Energieversorgung:Stadtwerke wollen Wasserkraftwerk übernehmen

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Im Sommer 2010 wurde das Wasserkraftwerk an der Praterinsel in Betrieb genommen, das Foto zeigt die Baustelle im Jahr 2009. (Foto: Robert Haas)

Unter der Maximiliansbrücke erzeugt ein Wasserkraftwerk Strom für 4000 Haushalte. Die Verhandlungen über die Anlage an der Praterinsel mit dem insolventen Anteilseigner Green City laufen bereits.

Von Heiner Effern

Die Stadtwerke München (SWM) wollen alleiniger Eigentümer des Wasserkraftwerks an der Praterinsel werden. Derzeit besitzen sie 70 Prozent der Anteile. Den Rest hält noch das insolvente Unternehmen Green City AG. Die beiden Partner hatten das Kraftwerk an der Isar zusammen errichtet und im Sommer 2010 in Betrieb genommen. "Wir sind in Gesprächen und hoffen, dass wir uns einigen können", sagte SWM-Geschäftsführer Florian Bieberbach.

Er geht davon aus, dass bald ein Ergebnis vorliegen könnte. Ansprechpartner sei der Insolvenzverwalter von Green City, der ein Interesse daran habe, das Verfahren schnell abzuwickeln. Vom Stadtrat hat das Münchner Tochterunternehmen sich bereits die Erlaubnis für den Kauf geholt. Der Wirtschaftsausschuss stimmte in nicht-öffentlicher Sitzung am Dienstag mit großer Mehrheit für den Erwerb der restlichen 30 Prozent des Kraftwerks. Das wäre "die beste Option, um sicherzustellen, dass dieses zentral in der Stadt gelegene Kraftwerk vollständig in Münchner Hand bleibt", heißt es in der Beschlussvorlage.

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Der Stadtrat genehmigte den Kauf unter der Maßgabe, dass der Preis im einstelligen Millionenbereich bleibt. Die Betreibergesellschaft soll noch gut sieben Millionen Euro an Krediten und Darlehen abzahlen müssen. Das müsste beim Erwerb gegengerechnet werden, heißt es. Auch dürfen die Stadtwerke prüfen, ob sie anstatt eines Kaufs die Abtretung oder den Einzug der Anteile von Green City verlangen sollten. Das sei laut Satzung der gemeinsamen Gesellschaft bei der Insolvenz eines Partners mit einer entsprechenden Abfindung möglich.

4000 Münchner Haushalte lassen sich durch die Anlage unter der Maximiliansbrücke versorgen

Die Kraftwerksanlage unterhalb der Maximiliansbrücke ist nicht zu sehen. Hier wird über das Praterwehr am Flussarm der Großen Isar Wasser für den sogenannten Fabrikbach und in der Folge den Eisbach im Englischen Garten abgeleitet. Daneben stürzt aber auch ein Teil aus neun Metern Fallhöhe auf eine Turbine im Untergrund hinab. Am Ende der Kaskaden fließt das Kraftwerkswasser wieder in die Große Isar zurück. Die Leistung beläuft sich auf etwa 2,5 Megawatt. Damit lassen sich etwa 4000 Münchner Haushalte versorgen.

Das Praterkraftwerk gehört damit eher zu den kleineren Münchner Anlagen der Stadtwerke an der Isar. Die größeren Mengen liefern die Kraftwerke am Werkskanal. Der zweigt an der Isar unterhalb von Baierbrunn ab und speist das Isarwerk 1 etwa 1,8 Kilometer unterhalb des Großhesseloher Wehrs. Es wurde bereits 1905 erbaut und läuft seit 1907. In den Jahren von 1920 bis 1923 wurden im weiteren Verlauf das Isarwerk 2 auf Höhe des Flauchers und das Isarwerk 3 unterhalb der Braunauer Eisenbahnbrücke errichtet. Sie liefern zusammen Ökostrom für etwa 19 000 Haushalte.

Das älteste Wasserkraftwerk der Stadtwerke auf Münchner Gebiet ist das Maxwerk. Schon 1895 wurde es am Auer Mühlbach kurz vor der Einmündung in die Isar gebaut. Das im Stil eines barocken Lustschlösschens errichtete Gebäude sorgte vor einigen Jahren für heftigen politischen Streit. Die Stadtwerke und auch viele Stadtpolitiker wollten es gastronomisch nutzen, doch die Pläne scheiterten am Widerstand von Isarfreunden und Naturschützern, die eine weitere Kommerzialiserung der Isaranlagen verhindern wollten. Das Kraftwerk liefert knapp die Hälfte des Stroms vom Praterwerk.

Die Stadtwerke betreiben dazu noch weitere Wasserkraftwerke in der Region. Die Leitzachwerke zum Beispiel nutzen das Wasser von Mangfall, Leitzach und Schlierach zur Stromerzeugung. Allerdings wird hier nicht das Laufwasser an Wehren genutzt, sie funktionieren als Pumpspeicherkraftwerke. Als oberes Reservoir dient der Seehamer See, gelegen an der Autobahn von München nach Salzburg kurz vor dem Irschenberg. Dazu gibt es noch Anlagen an der Sempt, in Fischbachau und in München an der Floriansmühle. Das Oberföhringer Wehr gehört übrigens nicht den Stadtwerken, sondern dem Energieversorger Uniper.

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