.
Stefan Braun

Linnemann: Wichtig, dass Merz dabei bleibt


Carsten Linnemann, der Chef der CDU-Mittelstandsvereinigung, ist für seine leidenschaftliche Bitte an Friedrich Merz in Hamburg nach der Wahl von AKK zur Parteichefin bekannt geworden. Nahezu flehentlich bat er damals den Unterlegenen, doch bitte mit an Bord zu bleiben. Nicht viel anders klingt Linnemann an diesem Mittag. Wieder bittet er den Verlierer, nicht einfach abzuhauen. Ja, das sei jetzt erstmal schwer; und ja, Merz sei in vielen Regionen der Kandidat der Basis gewesen. Aber jetzt gehe es um Zusammenhalt, deshalb sei es umso wichtiger, "dass Merz dabei bleibt". Glaubt man Linnemann, dann gibt es gerade hinter den Kulissen Gespräche, ob Merz für das Präsidium kandidieren wird. Eine Antwort darauf wird es bald geben.
Juri Auel
Juri Auel

Grünen-Spitze: Laschet steht vor großen Aufgaben

Die Grünen-Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck sehen viel Arbeit auf Laschet zukommen. Er müsse nun die CDU nach der Ära von Bundeskanzlerin Merkel neu definieren und klären wofür die Partei inhaltlich eigentlich antrete. "Deutschland hat große Aufgaben zu bewältigen, vor allem jetzt die Corona-Pandemie." Darüber hinaus seien die Weichen zu stellen für konsequenten Klimaschutz und die ökologische Modernisierung der Wirtschaft.
Stefan Braun

Muss Spahn mit Folgen seines Auftritts rechnen?


Alles neu? Alles Aufbruch? Schaut man auf die Vorstellung der künftigen Stellvertreter, dann wird es schwer, von einem großen neuen Anfang zu sprechen. Julia Klöckner, Volker Bouffier, Thomas Strobl und Silvia Breher - sie alle treten wieder an. Da macht sich eher das Gefühl breit, das alles so bleibt wie immer. Einzige Ausnahme wird wohl Jens Spahn, der mit Laschet gemeinsam gekämpft hat. Der allerdings hat sich auf diesem Parteitag einen unangenehmen Fehler geleistet: dass er mitten in der Fragerunde an die drei Kandidaten plötzlich wie ein normales Mitglied auftrat, hatte einen unangenehmen Beigeschmack. Das wir nicht ganz ohne Nachwehen bleiben.
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