Berlin (dpa/bb) - Die Klimabewegung Fridays for Future (FFF) hat mit tausenden Schildern auf der Wiese vor dem Bundestag die Politik aufgefordert, mehr für den Umweltschutz und gegen die Klima-Krise zu unternehmen. „Normalerweise würden heute anlässlich des globalen Klimastreiks viele Menschen auf die Straßen gehen. Da das nicht geht, ersetzen wir sie durch Plakate“, sagte FFF-Sprecherin Pauline Daemgen (17) am Freitag.
Mit Sprüchen wie „Es gibt keinen Planet B“ oder „Corona ist schlimm. Klimakrise ist schlimmer“ wolle man der Bundesregierung die Umweltprobleme ins Gedächtnis rufen, sagte Daemgen. Denn im Gegensatz zur Corona-Krise betreffe die Klima-Krise nicht nur die Menschen, die aktuell auf der Erde leben. „Umweltprobleme haben auch Auswirkungen auf die nächsten Generationen“, sagte die Aktivistin.
Zu der Aktion vor dem Bundestag war auch Schauspielerin Katja Riemann (Fack ju Göhte) gekommen. „Ich finde toll, dass die Aktivisten sich eine alternative Streikform überlegt haben“, sagte die 56-Jährige, die ebenfalls ein selbstgestaltetes Plakat mitgebracht hatte. „Lasst keinen zurück!“, lautete ihre Botschaft an die Bundesregierung.
Damit der Protest stattfinden konnte, mussten alle Infektionsschutzmaßnahmen eingehalten werden. „Vor Ort dürfen daher nur 20 Menschen die Versammlung aktiv begleiten“, sagte Daemgen. Die Polizei kontrollierte den Protest, der durch den starken Wind behindert wurde. Die Plakate, die seit dem frühen Morgen mit dünnen Holzspießen im Boden verankert waren, flogen immer wieder über den Rasen. Bis zum Abend sollte die Wiese wieder leer sein.
Begleitet wurde die Kunstaktion von einem digitalen „Netzstreik“. Auf der Website der Bewegung gab es unter anderem ein Streikprogramm mit Musik, Reden und Live-Schalten aus ganz Deutschland, an dem auch Sänger Clueso und Aktivistin Luisa Neubauer teilnahmen. Zudem wurden Unterstützer der Bewegung aufgerufen, Videos oder Bilder von selbstgestalteten Plakaten unter einem gemeinsamen Hashtag in den sozialen Medien zu veröffentlichen.
Seit Anfang März organisiert FFF laut eigenen Angaben in Deutschland keine Streiks auf den Straßen mehr. Gespräche mit Politikern wurden verschoben oder abgesagt, persönliche Treffen zwischen den Aktivisten finden nicht mehr statt. Stattdessen setzte die Klimabewegung zuletzt verstärkt auf Online-Inhalte, um auf die Umweltprobleme aufmerksam zu machen. Neben Klimaaktivistin Greta Thunberg nahmen unter anderem bereits der Kabarettist Eckart von Hirschhausen und Sänger Henning May an den Diskussionen und Veranstaltungen von FFF auf Youtube teil.
Auch in anderen deutschen Großstädten waren für Freitag Protestaktionen geplant. In Köln sollten beispielsweise Banner aus Fenstern in der ganzen Stadt gehängt werden. In Münster wollten Streikende zusammen Radfahren und spazieren.
Beim letzten globalen Klimastreik Ende November beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter deutschlandweit rund 630 000 Menschen. Allein in Berlin sprach die Polizei von knapp 100 000 Teilnehmern. Die Bewegung hält die Klimaschutz-Maßnahmen der Bundesregierung für vollkommen unzureichend.