Zulassungen für 2023:Was sich auf dem Oktoberfest ändert

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In der Bräurosl soll in diesem Jahr ohne negative Schlagzeilen gefeiert werden. (Foto: Wolfgang Maria Weber/IMAGO)

Bräurosl-Wirt Reichert darf auf der Wiesn bleiben. Doch es gibt Neues auf der Theresienwiese: Besucher können in einem Fahrgeschäft Koalas waschen - und das Oktoberfest dauert länger als sonst.

Von Heiner Effern und Franz Kotteder

Während auf der Theresienwiese die Fahrgeschäfte und Zelte des Frühlingsfestes abgebaut werden, beschäftigte sich der Stadtrat am Dienstag mit dem Oktoberfest: Die Zulassungen für die diesjährige Wiesn wurden in nichtöffentlicher Sitzung erteilt. Bei der vorab am meisten diskutierten Frage gab es wie erwartet keine Überraschung: Peter Reichert bleibt trotz der Rangelei mit einem Security-Mann und Vorwürfen wegen Hygienemängeln Wiesnwirt.

Das Kreisverwaltungsreferat hatte im Vorfeld dem Bräurosl-Wirt die nötige allgemeine Zuverlässigkeit als Gastronom bescheinigt. Es gebe deshalb auch keinen Raum, ihm die Oktoberfest-Zulassung zu versagen, so Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU). Reichert zeigte sich nach der Entscheidung erleichtert und ließ erklären: "Wir bedanken uns bei der Stadt für diese zweite Chance. Wir wissen das große Vertrauen zu schätzen und sind uns der Verantwortung bewusst." Er und sein Team freuen sich nun, das umsetzen zu können, was für die Bräurosl geplant sei, "wie etwa unser neues, ausgefeiltes Hygiene-Konzept".

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Während sich bei den großen Wiesnwirten personell nichts verändert, so tut sich doch etwas an den Arbeitszeiten in den Zelten und bei den Fahrgeschäften. Nicht nur, dass die Wiesn in diesem Jahr zwei Tage länger ist als sonst: Der Feiertag 3. Oktober fällt auf einen Dienstag nach dem ersten Oktoberwochenende, deshalb verlängert sich das Fest bis dahin. Gleichzeitig wird die Wiesn wochentags nicht schon um neun Uhr für die Besucher öffnen, sondern erst um zehn Uhr. An den Wochenenden und am Feiertag bleibt es bei neun Uhr. Die Oide Wiesn, die bisher eine Stunde früher schließen musste als die große Wiesn, darf künftig auch bis 22.30 Uhr Gäste bewirten.

Neu ist auch, dass Wiesnbesucher reservierte Plätze, die sie nicht wahrnehmen können, auf einem Online-Portal anbieten können. Damit wolle man den Schwarzmarkthandel unterbinden, so Clemens Baumgärtner nach der Sitzung. Nicht eingelöste Gutscheine können Besucher in bestimmten Gaststätten noch bis zum 31. Dezember 2023 nutzen.

Das Fahrgeschäft Zugspitzbahn wird nicht zugelassen

Daneben ändert sich noch Weiteres auf der Wiesn. Die Zugspitzbahn von Michael Menzel wird nicht zugelassen. Das Fahrgeschäft aus dem Jahr 1936 braucht immer wieder neue Ersatzteile, die oft nicht leicht zu bekommen sind - im vergangenen Jahr stand die Zugspitzbahn zwar auf dem Festplatz, konnte aber nicht fahren, weil ein solches Teil zu spät ankam.

Damit das alte Fahrgeschäft den aktuellen Anforderungen entspricht, die in Deutschland strenger sind als im Rest der EU, müsste Menzel "mehrere Hunderttausend Euro" investieren. Er überlegt sich noch, ob sich das überhaupt lohnt, und hat sich in diesem Jahr eigentlich nur beworben, um in der Punktewertung für die Wiesn nicht abzufallen. Denn die berücksichtigt auch, wie oft man sich schon beworben hat.

