Reden wir über:Almwirtschaft in Bayerns Alpen

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Die Familie von Georg Mair bewirtschaftet eine Alm im Lerchkogelgebiet südlich des Sylvensteinspeichers. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Gaißacher Georg Mair bewirtschaftet Weiden im Lerchkogelgebiet. Als Delegationsteilnehmer hat er in Berlin die Bedeutung der Bergbauern deutlich gemacht.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Mitte Mai ist der Winter in den bayerischen Voralpen endgültig vorbei. In der Region bereiten sich die Almbauern darauf vor, ihr Vieh zur Sommerweidehaltung auf die Berge zu treiben. Um die Standpunkte der heimischen Bauern in den aktuellen Debatten um Bär, Wolf und die Anbindehaltung zu verdeutlichen, ist der Gaißacher Georg Mair vergangene Woche nach Berlin gereist. Der frühere, langjährige Vorsitzende des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) zählte zu einer vielfältigen Delegation aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und Garmisch-Partenkirchen. Im Gespräch berichtet Mair, wie die Unterredungen im Bundesumwelt- und Landwirtschaftsministerium aus seiner Sicht gelaufen sind.

SZ: Herr Mair, wie lautet denn Ihr Fazit nach den Besprechungen mit Vertretern aus der Bundespolitik?

Georg Mair: Wir sind mit keinen überzogenen Erwartungen angereist. Wir wissen selbstverständlich um den hohen Schutzstatus von Wolf und Bär. Wir wollten aber unsere Sicht einer ganzheitlichen Betrachtung darstellen. Denn auch andere Arten haben einen hohen Schutzstatus. Der Wolf ist mittlerweile nicht mehr so stark gefährdet. Eine Vielzahl von Pflanzen, Käfern und Schmetterlingen ginge unwiederbringlich verloren, wenn die Weidewirtschaft auf den Almen rückläufig wäre oder sogar ganz verschwinden würde. Es geht um Magerrasenstandorte und Feuchtbiotope. Im Lärchkogelgebiet gibt es laut Biotopkartierung mehr als 500 Pflanzenarten, eine große Anzahl davon auf der Roten Liste. Der Pflanzenschutz ist auch Insektenschutz. Davon profitieren die Vögel. Ohne Beweidung würden die Almen verbuschen.

Als Vorsitzender des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern haben Sie wiederholt deutlich gemacht, dass die Almwirtschaft und eine dauerhafte Existenz von Wolf und Bär nicht vereinbar sind. Daran hat sich also nichts geändert?

Wir sagen ja nicht, dass der Wolf und der Bär komplett ausgerottet werden müssen. Wir müssen die Tiere aber in den Weideschutzgebieten dezimieren dürfen. Wir können unser Vieh nicht schützen, indem wir es komplett einzäunen. Das ist einfach nicht machbar. Das widerspricht auch der Vernetzung von Flora-Fauna-Habitat-Flächen. Das Wild kommt dann gar nicht mehr ins freie Gelände hinaus oder auch umgekehrt. In Frankreich sind solche Schutzkonzepte gescheitert. Da sind die Wolfsrisse inzwischen genauso hoch wie vorher.

Gerade im oberbayerischen Raum kombinieren viele Landwirte die sogenannte Anbindehaltung, die verboten werden soll, mit der Weidehaltung. Ihre Befürchtungen vor einem Aus wollten Sie auch in Berlin deutlich machen.

Die ganzjährige Stallhaltung, bei der die Rinder nur im Stall fixiert werden, ist am Auslaufen. Uns geht es um die Anbindehaltung in Kombination mit der Weidehaltung. Etwas mehr als ein Drittel der Milchviehhalter praktizieren bei uns diese Kombihaltung. Gerade die kleinbäuerlichen Strukturen, die ja auch das Umwelt- und Landwirtschafsministerium haben will, gingen durch ein Verbot verloren.

Und wie haben die Vertreter in den Bundesministerien darauf reagiert?

Ich habe das Gefühl, dass wir nachdenklich gemacht haben. Wir stehen mit unseren kleinbäuerlichen Strukturen auch für die Artenvielfalt. Ob es etwas bewirkt hat, habe ich so meine Zweifel.

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