Bildung:München will 2,53 Milliarden Euro in Schulen investieren

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  • Am Montag hat das Bildungsreferat seine Pläne für den Ausbau der Münchner Schulen vorgestellt. 37 Einrichtungen sollen neu- oder ausgebaut werden.
  • Zusätzlich sollen 39 Kindertagesstätten neu errichtet oder erweitert werden.
  • Stimmt der Stadtrat den Plänen, zu sollen die Arbeiten bis 2027 fertig sein. Die Investitionssumme betrüge dann 2,53 Milliarden Euro.

Von Jakob Wetzel, München

"Wir sind einfach voll", sagt Patrick Seitz, der Leiter der Mittelschule an der Zielstattstraße am Südpark. Im Süden seiner Schule seien in den vergangenen Jahren viele Wohnungen neu errichtet worden, die Zahl der Schülerinnen und Schüler steige. Etwa 350 seien es derzeit, das sei noch machbar, sagt Seitz, "viel aufnahmefähiger sind wir aber nicht". Nun jedoch kündigt die Stadt Abhilfe an.

Wie die Stadt am Montag bekannt gegeben hat, ist Seitz' Schule Teil ihres dritten großen Schulbauprogramms: Sie soll abgerissen und größer neu errichtet werden. Bisher hat die Mittelschule drei Züge, künftig sollen es fünf sein. Die im selben Gebäudekomplex untergebrachte Grundschule soll ebenfalls größer werden, es soll eine neue Sporthalle sowie ein Schwimmbad geben und unter anderem eine Kita mit zwei Krippen- und Kindergartengruppen.

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Die Schule ist nicht die einzige. Münchens Schulen sind insgesamt zu klein, sie sind zu wenige und oft auch nicht mehr gut in Schuss, mit dem Wachstum Münchens halten sie kaum Schritt. Schon in den vergangenen Jahren hat der Stadtrat deshalb mehr als vier Milliarden Euro für den Bau neuer sowie für die Sanierung bereits existierender Schulen freigegeben, zusammengefasst in zwei großen Schulbauprogrammen.

Jetzt berät er über die nächsten anstehenden Projekte, und das nächste Paket ist das bislang größte. Stimmt der Stadtrat dem zu, was das Bildungsreferat vorschlägt, wird die Stadt weitere 2,53 Milliarden Euro in ihre Schulen investieren. Außerdem wird über ein neues Kita- und ein neues Sport-Bauprogramm beraten. Hinzu kommen also wohl mehr als 200 Millionen Euro für neue Kindertagesstätten und Sportplätze.

Am Montag hat die Stadt ihre Pläne vorgestellt. Es sollen demnach 37 Schulen neu errichtet oder ausgebaut werden, um Platz für insgesamt 12 815 zusätzliche Schülerinnen und Schüler zu schaffen. Ausgebaut werden alle Schularten, ein Schwerpunkt liegt aber auf Grundschulen: So sollen elf Schulen komplett neu gegründet werden, darunter sieben Grundschulen, zum Beispiel eine an der Triebstraße in Moosach und eine am Mitterfeld in der Messestadt Riem.

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Parallel sollen 39 Kindertagesstätten neu errichtet oder erweitert werden, besonders viele im Westen der Stadt, zwei etwa alleine im Norden Freihams mit jeweils drei Kindergarten- und Krippengruppen und insgesamt Platz für 222 Kinder. Außerdem sollen unter anderem fünf Schwimmhallen neu gebaut werden, und die Stadt lässt weiterhin jährlich vier ihrer Sportanlagen modernisieren und erweitern.

Wird alles wie geplant bis 2027 fertig, hätte die Stadt seit 2016 insgesamt 114 Schulen gebaut, saniert oder erweitert, damit Platz für 40 510 zusätzliche Schüler geschaffen und dafür mehr als 6,5 Milliarden ausgegeben. Zudem hätte sie seit 2011 insgesamt 94 Kitas gebaut oder erweitert und so 8023 neue Betreuungsplätze für Kleinkinder geschaffen. Ein solches Programm sei europaweit einmalig, sagte Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) am Montag.

Ein Ende des Ausbaus ist nicht absehbar. Es gehe weiter, heißt es aus dem Bildungsreferat. So sollen 35 weitere Bauprojekte für ein künftiges Bauprogramm untersucht werden. Die Stadt hat zuletzt mehr als 300 nötige Baumaßnahmen nach Dringlichkeit sortiert; mit dem dritten Schulbauprogramm seien nun zumindest vier Fünftel der drängendsten Arbeiten berücksichtigt worden, sagte Strobl. Im nächsten Schulbauprogramm werde man hoffentlich das letzte Fünftel unterbringen. "Wir müssen das auch Zug um Zug machen, um die Münchner Bauwirtschaft nicht komplett zu überfordern."

Weil der Platz in der Stadt eng ist, kündigte die Stadt am Montag an, bei neuen Schulen weniger Parkplätze einzuplanen. Stimmt der Stadtrat zu, wird es in den kommenden zwei Jahren probeweise statt einem Auto-Parkplatz pro Klassenzimmer nur noch einen halben geben. Im Gegenzug werde die Zahl der Fahrrad-Stellplätze von zehn pro Klasse auf 15 erhöht.

Die Schulen warten auf den Ausbau. Das junge Gymnasium München Nord an der Knorrstraße etwa soll um ein Gebäude erweitert werden. Los gehen solle es 2021, sagt die stellvertretende Schulleiterin Petra Reinold. Und für die Schule passe das genau. Das Gymnasium befindet sich noch im Aufbau, es zählt knapp 700 Schülerinnen und Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse; später würden es wohl insgesamt etwa 1200 sein, sagt Reinold. Die Räume seien aber bereits ausgelastet. Um die Zeit zu überbrücken, hat die Stadt bereits Pavillons aufgestellt.

Neu gebaut werden soll auch die Grundschule an der Kafkastraße in Neuperlach. Sie freue sich darauf, sagt Schulleiterin Marion Lang. Derzeit unterrichten die Lehrer an ihrer Schule 308 Kinder in 15 Klassen, und sie bekomme auch alle unter. Nachmittags aber, mit Ganztagsschule und Mittagsbetreuung, werde es eng. Und die Erweiterung eröffne neue Möglichkeiten: Lang denkt an den Pfanzeltplatz in Perlach; an der Grundschule dort erprobt die Stadt seit 2018 ein neues, flexibles Ganztagsmodell, das allen Eltern einen Platz für ihre Kinder garantiert, die sogenannte Kooperative Ganztagsbildung. "Vielleicht gibt es mit der Vergrößerung ja die Chance, dass das bei uns auch möglich ist", sagt Lang.

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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