Advents-Events:Lieder wie Lametta

Lesezeit: 7 min

Immer hübsch verpackt: die deutsche Soul-Pop-Queen Sarah Connor. (Foto: Paul Hüttermann)

Vom "Großen Weihnachtssingen" in der Olympiahalle bis zum X-Mas-Jazz in der Isarphilharmonie: Wie Sarah Connor, Claudia Koreck, Hans Sigl, Helene Fischer und andere Prominente die Münchner in Weihnachtsstimmung versetzen.

Von Michael Zirnstein

Warum sollte es bei den Prominenten anders sein? Vor Weihnachten drängeln sich die Termine, die Feiern, die Galas, ein bisschen stressig ist das schon. "Aber wenn ich dann mal anfange, Weihnachtslieder zu singen, dann beamt mich das immer sofort weg", sagt Claudia Koreck. Die Liedermacherin ("Fliang") ist vielleicht die Weihnachtssüchtigste und Tüchtigste in der großen bayerischen Künstler-Patchwork-Familie. Viele von ihnen sind unterwegs, um die Münchner mit ihren Advents-Events in Lametta-Laune zu versetzen. Ein sprunghafter Überblick.

Claudia Koreck

Die Traunsteiner Winterlandschaft hat Claudia Koreck schon zu vielen Weihnachtsliedern inspiriert. (Foto: Lena Semmelroggen)

Vom Geist der Weihnacht wird viel gesprochen. Für Claudia Koreck sieht er aus wie ihre geliebte Oma. Die hat, als die Sängerin noch ein Kind war, einmal einen Obdachlosen zur Familienessen mitgebracht. Es gab wie immer Suppe an Heiligabend, aber der Mann von der Straße war den Kindern fremd: "Lange Haare, schmutzige Kleidung", erinnert sich Koreck, "wir wussten nicht, was das soll." Die Oma klärte sie auf: "An Weihnachten sollen wir auch an andere denken."

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Ihre "Kernerinnerung" hat sie im Lied "Wenn ich an Weihnachten denk'" verewigt. Es ist das Herzstück der "Weihnachtsplatte", die 2018 herauskam und längst ein Klassiker ist. Koreck versammelt eben nicht einfach mit ihrer warmen Soul-Stimme interpretierte Klassiker (bis auf den hawaiianischen Hit "Mele Kalikimaka"), sondern bringt ihre ganz persönliche Winter-Stimmungen zum klingen: von Rentieren in Lappland bis zum "Mandolinenmann", der die verlorenen Seelen in einer Kneipe unterhält, und der Aufforderung: "Ruck ma olle wieder näher zam."

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Das ist Korecks großer Wunsch auch bei ihren Adventsabenden. Da sind zum einen ihre eigenen Weihnachtskonzerte, in denen sie viel von ihrer Familie erzählt und vor allem ihre eigenen Winterlieder spielt, aber auch Elvis' "Blue Christmas", Maria Careys "All I Want For Christmas" und sogar "Wish You Where Here" von Pink Floyd, eben weil das an Weihnachten "immer unsere Onkels spielten".

Kaum jemand lebt Weihnachten so ehrlich auf der Bühne wie Claudia Koreck, damit ist sie die ideale Christ-Fee für eine ganz neue Veranstaltung in München: "Wir singen gemeinsam die schönsten Weihnachtslieder" heißt es zwei Tage vor Heiligabend in der Olympiahalle, beim moderaten Eintrittspreis von 20 Euro. Die Sängerin trägt alle durch den Abend, auch Hannes Ringlstetter singt einige Stücke vor, Hans Sigl moderiert (siehe unten), den sie bei Dreharbeiten zum "Bergdoktor" kennengelernt hat. Aber es geht nicht um die Künstler, sagt sie, "wir nehmen uns zurück". Denn vor allem sollen Tausende Gäste zusammen singen, unterstützt von einem Chor aus Markt Indersdorf und einem Orchester aus Augsburg, das die bekanntesten Lieder auch mal als Swing spielt. Wer die Texte nicht auswendig kann, liest sie auf der großen Leinwand mit. "Viele sagen mir gerade, sie können doch gar nicht singen", erzählt Koreck, "aber darum geht es gar nicht, es geht ums gemeinsame Tun." Und ums Zusammenkommen, gerade die, die an Weihnachten nicht wissen, wohin.

