Fünf für München:Geehrt, gefördert, gesammelt

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Polina Gordienko (Foto: Florian Peljak)

Polina Gordienko wird mit dem Helene-Weber-Preis ausgezeichnet, Valerie Hentschel will mit einer App den Buchhandel unterstützen, Thassilo Franke präsentiert "Coole Tiere" - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Buchwald, DPA, Sonja Niesmann und Stefanie Witterauf

Wäre es nach ihren Eltern gegangen, hätte sie Tennisprofi werden sollen. Aber Polina Gordienko wollte lieber in Freiheit und Demokratie leben - und sich dafür auch engagieren. Mit 15 Jahren also verließ sie Belarus und ging nach Deutschland. Schon in der alten Heimat hatte sie begonnen, heimlich die Sprache zu lernen. Vier Jahre, nachdem sie in München angekommen war, machte sie ihr Abitur, mit einem Schnitt von 1,0. 2017 trat sie in die Münchner SPD ein. Für ihr kommunalpolitisches Engagement, genauer gesagt für ihren "politischen, zivilgesellschaftlichen, frauen- und gleichstellungspolitischen Einsatz" hat das Bundesfamilienministerium die 24-Jährige nun mit dem Helene-Weber-Preis ausgezeichnet, gemeinsam mit 14 anderen Kommunalpolitikerinnen aus der ganzen Bundesrepublik. Die Ehrung nimmt im März Bundesfamilienministerin Lisa Paus in Berlin vor.

Polina Gordienko sitzt für die SPD im Bezirksausschuss Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln, ist dessen stellvertretende Vorsitzende und leitet auch den Unterausschuss Soziales, Bildung und Sport. Ein langjähriger Beobachter des Gremiums attestiert ihr souveräne und für eine Politikerin "erstaunlich stille" Arbeit. In der Münchner SPD gilt sie als eine der Nachwuchshoffnungen. "Niemals hätte ich mir vorstellen können, ein Vorbild für andere Frauen in der Politik zu werden. Ich möchte die Stimme, die ich jetzt habe, nutzen, um mehr Frauen in der Politik sichtbarer zu machen", kommentiert Gordienko die Auszeichnung. Der Bundestagsabgeordnete Sebastian Roloff, der sie für diesen Preis vorgeschlagen hat, nennt sie "für viele ein echtes Vorbild".

Gegründet

Valerie Hentschel (Foto: privat)

Um die lokalen und inhabergeführten Buchhandlungen zu unterstützen, hat Valerie Hentschel eine App entwickelt. Die soll ein Gegengewicht zur digitalen Dominanz großer Ketten schaffen. Die Buchhändlerinnen und Buchhändler können ihre Leseempfehlungen bei "buchpicker" präsentieren. "Die Buchbranche leidet an einer Innovationsträgheit, doch ich bin der Meinung, dass sie eine digitale Transformation benötigt, um den wirtschaftlichen Druck zu bewältigen", sagt Hentschel. Für das Projekt, dessen Verwendung kostenfrei ist, hat die 28-jährige Münchnerin den "Börsenblatt Young Excellence Award 2023" gewonnen.

Geplant

Cora Frost (Foto: Stephan Rumpf)

In ihrer alten Heimatstadt München ist die Sängerin und Performancekünstlerin Cora Frost schon länger nicht mehr aufgetreten. Im Frühjahr aber wird ihr Alter Ego Peter Frost mit neuen Liedern hier zu hören sein. Diese frohe Nachricht kommt mit dem Hinweis auf das erste Münchner Drag-Festival, das vom 1. bis 5. Mai 2024 stattfinden soll. Unter dem Titel "go drag! munich" werden Frost sowie andere Gäste aus dem In- und Ausland angekündigt.

Kuratiert wird das fünftägige Event von der Genderperformerin Bridge Markland und der Drag-Künstlerin Ruby Tuesday, sie wollen die Stadt Anfang Mai in ein glitzerndes "Epizentrum der Drag-Kunst" verwandeln. Zwei Ausgaben dieser Art gab es bereits in Berlin, nun wird also München Gastgeberin für queere Künstlerinnen und Künstler aus verschiedenen europäischen Ländern sowie Kenia (vertreten durch Majic Dyke). Unterstützt wird das Festival unter anderem vom Pathos Theater, der Gasteig GmbH, dem HochX, dem Schwere Reiter, der Drehleier und dem Münchner NS-Dokumentationszentrum.

Gefördert

Katharina Stark (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Die Schauspielerin Katharina Stark ("Deutsches Haus") wird als einer der "European Shooting Stars" an der kommenden Berlinale teilnehmen. Die 25-Jährige wurde am Donnerstag zusammen mit sechs europäischen Schauspielerinnen und drei weiteren Kollegen von der European Film Promotion benannt. Mit dem Programm lädt die Organisation jährlich zehn Talente zu den Internationalen Filmfestspielen nach Berlin. Mit einem speziellen Programm während der Berlinale (15. bis 25. Februar) soll ihnen geholfen werden, sich zu präsentieren, ihre Bekanntheit zu steigern und ein Netzwerk innerhalb der Branche anzulegen. Geplant werden etwa Treffen mit internationalen Casting-Agenturen.

Die in München lebende Stark begann schon als Kind mit der Schauspielerei, ausbilden ließ sie sich an der Otto-Falckenberg-Schule. Sie spielte an den Münchner Kammerspielen und stand für Filme wie "König Laurin", "Luna", "Dead Girls Dancing" und Fernsehproduktionen vor der Kamera. Zuletzt agierte sie in einer Hauptrolle in der Miniserie "Deutsches Haus": Im Wirtschaftswunderjahr 1963 arbeitet die Wirtstochter Eva Bruhns als Übersetzerin aus dem Polnischen und möchte bald heiraten. Sie wird für einen Job angeworben, auf den sie in keiner Hinsicht vorbereitet ist - Dolmetscherin der Überlebenden beim ersten Auschwitz-Prozess. Aus Sicht der Jury spielt Stark dabei "eine emotional aufgeladene und anspruchsvolle Rolle mit Leichtigkeit". Die Tiefe der Figur werde durch eine zurückhaltende wie überzeugende Darstellung vermittelt. Zu den früheren deutschen "Shooting Stars" gehören unter anderem Daniel Brühl, Anna Maria Mühe, Moritz Bleibtreu oder Jella Haase.

Gesammelt

Thassilo Franke (Foto: Kathrin Glaw)

Außer Wissenschaftlern aus aller Welt bekommt sie leider kaum jemand je zu sehen, die 25 Millionen Objekte aus dem gesamten Tierreich in den Magazinen der Zoologischen Staatssammlung München. Einige Kuriositäten zupft sich Thassilo Franke, Präsident des Fördervereins Freunde der ZSM, nun heraus für seine Show "Coole Tiere" am Mittwoch, 20. Dezember, 19 Uhr, im Hörsaal der ZSM an der Münchhausenstraße 21. Das Publikum lernt da beispielsweise eine geheimnisvolle Schlange kennen, die fast die gesamte Vogelfauna einer Südseeinsel vertilgt hat, "Toadzilla", die größte Kröte der Welt, und eine merkwürdige Robbe. Der Eintritt ist frei.

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