Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen das "Islamische Zentrum Hamburg" sind am Donnerstag auch drei Objekte in München durchsucht worden. Im Fokus der Ermittler im Freistaat steht die Islamische Vereinigung Bayern, die enge Verbindungen zur Hamburger Zentrale unterhalten soll. Rund 50 Einsatzkräfte durchsuchten die Räume der Vereinigung an der Landsberger Straße und zwei weitere Immobilien.
Das Hamburger Zentrum soll laut bayerischem Verfassungsschutz in den vergangenen Jahren immer wieder Imame nach München entsandt haben. Zudem sei in der Satzung des Münchner Vereins festgelegt, dass das Vermögen bei einer Auflösung an das Zentrum in Hamburg fallen soll. Der bayerische Verfassungsschutz rechnet die Münchner Vereinigung dem schiitischen Islamismus zu. Die Gruppierung ist Beobachtungsobjekt des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz und gilt als "Außenstelle" der Hamburger Moschee.
Die Islamische Vereinigung Bayern (IVB), die im vierten Stock eines Laimer Bürogebäudes einen Gebetsraum unterhält, wurde nach eigenen Angaben 1994 "von einer Gruppe in München lebender iranischer Gläubiger gegründet". Als ihr Zweck werden unter anderem die "Bildung der iranischen Jugend und Förderung ihres religiösen und kulturellen Denkens" und die "Aufrechterhaltung religiöser und kultureller Werte" genannt. Der derzeitige Direktor und Imam beruft sich in seiner Vita auf die Lehren eines iranischen Großajatollahs, der den Ausschluss von Frauen aus Fußballstadien rechtfertigte und eine Todesfatwa gegen einen Journalisten verhängt haben soll.
Im Internet firmiert die IVB in Anlehnung an ihre mutmaßliche Hamburger Zentrale als "izmunich", als Islamisches Zentrum. Mit der gleichnamigen Moschee in Freimann hat sie aber nichts zu tun. Letztere wird von Sicherheitsbehörden den sunnitischen Muslimbrüdern zugerechnet und ist deshalb ebenfalls im Visier des Verfassungsschutzes.
Bei der Großrazzia hatten Polizisten am Donnerstag bundesweit 54 Objekte in sieben Bundesländern durchsucht, wie das Bundesinnenministerium am Morgen mitteilte. Das Ministerium führt ein Ermittlungsverfahren gegen das Islamische Zentrum Hamburg (IZH), das in einen Vereinsverbot münden könnte. Das IZH gilt als verlängerter Arm des iranischen Regimes, das der islamistischen Hamas zu ihrem Angriff auf Israel gratuliert und diesen als "Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands" bezeichnet hatte. Die Sicherheitsbehörden gehen laut Bundesinnenministerium auch dem Verdacht nach, dass das IZH Aktivitäten der proiranischen libanesischen Hisbollah unterstützt, für die in Deutschland ein Betätigungsverbot gilt.
"Die heutigen Durchsuchungen zielen darauf ab, die Vereinsstrukturen und Aktivitäten weiter aufzuklären, um ein mögliches Verbot vorzubereiten", erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in einer Stellungnahme. "Dafür werden alle sichergestellten Beweismittel akribisch ausgewertet." Laut Herrmann stellten die Ermittler in Bayern unter anderem eine Reihe von Datenträgern sowie weitere Unterlagen sicher. "Wir ziehen alle Register, um Extremisten den Nährboden zu entziehen", betonte der Innenminister.