Berg am Laim:Kampf um den Erhalt des Bosch-Werks

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Das Bosch-Werk in der Truderinger Straße in Berg am Laim (Foto: Stephan Rumpf)

Der größte Automobilzulieferer der Welt scheint den Trend zur E-Mobilität verpasst zu haben. 250 Arbeitsplätze sind allein in München gefährdet.

Von Catherine Hoffmann, München

Nur zwei Jahre noch, dann könnten sie hier bei Bosch in Berg am Laim ihr 50. Firmenjubiläum feiern. Doch ob es in zwei Jahren etwas zu feiern gibt, ist ungewiss. Der Automobilzulieferer mit Sitz in Stuttgart prüft derzeit die Schließung seines Werks in München. 250 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Noch fertigen die Mitarbeiter der Robert Bosch GmbH in der Truderinger Straße Kraftstoffpumpen für Diesel- und Benzinmotoren.

Doch der Münchner IG Metall-Sekretär Sascha Wojtkowski macht sich keine Illusionen: "Hier werden Produkte hergestellt, die Mitte der 2030er-Jahre keiner mehr haben will." Er fürchtet, dass Bosch den Standort schließen und die Produktion ins Ausland verlagern will, um Kosten zu sparen. Auch an anderen Standorten von Bosch stehen Jobs auf der Kippe.

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"Wir wollen nicht, dass Bosch in München Arbeitsplätze streicht. Das müssen wir auf jeden Fall verhindern", sagt Christian Müller, Vorsitzender der SPD/Volt-Fraktion im Stadtrat. "Die Stadt ist darauf angewiesen, dass Unternehmen hier produzieren und Gewinne machen, die versteuert werden." Die Gewerbesteuer ist die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. 2019 erreichte das Gewerbesteueraufkommen mit 2,6 Milliarden Euro seinen bisherigen Höchststand. Durch die Corona-Pandemie sind die Einnahmen im Jahr 2020 auf 1,8 Milliarden zurückgegangen. Als größter Gewerbesteuerzahler gilt der Automobilhersteller BMW, aber auch die vielen Zulieferer dürften einiges zum Aufkommen beitragen. Doch die Steuereinnahmen könnten ebenso wie viele Arbeitsplätze durch die Transformation der Branche in Richtung E-Mobilität gefährdet sein.

So ist der Streit um das Bosch-Werk in Berg am Laim zum Symbol geworden für den Wandel einer ganzen Branche, die um ihre Zukunft ringt. Ausgerechnet der größte Automobilzulieferer der Welt macht den Eindruck, den Trend zur E-Mobilität verpasst zu haben. Immer schneller kommen neue Elektrofahrzeuge auf den Markt. Zulieferer, deren Produktion auf Verbrennungsmotoren fokussiert ist, geraten in Schwierigkeiten, weil ihre Technologien immer seltener gebraucht werden.

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Der Druck wächst, Arbeitsplätze abzubauen und Werke zu schließen. Denn für den Bau von Elektrofahrzeugen werden weniger Arbeitskräfte benötigt als für Verbrenner. Auch Bosch reagiert mit Einsparprogrammen und prüft für das Werk in München verschiedene Szenarien, etwa die Verlagerung der Produktion ins brasilianische Campinas, nach Budweis in Tschechien oder ins größere Werk nach Nürnberg. Entschieden ist noch nichts.

Der Betriebsratsvorsitzende Giuseppe Ciccone und der IG-Metaller Wojtkowski kämpfen, unterstützt von der SPD, ums Überleben des Werks. "Wir ketten uns an die Maschinen, wenn es sein muss", sagt Ciccone. Doch erst einmal wollen sie es mit Gesprächen versuchen. Der Betriebsrat drängt darauf, dass Bosch für den Standort eine Perspektive entwickelt. "Unsere Facharbeiter und unsere Maschinen können nicht nur Kraftstoffpumpen herstellen, sie können auch anderes", sagt Wojtkowski. Die Beschäftigten wollten bei Bosch arbeiten, sie könnten auch Produkte für Elektroautos bauen. Gelingt eine Einigung, könnte Bosch seiner Eigenwerbung gerecht werden: "Im Werk München stehen wir für ein familiäres Miteinander", heißt es auf der Homepage.

© SZ vom 11.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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