Im Landkreis fehlt es für aktuell etwa hundert neu ankommende Geflüchtete pro Monat an ausreichend Unterkunftsmöglichkeiten. Sollten die Kommunen bis Jahresende nicht etwa für 1000 Personen zusätzliche Standorte bereitstellen, müssten Turnhallen belegt werden, so heißt es aus dem Landratsamt.
Am Engpass dürfte nur wenig ändern, dass Münsing in der jüngsten Ratssitzung für eine vorübergehende Unterkunft drei mögliche Standorte vorgeschlagen hat - und somit auf den Appell von Landrat Josef Niedermaier (FW), dass jede Kommune möglichst geeignete Flächen melden soll, reagiert. Damit könnte die Gemeinde die derzeit um 50 Personen unterschrittene Verteilungsquote erfüllen. "Es geht darum, dass wir vor Ort vermeiden sollten, dass uns etwas aufgezwungen wird", so Bürgermeister Michael Grasl (FW). Ziel sei es, den Gemeindesaal und die Turnhalle freizuhalten.
Für eine Unterkunft in Container- oder Leichtbauhallenart in Münsing kommen somit eine 1600 Quadratmeter große Fläche im Gewerbegebiet Am Schlichtfeld 10, eine Wiese östlich des Vereinszentrums am Hartlweg oder der 1232 Quadratmeter große Hartplatz der dortigen Sportanlage infrage. Genau in dieser Reihenfolge soll das Landratsamt prüfen, inwiefern der Standort jeweils geeignet ist.
Bürgermeister Grasl appellierte, sich möglichst alle Optionen offenzuhalten. Die Kommune sollte vorbereitet sein. "Ich bin gerne vor der Lage, will nicht nur reagieren müssen", so Grasl. Welchen Standort die Gemeinde priorisiere, lasse sich dem Landratsamt mitteilen.
Nur eine Unterbringungsmöglichkeit ist bisher fix
Entscheidend entspannen dürfte dies die Lage in der Kreisbehörde kaum. Laut Sprecherin Marlis Peischer sei die Resonanz in den Kommunen, freie Flächen zu melden, "sehr mau und nicht ausreichend". In einem fortgeschrittenen Prüfungsprozess seien derzeit zwei Grundstücke: an der Meichelbeckstraße in Benediktbeuern sowie am Solarpark in Greiling. Weitere Gespräche gebe es mit Wolfratshausen, Lenggries und Egling. Spruchreif sei davon momentan nichts, so Peischer. "Das heißt, fix ist bislang nur das Grundstück neben dem Landratsamt, das derzeit bebaut wird." ( Das sogenannte Kinogrundstück in Tölz mit Platz für 128 Personen, Anm. d. Red.)
Welcher Standort in Münsing der geeignetste ist, bewerteten Gemeinderäte durchaus unterschiedlich. Von einem hohen Konflikt- und Eskalationspotenzial sprach Helge Strauß (CSU) beim Standort am Hartplatz. Diese Fläche sei am nächsten und unmittelbarsten zum Sportgelände mit der Gaststätte und den Trainingsplätzen gelegen. Träfen dort unterschiedliche Gruppen in größerer Zahl aufeinander, könnten leicht die "Fetzen fliegen". Für ihn sei dieser Platz der schlechteste, so Strauß.
Ebenso sprach Regina Reitenhardt (Wählergruppe Münsing) von einem möglichen großen Konfliktpotenzial mit vielen jungen Männern vor allem in Schul- und Sportstättennähe. Im Helferkreis sei die Bereitschaft zu unterstützen nach den Erfahrungen mit der Integration von Flüchtlingen nach 2015 nicht sehr groß. Ein Standort auf dem Gewerbegebiet Am Schlichtfeld sei aus ihrer Sicht am besten geeignet. Dort gebe es eine schnell erreichbare Bushaltestelle. Zum Einkaufen im Supermarkt sei es ebenso nicht weit.
Nachdem im Jahr 2015 viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind, hatte die Gemeinde Münsing eine Unterkunft im Gemeindesaal eingerichtet. Christine Mair (Grüne) hätte nun auch diesen Standort als Option gerne offengehalten. Eine Unterbringungsmöglichkeit sei dort schnell umzusetzen und sollte nicht von vornherein ausgeschlossen werden, sagte sie. Die Menschen hätten dort wenigstens ein festes Dach über dem Kopf. Mair gab zu bedenken, dass Leichtbauhallen teuer und energieintensiv seien. Für vollkommen ungeeignet hielt dagegen Georg Sebald (Wählergruppe Ammerland) den Gemeindesaal. "Allein schon wegen der geringen Fläche."