Oktoberfest:Peter Reichert soll Wiesnwirt bleiben dürfen

Oktoberfest: Bekommt trotz der schwierigen Premiere offenbar eine zweite Chance auf der Wiesn: Peter Reichert.

Bekommt trotz der schwierigen Premiere offenbar eine zweite Chance auf der Wiesn: Peter Reichert.

(Foto: Catherina Hess)

Das Kreisverwaltungsreferat stuft den Gastronomen trotz Vorwürfen wegen Hygienemängeln als zuverlässig ein. SPD und Grüne wollen ihm aus diesem Grund ein Festzelt nicht verwehren.

Von Heiner Effern

Peter Reichert wird aller Voraussicht nach trotz einer Rangelei mit einem Security-Mann und Vorwürfen wegen Hygienemängeln Wiesnwirt bleiben. Das zeichnet sich vor der entscheidenden Sitzung des Wirtschaftsausschusses im Stadtrat am Dienstag ab. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bescheinigt Reichert aktuell die für die Wiesn-Zulassung nötige allgemeine Zuverlässigkeit als Gastronom. Sollte die Verwaltung Reichert wie die bekannten anderen Wirte der Zelte für das Oktoberfest 2023 vorschlagen, würde man dem folgen, erklärten Vertreter der Koalition aus Grünen und SPD.

Für Reichert, wie auch für die Kollegen, könnte es auf der Wiesn in diesem Jahr einige Neuerungen geben. Am Dienstag soll der Stadtrat nach Informationen der SZ ebenfalls beschließen, dass der Schlusstag am 3. Oktober weitgehend reservierungsfrei bleibt. Nur Boxen und Galerien sollen die Wirte vergeben dürfen. Am 2. Oktober plant die Stadt einen Aktionstag für Kinder und Senioren. Wie der genau aussehen soll, steht aber noch nicht fest. Die Öffnungszeiten des Oktoberfests sollen sich ebenfalls ändern. Am Morgen könnte die Wiesn eine Stunde später starten, um zehn Uhr statt wie bisher um neun. Die Oide Wiesn soll dafür abends länger gehen, sie muss wie der Rest erst um 23.30 Uhr schließen.

Auch in den Wiesn-Gassen soll es einige Neuheiten geben. Der Zugang von der U-Bahnstation Theresienwiese soll heuer nur noch über befestigte Wege und nicht über Grünflächen verlaufen. Unter der Bavaria soll ein neuer Bierausschank kommen, rund angelegt wie andere auch und ohne Sitzplätze. Drei Fahrgeschäfte sind erstmals dabei, dem Namen nach sollen zumindest zwei ziemlich "crazy" sein, und auch ein zusätzliches Riesenrad. Dem Vernehmen nach soll das sogenannte nostalgische Russenrad zurückkehren, das auch langjährigen Besuchern der Auer Dult bekannt sein dürfte. Ein prominenter Sektstand soll von einem anderen Stehausschank verdrängt worden sein.

Für den Gastronom Reichert wird sich dagegen wohl nach einer schwierigen Premiere im vergangenen Jahr eine zweite Chance bieten, sich als Wirt eines der 14 großen Zelte zu etablieren. Er hatte die neue Bräurosl mit mehr als 8000 Plätzen für das Oktoberfest 2022 übernommen, geriet jedoch schnell in die Kritik. Besucher monierten, dass die Musik zu wenig Party-Atmosphäre hatte. Die Lebensmittel-Kontrolleure des KVR stießen auf Hygiene-Mängel und nicht zuletzt lieferte sich Reichert eine handfeste Rangelei mit einem seiner Sicherheitsmänner. Lange sah es deshalb nicht gut aus für den Wirt, der auch den Donisl am Marienplatz betreibt.

Vor dem Beschluss des Stadtrats bemühte sich Reichert, seine Probleme abzuräumen. Das Verfahren nach der Rauferei wurde gegen eine Geldauflage eingestellt. Für den Donisl und die Bräurosl präsentierte er Ende April ein von Experten erarbeitetes neues Hygienekonzept. Bei dieser Gelegenheit entschuldigte er sich öffentlich für seine Verfehlungen und widersprach der Darstellung der Staatsanwaltschaft, er habe verdorbene Lebensmittel verwendet. Gegen den entsprechenden Strafbefehl des Amtsgerichts München legte er Widerspruch ein. Dieser hätte seine Zuverlässigkeit als Wirt beeinträchtigen können, doch der ist nun nicht rechtskräftig. Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt für Reichert, wie für jeden Bürger, die Unschuldsvermutung.

Die Zuverlässigkeit als Gastronom sei nochmals überprüft worden und aktuell gegeben, sagte ein Sprecherin des KVR. Sollte nun die Paulaner-Brauerei, zu der Hacker-Pschorr und seine Bräurosl gehören, Reichert erwartungsgemäß vorschlagen, spricht juristisch nichts dagegen. Wenn auch die Verwaltung die Auswahl befürworte, werde man sich "dem anschließen", sagte Wiesn-Stadträtin Anja Berger von den Grünen. Auch SPD-Fraktions-Chefin Anne Hübner erklärte, dass man in das ausgeklügelte Verfahren der Verwaltung nicht eingreifen werde.

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