Gemeinsam Weihnachtslieder singen, Fr., 22. Dez., 19 Uhr, München, Olympiahalle

Hans Sigl

Weihnachtslieder sind für ihn "ein Stimmungsbooster", Hans Sigl. (Foto: Fotowunder)

Hans Sigl ist seit 15 ZDF-Staffeln der Bergdoktor, aber er ist auch ein Weihnachts-Mann. Der Schauspieler liebt die "staade Zeit", wie er sagt, zum Beispiel sein Ritual, einmal im Jahr beim Maronistand am Münchner Marienplatz sein warmes Tütchen abzuholen. Richtig still ist es bei Sigl freilich selten. Es gibt immer was zu tun, gerade im Advent. Der gebürtige Steirer dreht dann gerne im Schnee in den Bergen, heuer aber ist er mit diversen Bühnen-Shows unterwegs. Und er freut sich darauf, zu schauen, wie die Deutschen so drauf seien, und sie "ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu versetzen". Denn gerade Weihnachten ist Programm bei ihm, etwa wenn er gemeinsam mit der lebensgroßen Klappmaulpuppe "Herr Momsen" mit viel Plauderei und Scherzen das Warten aufs Christkind verkürzt (allerdings nur in Hannover und Hamburg).

Und dann gibt es noch seine großen Weihnachtsgalas zum Beispiel in Fürth (5.12.) und in der Münchner Isarphilharmonie (12.12.). Die meistert er nicht allein, auch wenn der geborene Entertainer das wohl hinbekäme: Er liest traditionelle und moderne, nachdenkliche wie witzige Winter-Wunder-Texte von Astrid Lindgren über Bertolt Brecht bis hin zu Peter Rosegger. Musikalisch wird der "festliche Abend" begleitet von TwoWell (aus der berühmten Biermösl-Familie) und der Familienmusik Waldauf, die klassische und alpenländische Weihnachtslieder "von Mozart bis zur Zugspitze" anstimmen.

Ob Sigl mitsingt, bleibt eine Überraschung, Gesang ist sein am meisten unterschätztes Talent. Beim großen Weihnachtssingen in der Olympiahalle (siehe oben) ist er jedenfalls vor allem als Moderator dabei, aber das gemeinsame Singen sei schon in seiner Jugend "ein großer Stimmungs-Booster" gewesen: "Ich kann also nicht ausschließen, wenn die Stimmung mich hinreißt, ,Stille Nacht' mitzusingen."

Weihnachten mit Hans Sigl, Di., 12. Dez., 19.30 Uhr, München, Isarphilharmonie

Sarah Connor

Weihnachten kann kommen: Auch bei Sarah Connors Christmas-Konzerten. (Foto: Paul Hüttermann)

Auch Sarah Connor kuschelt sich gern ein an Weihnachten. "The Cozy Edition", die behagliche Version, nennt sie ihre Neuauflage des Albums "Not So Silent Night". Das war - nach "Christmas In My Heart" (mit einem Coca-Cola-X-Mas-Hit) von 2005 - schon die zweiten Weihnachtsplatte ihrer Laufbahn. Und es wurde 2022 ihr viertes Nummer-1-Album, denn tatsächlich hatte die Sängerin alle 13 Stücke darauf extra dafür verfasst, ohne "zu sehr auf Ruhe und Besinnlichkeit zu setzen", wie sie sagte, also sei es "ein typisches Sarah-Connor-Album und daher auch nicht besonders still".

