Event:Die Stadt gehört allen

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Das Kunstkollektiv "Point Of No Return" baut auf dem Münchner Viktualienmarkt einen "Mietmarktstand" auf und lädt zum "Mietspiegelei-Brunch" ein. (Foto: Kollektiv P.O.N.R)

Bei der siebten Architekturwoche München dreht sich alles um öffentliche Räume und deren Bedeutung als gesellschaftlicher Kitt.

Von Jürgen Moises

Da geht doch was. Diese überraschende Erfahrung gehörte zu den wenigen positiven in der zurückliegenden Corona-Zeit. Gemeint ist damit, dass es ohne ewige Diskussionen und den gewohnten Bürokratismus plötzlich möglich wurde, Parkplätze in München in Schanigärten oder auch Radwege umzuwandeln. Oder, wie es der " Kulturlieferdienst" zeigte, dass man nahezu von heute auf morgen aus Straßen Konzertbühnen macht. Ob so etwas nicht auch langfristig die bessere Option wäre, also öffentliche Räume verstärkt den Menschen oder der Natur zu überlassen anstatt den immer größer werdenden Autos: Genau darum soll es unter anderem bei der Münchner " Architekturwoche" gehen, die der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA in diesem Jahr bereits zum siebten Mal veranstaltet.

Mit "Stadt:Leben" ist diese siebte Architekturwoche (A7) überschrieben, die am Samstag, 25. Juni, um 18 Uhr auf dem Isartorplatz eröffnet wird. Nach einer Programmvorstellung und einem Eröffnungsvortrag des TU-Professors für Städtebau Bruno Krucker sitzen dort um 19.45 Uhr dann verschiedene Stadtbewohner auf dem Podium, um über die Frage "Wem gehört die Stadt?" zu diskutieren. Um 21 Uhr tritt die Rebetiko-Postpunk-Band The Grexits auf, bevor der Abend an der A7-Bar bei Drinks und Musik ausklingt. An den Tagen danach wird das Isartor ebenfalls die zentrale Anlaufstelle sein. So ist dort etwa am 26. Juni ein Podiumsgespräch zum Thema "Denkmal und Vision - das olympische Dorf" geplant. Am Abschlusstag, dem 1. Juli, werden Gäste aus Frankreich von ihrer Wahrnehmung der Stadt München erzählen. Und auch dazwischen finden dort täglich Diskussionen und Vorträge statt.

Im Kopfbau der ehemaligen Flughafentribüne im Riemer Park veranstaltet die Initiative KopfbauT e.V. die Ausstellung "Kinder:Leben" und Konzerte. (Foto: Antje Bieber)

Neu bei dieser siebten Ausgabe der Architekturwoche ist, dass es neben der Zentrale am Isartor mehr als 30 Satelliten gibt. Das heißt weitere Veranstaltungs- und Aktionsräume in München und Umgebung, wo sich verschiedenste Akteure mit dem Thema "Stadtleben" beschäftigen. Dazu gehört das Kunstkollektiv "Point Of No Return", das auf dem Münchner Viktualienmarkt einen "Mietmarktstand" aufbaut und dort unter anderem zum "Mietspiegelei-Brunch" einlädt. An der Hackenstraße 7 stellen Studenten der Landschaftsarchitektur Entwürfe für eine klimagerechte und autofreie Altstadt vor. An der Metzstraße in Haidhausen errichtet Clemens Hoyer einen etwas anderen Schanigarten zur freien Nutzung. Und im Kopfbau der ehemaligen Flughafentribüne im Riemer Park veranstaltet die Initiative KopfbauT e.V. die Ausstellung "Kinder:Leben" und Konzerte.

Mehrere Stadtspaziergänge gibt es auch, und neben München sind unter anderen die Städte Starnberg, Traunstein, Freising und Ingolstadt beteiligt. Erkennen kann man die Satelliten an den insgesamt fast 600 mobilen, farbig bespannten Bauzäunen, die als wiedererkennbare Markierungen für die Architekturwoche ausgeliehen und dann für die Weiterverwendung wieder an die Hersteller zurückgegeben werden. Ansonsten sind alle Veranstaltungen kostenlos und für alle offen. Und sie sollen zeigen, dass die Stadt uns allen gehört und jeder diese mitgestalten kann. "Das fördert die Identifikation mit dem Ort, mit der Stadt, mit der Demokratie", sagt Rainer Hofmann vom BDA. "Und das ist etwas, das immer mehr abnimmt." Deshalb brauche es den öffentlichen Raum als "gesellschaftlichen Kitt". Aber das funktioniere nur, "wenn sich die Leute dort zu Hause fühlen".

Siebte Architekturwoche München zum Thema "Stadt:Leben", Samstag, 25. Juni , bis 1. Juli, Isartor (Zentrale) und weitere Orte, Programm unter architekturwoche.org

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