Abwasser im Starnberger See:Rohre von 15.000 Anrainer-Haushalten werden kontrolliert

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Immer wieder fließt Schmutzwasser ungeklärt in den See. Darum prüft der Zweckverband nach und nach alle Grundstücke. Das kann für die Eigentümer teuer werden.

Von Michael Berzl, Münsing

In gebrochene Rohre im Erdreich dringt Grundwasser ein, aus falsch angeschlossenen Dachrinnen plätschert Regenwasser in den Ringkanal rund um den Starnberger See. Die Folge ist, dass viel zu große Mengen in der Kläranlage ankommen, nach starken Regenfällen ist das Kanalsystem manchmal übelastet, ungeklärt fließt dann stellenweise Wasser in den See. Das kann auf Dauer nicht so bleiben, der Abwasserverband nimmt den Kampf gegen Lecks auf.

Nach und nach werden sämtliche Kanalleitungen auf Privatgrundstücken überprüft. Wenn dort Schäden festzustellen sind, können Reparaturen nötig werden, die eine Menge Geld kosten. In Faltblättern und bei Informationsabenden informiert der Verband Hauseigentümer, was auf sie zukommt. "Das ist eine Mammutaufgabe", sagt die Umweltschutztechnikerin Birgit Morgenroth, die beim Verband für die "GEA-Aktion" zuständig ist, für die Überprüfung aller Grundstücksentwässerungsanlagen.

In Zahlen: Etwa 15 000 Grundstücke in den acht Mitgliedskommunen rund um den Starnberger See sind zu untersuchen; ungefähr 500 pro Jahr sind zu schaffen. So lässt sich ausrechnen, dass es mindestens 30 Jahre dauert, bis der letzte Kanalmeter getestet ist. Bis dahin müsste man aber schon längst wieder von vorne anfangen, denn eigentlich müssten die Hausanschlüsse alle zehn Jahre getestet werden, ob sie noch dicht sind, erklärte der Berger Bürgermeister Rupert Monn in seiner Funktion als Verbandsvorsitzender. Es ist also eigentlich eine Daueraufgabe, die nun in Angriff genommen wird. Drei Mitarbeiter stellt der Verband allein für dieses Projekt ab. Pro Grundstück sind Kosten von 2000 Euro veranschlagt. Allerdings sind diese Ausgaben bereits im Haushalt eingeplant, so dass es keine Auswirkungen auf die Gebühren hat.

Rund um den See hat der Verband Schwerpunktgebiete mit jeweils etwa 50 Grundstücken festgelegt. Ein Ingenieurbüro wird dann die Untersuchungen vorbereiten, ehe die Spezialfirma zum Einsatz kommt. Zum Start werden die betroffenen Hauseigentümer zu Informationsveranstaltungen eingeladen. Premiere ist am Mittwoch, 20. April, in Höhenrain. Weitere Termine folgen für Seeshaupt und die Bewohner der Wassersportsiedlung in Starnberg. Die Gebiete, die untersucht werden, umfassen etwa 50 Grundstücke; mehr wäre auf einmal nicht sinnvoll zu bewältigen. Verbandsvorsitzender Monn, der in Höhenrain wohnt, kommt dabei selbst schon bald an die Reihe.

Bei diesen Abenden werden die Verbandsmitarbeiter ein erstes Gefühl dafür bekommen, auf welche Resonanz die Aktion GEA stößt. Sie müssen mit Kritik und Widerständen rechnen. Schließlich sollen Grundbesitzer Mitarbeiter von Untersuchungsfirmen in ihren Garten lassen, um eine Kamera durchs Kanalrohr zu lenken, um eventuell auch noch eine Druckprüfung vorzunehmen, um möglicherweise mit einem Farbtest herauszufinden, wohin das Wasser fließt.

Und diese Untersuchungen sind ja nur der erste Schritt. Beschädigte Abflüsse müssen repariert oder erneuert werden, undichte Leitungen sind schlicht nicht erlaubt. Das Wasserhaushaltsgesetz verpflichtet Hauseigentümer, sich darum zu kümmern, dass die Leitungen dicht sind. Da kann es im günstigen Fall mit ein paar hundert Euro getan sein, auf einem großen Villen-Grundstück mit alten und ungünstig verlegten Rohren können aber auch einmal etliche tausend Euro fällig werden. Mit den Gebieten in den Gemeinden Berg und Seeshaupt sammelt der Verband erste Erfahrungen.

Verbandsgeschäftsführer Norbert Impelmann und seine Leute werden an manchen Abenden in den nächsten Jahren viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Ein gewichtiges Argument ist dabei: Die Untersuchungen selbst sind für die Grundbesitzer gratis, diese Kosten trägt der Verband. Ist alles in Ordnung gibt es ein Zertifikat und dazu noch eine Entwässerungsskizze mit dem Verlauf der Leitungen, wie Manfred Kleinheinz, der Leiter der Bauabteilung, ergänzt. Der Verband hat gar keine Wahl und muss das Fremdwasserproblem in den Griff bekommen. Das verlangt schon das Wasserwirtschaftsamt. Schlimmstenfalls könnten keine neuen Häuser gebaut werden, wenn die Kläranlage jetzt schon überlastet ist.

Über die Aktion informiert der Abwasserverband auch in Faltblättern, die in der kommenden Woche in einer Auflage von 20 000 Stück im gesamten Verbandsgebiet verteilt werden.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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