Etwas näher, als würde man bei ihr am Sofa sitzen, soll nun das "feierliche Update" der Songs klingen. Und sie hat drei neue Stücke dazu unter den Baum gelegt: "Christmas Train (Destination Hope)" mit Motown-Soul-Zug; die Klavierballade "I Wonder", in der sie sich fragt, wie man die Welt zu einer "World of Peace" machen könnte"; und "Happy New Year" als "Feelgood-Hymne" für Partys zum Jahresabschluss.

Damit hat sie ausreichend Stücke für ihre große "Not So Silent Night"-Tournee in ihren 13-Tonner-Rentierschlitten, die Sarah Connor auch an der Münchner Olympiahalle abstellt. Wer das große Konzert verpasst, könnte sich mit ihrem "Christmas Concert" vom Vorjahr aus Berlin trösten, das nun auch als CD und DVD rechtzeitig in den Läden liegen wird.

Sarah Connor, Mi., 13. Dez., 20 Uhr, München, Olympiahalle

Helene Fischer

Pop-Königin mit Rauschgold-Engel: Bei der allerletzten "Wetten, dass..?"-Sendung wird Helene Fischer auf dem Sofa von Thomas Gottschalk platznehmen (wie hier 2021). Und sie wird wohl ihren neuen Song aus dem Disney-Film "Wish" singen. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Es ist verwunderlich, dass Helene Fischer, die seit jubiläumshaften zehn Jahren "atemlos durch die Nacht" tanzt, sich mal eine Pause gönnt. Zumindest stehen ausnahmsweise keine Tourneetermine an. Zwei große Galas gibt es dennoch: am 1. und 2. Dezember in der Messe Düsseldorf, wo die am ersten Weihnachtstag im ZDF ausgestrahlte "Helene Fischer Show" aufgezeichnet wird. Mit vielen Gästen, und tatsächlich hat die Schlagerköniging vom Ammersee persönlich die Traunsteiner Liedermacherin Claudia Koreck eingeladen.

Ab 30. November tönt Fischer dann auch in den Kinos, sie singt im neuen Weihnachtsfilm von Disney, "Wish", das Abspannstück "Weil der Wunsch es wert ist" - da gehen die Wünsche ihrer Fans in Erfüllung. Das Lied wird sie bestimmt auch in der allerletzten "Wetten, dass ..?"-Sendung von Thomas Gottschalk am 25. November in Offenburg anstimmen.

Enrico de Paruta

Wenn es einen Experten in Sachen Weihnachts-Spektakel gibt, dann Enrico de Paruta. Der Radio- und Fernsehmann übernahm bereits vor 40 Jahren von Gustl Bayrhammer die traditionelle Adventsveranstaltung in der Münchner Residenz. Als der damalige Bundespräsident Johannes Rau 1996 erstmals eine "Fernsehweihnacht" im ZDF zelebrierte, übernahm der Münchner Medienprofi die künstlerische Leitung. In den vergangenen Jahren entwickelte de Paruta das "Münchner Weihnachssingen", den Klassiker des Genres, immer weiter,

Im Kern wird es getragen von de Parutas von Bayern 1, 2 und 3 bekannter Radiostimme, die mit 79 Jahren noch so wärmend wirkt wie ein Jagertee am Kaminfeuer. Damit trägt er vor allem Ludwig Thomas bairische Geschichte "Heilige Nacht" vor (die er übrigens auch mal ins auf Hochdeutsch übertragen hat). Der "Bauerndichter" habe sich allerdings immer ein "symphonisches Bühnenerlebnis" gewünscht. Und so wird aus einer Lesung mit Musikern 2023 nun erstmals ein "Großes Weihnachtsfestspiel". Die neue Singspielfassung des Thoma-Textes hat am ersten und zweiten Adventssonntag in Pullach Premiere.

Danach steigt wieder eine Woche lang das "Große Weihnachtssingen" in der Münchner Residenz, das heuer noch mächtiger ausfällt, nämlich mit der bisher größten Solistenbesetzung: "Opern- und Konzertsänger, Chöre sowie die beliebten TV-Kindersoprane der ,Engelsstimmen' scharen sich unter dem großen Weihnachtsbaum"; dazu erklingen Bläser, Harfen, Glocken und Pauken - ein bayerisch barockes Winterwunderland. Die 16 Termine sind jetzt schon fast ausgebucht.

