Kaufhof-Aus am Stachus:Nicht nur Profit bringt Gewinn

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Beschäftigte der Galeria Karstadt Kaufhof Filiale am Münchner Stachus bei einer Demonstration. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Kaufhof-Eigner René Benko will stets das Maximum für sich herausholen, um eine gute Zukunft für Innenstädte geht es ihm weniger. Die Stadt sollte dem etwas entgegensetzen.

Von Sebastian Krass

Ein Satz war aus dem Imperium von René Benko mitunter zu hören: "Wir glauben an Innenstädte." In diesen Tagen, nachdem klar ist, dass der zu Benkos Firmengeflecht Signa gehörende Konzern Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) die Filiale am Stachus dichtmacht, klingt er wie Hohn. Michael Zechbauer, der Hauptvermieter des großen Gebäudes, hatte einen neuen Mietvertrag zu deutlich günstigeren Konditionen angeboten: GKK hätte für den Zeitraum von zweieinhalb Jahren nur noch ein Viertel des bisherigen Preises aufbringen müssen. Das aber ging dem Konzern nicht weit genug. Er wollte die reduzierten Kosten für vier Jahre festgeschrieben haben. Darüber scheiterten die Verhandlungen, in denen es nicht nur um das Schicksal der vielen Beschäftigten ging, sondern auch um einen bedeutenden Teil der Innenstadt.

Klar: Selbst ein René Benko kann solch wegweisende Fragen nicht alleine entscheiden. GKK hat sich in ein Schutzschirmverfahren begeben, ein Insolvenzverwalter agiert als Generalbevollmächtigter. Aber: Bei der letzten Verhandlungsrunde war Benko dabei. Mitzureden hat er offenbar schon. Und die Mittel, das Kaufhaus noch eine Weile offen zu halten, dürften in einem Milliardenimperium wie dem seinem trotz der Auswirkungen der Corona-Krise noch vorhanden sein. Jede Übergangszeit hätte die Notlage der Beschäftigten gelindert. Nun bleibt der Eindruck: Benko geht es weniger um eine gute Zukunft für Innenstädte und die Menschen, die dort ihr Geld verdienen. Es geht ihm vor allem um sein Geld. Darum, aus seinen Innenstadt-Aktivitäten den maximal möglichen Profit zu schlagen. Und das wiederum geht am besten über eigene Immobilien, die er nach seinen eigenen Vorstellungen umbauen kann. Wie zum Beispiel die Alte Akademie in der Neuhauser Straße.

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In dieser läuft gerade der Umbau an. Sie soll sich in einen zwar architektonisch hochwertigen, aber auf maximalen Profit durchgerechneten Shopping-Tempel verwandeln. Die frühere Rathaus-Koalition aus SPD und CSU hat dazu Hilfestellung geleistet, indem sie einen Teil des bisher öffentlichen Arkadenraums dem künftigen Gebäudeinneren zuschlug. Das Geschenk dürfte Benkos Unternehmen Signa über die 65 Jahre, die der Erbbauvertrag läuft, einen hohen zweistelligen Millionenbetrag an zusätzlichen Mieteinnahmen bringen. Vorsichtig gerechnet.

Als nächstes plant Signa den Umbau des Karstadts zwischen Stachus und Hauptbahnhof. Hier könnte die Politik ein Zeichen setzen: Der Stadtrat sollte Benko mehr Zugeständnisse abverlangen. In dem Komplex könnten auch Flächen für kulturelle oder soziale Nutzungen vorgeschrieben werden - die keinen finanziellen Gewinn für den Eigentümer abwerfen, aber einen Gewinn für die Stadtgesellschaft.

© SZ vom 23.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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