Neue Nummernschilder:Heimat in Blech

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Mit dem "MUC" eröffnet sich eine ganz neue Welt der Kombinationsmöglichkeiten auf dem Nummernschild. (Foto: Wolfgang Maria Weber/IMAGO)

Auf Münchens Nummernschildern soll neben "M" bald auch "MUC" möglich sein. Was Kfz-Kennzeichen für die deutsche Seele bedeuten.

Von Martin Zips

Noch spannender als das Periodensystem der Elemente (PSE) war für den deutschen Freizeit-Rätsler immer das Buchstabensystem der Kfz-Kennzeichen. Wer es rechtzeitig vor Ferienbeginn auswendig lernte, der konnte von der Rückbank aus bei seinen Beifahrerinnen und Beifahrern punkten. HH, das ist Hamburg, MZ Mainz und REG natürlich nicht Regensburg.

Dass manche Länder auf ihren Kennzeichen die Herkunft ihrer Fahrzeughalter verschleierten oder statt Buchstaben Ortsziffern verwendeten, blieb von der Rückbank aus gesehen stets das größte Rätsel. Natürlich, mit dem ein oder anderen deutschen Kennzeichen hatte man auch seine Probleme (OHA? REH?). Wieso waren hier manchmal gleich drei Buchstaben zu sehen? Das kannte man sonst nur vom Flugverkehr, zum Beispiel, wenn man vom CGN nach CDG oder vom TXL nach PMI unterwegs war.

Wobei dem Freizeit-Rätsler gerade jene Orte imponierten, die nur einen einzigen Buchstaben benötigten, um sich treffend zu beschreiben. B, das klang sofort nach Berliner Bär, K nach Köln und Konrad Adenauer und A nach Augsburger Allerlei. Auch bei M war sofort klar: Das steht für "Minga" oder fürs althochdeutsche "munih", also für Mönche, von denen dieses süddeutsche Kleinod seinen Namen hat. Auch optisch lieferte einem das M die Türme der Frauenkirche gleich mit.

MUC, das klingt international

Von Oktober an soll statt M nun auch MUC auf Münchens Nummernschildern möglich sein, darum hat das KVR das StMB gebeten, welches den Antrag ans BMDV weiterleiten will. Die Chancen stehen gut. Schon zuletzt war das M auf dem Nummernblech manchmal durch ein H oder E verwässert worden, bei historischen oder elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Da geht auch MUC in Ordnung! Hatte nicht bereits die Einführung der fünfstelligen PLZ den Münchnerinnen und Münchnern ihre vertraute 8000 genommen? Oder das Handy, indirekt, die 089? MUC, das klingt international. Wie der Flughafen, der in München manchmal auch FJS genannt wird. Keine Ahnung, warum.

Die bisherigen Kombinationsmöglichkeiten jedenfalls reichen den Behörden nicht mehr aus, für die vielen Kennzeichen, die man in M so braucht. Schon jetzt findet sich auf einigen Hinweisschildern (A95, Nähe Waldfriedhof) die Reihung "MUC Nord" oder "MUC Süd", womit allerdings nicht der FJS, sondern der Mittlere Ring gemeint ist. Der von Garmisch einfallende Tourist wird's schon verstehen. Er versteht ja auch die MVG am HBF.

Man könnte nun freilich nach W ziehen, wenn man weiter Wert auf nur einen Buchstaben legt. Dass sie aus W irgendwann mal WUP machen, ist eher nicht zu befürchten. Zumindest, solange es in Wuppertal keinen internationalen Flughafen gibt. Aber ein bisschen wehmütig wird man schon, wenn alle nur noch in Buchstaben-Dreiern reden. Mal heißt es MUC, dann WTF, dann LOL. Das klingt schon sehr börsennotiert oder nach KI und kaum noch nach Viktualienmarkt. Oft weiß man auch gar nicht, ob mit OMG oder HZL gerade ein Flughafen, ein Betriebssystem oder eine In-Bar gemeint ist. Wobei man sich zum Beispiel mit den Dreier-Kombinationen FCK NZS am Nummernschild schon anfreunden könnte. Aber man will natürlich auch nicht, dass irgendeiner beim KVR jetzt LMAA schreit.

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