Heilige Nacht - Weihnachtsspiel, Premiere So., 3. und 10. Dez., 17 Uhr, Pullach, Blauer Saal; Münchner Weihnachtssingen, Residenz, 13. bis 19. Dez., weitere Termine in Ingolstadt und Regensburg; www.heilige-nacht.com

Rudi Zapf

Weihnachten wird auf aller Welt gefeiert. Kaum ein Künstler kann einem das Gefühl dieser Verbundenheit näherbringen als der Weltmusik-Virtuose Rudi Zapf. Seit mehr als 30 Jahren spielt er mit Pedalhackbrett und Knopfakkordeon Weihnachtskonzerte, die alles andere sind als Stubnmusi. Bei seinen "Welt-Weihnachtskonzerten" etwa in Schloss Nymphenburg und in der Allerheiligen-Hofkirche geht Zapf zusammen mit Ingrid Westermeier (Gitarre), Sunny Howard (Violine) und Ludwig Klöckner (Kontrabass) auf eine "Konzertreise" durch internationale Folkmusik, winterliche Klassik und Improvisiertes für alle, die Moll- und Zwischentöne lieben.

Welt-Weihnachtskonzerte, Sa., 2. Dez., Schloss Nymphenburg, Sa., 23. Dez., Allerheiligen-Hofkirche

Jazzrausch Bigband

Alle Jahre wieder, und das seit ihrem ersten Programm 2014, lässt die "Jazzrausch Bigband" Weihnachtslieder wummern. (Foto: Sebastian Reiter)

Die Jazzrausch Bigband ist der große Stern am Münchner Jazzhimmel - und strahlt eigentlich das ganze Jahr in diversen Formaten, an vielen Orten und mit verschiedenen Programmen. Da darf ein Christmas-Special nicht fehlen. Und dabei ist der Gabentisch reich gedeckt: Denn Roman Sladek und sein wildes Techno-Jazz-Ensemble haben sich in der Isarphilharmonie erstmals eines der experimentierfreudigsten Orchester Münchens zur Seite geholt, die Münchner Symphoniker: "Da brennen direktemang alle Lichtlein auf dem Kranz", wird versprochen. Denn "in humorvollen wie virtuosen Arrangements" von Leonhard Kuhn verschmelzen die beiden Klangkörper "nahtlos miteinander" (also wie Bergkäse und Gruyere im Fondü), "als sei dies schon weihnachtlicher Brauch". Das Orchester soll in seiner Klangvielfalt blühen, die Big Band swingen wie der Krampus.

Ohne Symphoniker gibt die JRBB wie schon in ihrem ersten Programm 2014 auch solo Weihnachtskonzerte, und das am 10. Dezember in der kleinen Unterfahrt. Hier singt danach auch Jenny Evans (16.12.) wie alle Jahre wieder X-Mas-Songs und sogar an Heiligabend wird gejammt.

Weihnachten und Jazz, das ist eine traditionell starke Verbindung wie Spekulatius und Zimt. So wird auch im Silbersaal des Deutschen Theaters eine "Merry Jazzmas" gefeiert mit The Wine and Roses Society, die Blues, Spirituals, Soul und Alpenländisches wie "Es Wird Scho Glei Dumpa" interpretiert (15. und 16.12.). Und am 19. Dezember vertont der deutsch-amerikanische Pianist Chris Hopkins bei "Swinging Christmas" die "Lebenslustigkeiten des Weihnachtstages". Das Theater verspricht: "Er kommt mit einer Band, die swingen kann wie keine, seit die Engel über dem Stall von Bethlehem tanzten."

Jazzrausch Bigband und Münchner Symphoniker, Sa., 16. Dez., 18 und 20.30 Uhr, Isarphilharmonie

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