Auch bei der Kategorie "Stehausschank" hat es einen alten Bekannten auf dem Oktoberfest erwischt. Peter Aschenbrenner mit seinem Sektstand Nymphenburg ist von der Münchner Konkurrentin Miriam Blume mit ihrer Münchner Wein Stub'n verdrängt worden. Sie bietet in einer Art Almhütte prämierte Bioweine an. Die Einrichtung mit viel Holz und Dekor erzeuge "eine besonders griabige Wohlfühl-Atmosphäre", heißt es in der Vorlage für den Stadtrat.

Bei den Fahrgeschäften und anderen Attraktionen sind traditionell ein paar Plätze für Neuheiten reserviert, damit der Adrenalin-Spiegel der Besucherinnen und Besucher nicht immer nur auf die gleiche Weise angeregt wird. Im "Mr. Gravity", der heuer zum ersten mal gastiert, rotieren zum Beispiel zehn Gondeln für zwei Personen auf einer Scheibe, bis zu 100 Kilometer schnell sollen die Fahrgäste unterwegs sein. Damit es dabei auf keinen Fall langweilig wird, kann ein sich drehender Arm die Scheibe auf eine Höhe von 20 Metern anheben.

Im neuen "Crazy Outback" geht es in die Wildnis Australiens

Im ebenfalls neuen "Crazy Outback" begeben sich die Besucher in die Wildnis Australiens, so verspricht es die Beschlussvorlage. Dort soll man je nach Laune Koalas waschen oder eine Känguruh-Boxschule besuchen. Das vermutlich ebenfalls verrückte "Crazy Island" lockt auf mehreren Etagen mit der Karibik und einem Abenteuer-Parcours für Familien.

Dazu bleibt eine Neuerung auf dem Oktoberfest, die sich letztes Jahr bei der Premiere bewährt hat: der mobile Computertomograph (CT). Dort kann fachkundiges Personal verletzte Gäste sofort untersuchen und entscheiden, ob eine Fahrt mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme nötig ist. Damit wurden die ohnehin am Anschlag arbeitenden Krankenhäuser 2022 spürbar entlastet. Von 205 untersuchten Patienten konnten 180 nach Hause geschickt werden.

Obwohl alle Beteiligten das CT auf der Wiesn gut fanden, war eine erneute Aufstellung wegen der Kosten lange fraglich. Nun beschloss der Stadtrat in allerletzter Minute einen Antrag von der Koalition aus SPD und Grünen sowie der Fraktion Linke/die Partei, der die Finanzierung auf Dauer sichern soll. In diesem Jahr wird die Stadt dafür bezahlen, von 2024 an sollen sich möglichst auch die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB), Krankenkassen und andere Kostenträger aus dem Gesundheitsbereich beteiligen. Eine Unsicherheit bleibt aber: Die Ausschreibung soll zwar sofort erfolgen, doch die Zeit, um einen Betreiber zu finden, könnte bereits zu knapp sein.

Trübe Bilanz im Jahr 2022

Pünktlich zur Vergabe der Zelte und Fahrgeschäfte für die Wiesn in diesem Jahr hat die Stadt die offizielle Bilanz für 2022 veröffentlicht. Das trübe Wetter habe für eher dürftige Zahlen gesorgt, so das Fazit. Nach Schätzung der Festleitung besuchten trotz des zusätzlichen Tags am 3. Oktober nur 5,7 Millionen Gäste die Wiesn. Die Brauereien gaben die Zahl der ausgeschenkten Massen mit 5,6 Millionen an (7,3 Millionen bei der letzten Auflage vor der Pandemie 2019). Gut 313 000 Hendl wurden gegessen, mehr als 100 000 weniger als zuletzt. Dafür wurden mehr Ochsen verzehrt (177 statt 125).

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