München:Die glitzerndste Discokugel ist sie

Lesezeit: 3 min

Mit viel Glitzer und Akrobatik begeistert Pink am Mittwochabend im Olympiastadion ihre Fans. (Foto: Robert Haas/Robert Haas)

Pop-Star Pink begeistert im Olympiastadion ihre Fans. An Bungee-Seilen stürzt sie sich vom Bühnendach.

Von Oliver Hochkeppel und Michael Zirnstein

Lange bevor Pink mit ihrem Pole-Position-Song "Get The Party Started" losbraust, ist die Party im Münchner Olympiastadion schon längst am hochdrehen. Die irischen Nummer-1-Rocker The Script haben mit ihren Hits wie "Hall Of Fame" die 62 000 Pink-Fans aufgeweckt, da werden silberne Palmen, eine Zwei-Meter-hohe Discokugel sowie noch unerleuchtete Neon-Flamingos und Regenbogen auf der Bühne in Stellung gebracht. Die Miami-Beach-Club-Deko zeigt, wo's auf der "Summer Carnival Tour" des US-Popstars langgeht. Und der gelbhaarige DJ KidCutUp, ein alter Weggefährte von Pink, spielt seine Spielchen mit dem Publikum, weiß, was hier ankommt: der Wiesn-Hit "Hey Baby", "It's my Life", "Völlig losgelöst" und natürlich "Skandal im Sperrbezirk". Erster Jubel, unter vielen rosafarbenen Ballons ist man gut drauf.

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Aber natürlich, da geht noch mehr, und dafür ist man da, für die größte Pop-Party des Jahres - die am nächsten Tag noch einmal wiederholt werden wird. Und spätestens als Pink an Bungee-Seilen vom Bühnendach in die Tiefe stürzt, ist klar: die glitzerndste Disco- oder Flipperkugel im Stadion ist sie. Im Glitzerbody und auf Glitzer-Plateauschuhen schussert Pink inmitten neonfarbener Beach-Boys und -Girls zum Party-Starter-Song, auf den Bildschirmen gelbe Delfine, Diamantringe. Und schon lässt sie sich an Gummiseilen wieder nach oben schnalzen, dreht ein Dutzend Saltos und singt laut und happy. Die Frisur, ein Spitz-Iro wie eine Eistüte, sitzt.

Nach "Raise Your Glass" mit pinkfarbenen Flamingo-Rollern und "Who Knew" begrüßt die 43-Jährige die Münchner, die sie ja gut kenne von früheren Shows, wie sie sagt. Sie würde alle jetzt gerne knuddeln, sagt Pink, "Danke, danke, danke, dass ihr alle gekommen seid, im möglichen Regen." Aber noch hält das Wetter, und auch die Stimmung bei den folgenden Schlagern "Just like A Pill" und "Try".

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Was man im Radio, vom CD-Player (sofern auch ihre Zielgruppe überhaupt noch einen hat) oder auf den Streaming-Portalen von Pink hört, ist lupenreiner Konsens-Pop. Massentaugliche Songs, solide komponiert und mit der wiedererkennbaren Stimme von Alecia Beth Moore, wie Pink bürgerlich heißt. 60 Millionen verkaufte Alben, zahllose Nummer-Eins-Chartseinträge, drei Grammys und ein Stern auf dem Hollywood Walk of Fame lügen nicht.

Selten ist Pinks Musik zu glatt, schließlich ist sie doch die Post-Punk-Queen des 21. Jahrhunderts, ein Role Model der selbstbestimmten, durchaus rebellischen Frau, wie man bei frühen Albumtiteln wie "M!ssundaztood " oder Songs wie "You Make Me Sick" oder "Dear Mr. President" hören konnte. Musikalisch ist sie dem Rock am nächsten, aber doch nie so hart, dass das Pop-Publikum ausgeschlossen würde. Sexy ist sie auch, aber nie als Objekt, sondern dominant selbstbewusst. Zugleich aber hedonistisch, bürgerlich und so nahbar, dass sie die Fans ausgiebig an ihrem Privatleben teilhaben lässt - von der Riot-Girl-Jugend als Scheidungskind mit dem vollen Programm aus Schulproblemen, Drogen und Konflikten aller Art bis zu den aktuellen Herausforderungen als Ehefrau und Mutter.

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Trotzdem ist mit all dem das Phänomen Pink nicht ansatzweise erfasst. Das nämlich erwacht erst auf der Bühne zum Leben. Bombastische Bühnenbilder mit Scheinwerfer-Meeren, beweglichen Elementen, Videofeldern und Pyrotechnik, eingebunden in eine perfekte Choreografie und über allem als absolutes Alleinstellungsmerkmal ihre Artistik mit Equilibristik- und Trapeznummern, während sie gleichzeitig (und ohne A-Tune) zum Niederknien singt- für die großen Hallenkonzerte hat Pink zwei Jahrzehnte lang Maßstäbe gesetzt. Vor Corona hat dies dann auch schon in den Stadien funktioniert, wie man der SZ-Kritik zu ihrem bislang letzten Auftritt im Olympiastadion 2019 entnehmen kann: "Mehr geht nicht im Pop. Hier können andere nur staunen und lernen."

Viel Energie: Pink bei einem Konzert ihrer 'Summer Carnival 2023' Tour im Olympiastadion in Berlin auf. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Jetzt ist Pink also wieder zwei Abende lang am gleichen Ort zur Stelle. Und schon bei den ersten Terminen ihrer 61 Stationen umfassenden "Summer Carnival"- Tour in Berlin konnte man sehen, dass sie ordentlich trainiert hat. Auch mit inzwischen 43 ist es immer noch zirkusreif, was sie da vorführt. Bei ihren größten Hits aus 20 Jahren, auf die sie sich selbst vielleicht am meisten freut: "Es waren drei lange Jahre, und ich habe Live-Musik so sehr vermisst. Ich bin so aufgeregt, zurück nach Europa zu kommen, um zu singen, zu weinen, zu schwitzen und neue Erinnerungen mit meinen Freunden zu schaffen," sagt sie und verspricht: "Es wird magisch!"

Eine ausführliche Konzertkritik aus dem Olympiastadion lesen Sie hier.

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