Startschuss für Bürgerbeteiligung:Was kommt noch alles in die Paketposthalle?

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Das Briefsortierzentrum der Deutschen Post zieht 2024 aus der Paketposthalle (im Vordergrund) aus. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Über mehrere Monate hinweg sollen Ideen gesammelt werden, wie das Gebäude mit dem gewaltigen Bogendach an der Friedenheimer Brücke genutzt werden soll. Im Gespräch ist unter anderem eine "Multifunktionsarena".

Von Sebastian Krass

Wenn es nach Elisabeth Merk geht, dann müssten Menschen aus Berlin und Bielefeld, aus Hamburg und Hannover bald ihren Blick auf die Paketposthalle in München-Neuhausen wenden und staunen. Sie erhoffe sich, sagte die Stadtbaurätin am Dienstagvormittag, von der künftigen Nutzung und dem Weg dorthin "eine überregionale Wirkung, dass die Leute sich fragen: Was macht München denn da?"

Anlass für Merks Worte war eine Pressekonferenz, auf der sie und weitere Rednerinnen und Redner den Start einer mehrmonatigen Ideensammlung für die öffentliche Nutzung der Erdgeschossfläche unter dem gewaltigen Bogendach der Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke verkündeten. "Alle für die Halle" heißt der Prozess. Im ersten Schritt können Bürgerinnen und Bürger bis Ende März online oder via Fragebogen Anregungen einreichen. Im Spätsommer soll dann ein Konzept stehen, wie die 20 000 Quadratmeter (entspricht etwa zwei Fußballfeldern) als "überdachter Freiraum", so Merks Worte, bespielt werden könnten.

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Dabei soll es um Kunst und Kultur, Sport, Gastronomie, aber vor allem auch um konsumfreie Räume gehen, "wo man einfach mal rumhängen kann", so formulierte es Julian Petrin vom Hamburger Stadtentwicklungsbüro Urbanista, das den Prozess konzipiert hat und leitet. Für die regionale Verankerung hat Investor Ralf Büschl den Münchner Gastronomen und Kulturveranstalter Michi Kern an Bord geholt, der mit dem "Sugar Mountain" in Obersendling ein vergleichbares Projekt betreibt und derzeit Zwischennutzungen im Gasteig und im ehemaligen Kaufhof am Stachus vorbereitet.

Ein wichtiger Unterschied bei der Paketposthalle ist, dass es dabei um eine dauerhafte Nutzung geht. Man wolle in den Prozess "nicht zu viele eigene Ideen reinbringen", sagte Kern. "Wir helfen gern beim Ordnen, aber sind nicht der Bestimmer oder Betreiber."

Im Prinzip ist die Nutzung der Hallenfläche noch recht flexibel. Es gibt lediglich zwei große Festlegungen: Eine ist der Bühnenturm für den geplanten unterirdischen Konzertsaal mit einer Kapazität für etwa 3000 Besucherinnen und Besucher, die andere sind die Zugänge ins Untergeschoss. Ansonsten gibt es als Vorüberlegung eine "Multifunktionsarena" für Konzerte oder Veranstaltungen, Einbauten für Gastronomie und Galerien, eine "Bewegungsfläche" für Sportangebote sowie freie Flächen.

Erste, noch grobe Planungen für die künftige Nutzung der Paketposthalle. (Foto: Raumtour)

Wenn die eingereichten Ideen gesammelt und sortiert sind, soll Ende Mai eine Jury darüber befinden. Ihr Votum werde aber nur zur Hälfte in die Gesamtwertung einfließen, erläuterte Organisator Petrin. Die andere Hälfte komme aus einem "Publikumsvoting", ähnlich wie beim European Song Contest. Im Spätsommer soll dann ein Gesamtkonzept stehen.

Michi Kern betonte, dass es im Erdgeschoss der Paketposthalle "nicht um Hochkultur geht, die darf auch mal sein, aber muss nicht". Anders soll das im Konzertsaal im Untergeschoss sein. Der ist etwa als Ausweichquartier für die Bayerische Staatsoper im Gespräch, wenn das Nationaltheater in voraussichtlich spätestens zehn Jahren generalsaniert werden muss.

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Investor Büschl, der mit seiner Büschl-Unternehmensgruppe aus Grünwald das Paketpost-Areal der Post abgekauft hat und neben der Halle auch zwei 155-Meter-Hochhäuser und insgesamt ein Quartier mit 1100 Wohnungen und 3000 Arbeitsplätzen plant, bestätigte am Dienstag, man wolle einen "voll-akustischen Musiksaal für Konzerte, Musicals, der aber auch zu Oper fähig ist". Man habe dieses Konzept dem Freistaat als Option für die Staatsoper vorgestellt. Wie dort die aktuellen Überlegungen seien, das wisse er nicht, so Büschl.

Es kam auch die Frage auf, wer die Halle betreiben wird. Büschl berichtete, man habe das der Stadt angeboten, die habe aber abgelehnt. "Jetzt werden wir die Halle betreiben, oben und unten, auch langfristig", sicherte Büschl im Namen seines Unternehmens zu. Das, so hieß es, werde auch im städtebaulichen Vertrag mit der Stadt festgeschrieben - um das Szenario auszuschließen, dass die Halle eines Tages geschlossen wird, weil der Betrieb sich nicht rechnet. Denkbar ist laut Büschl aber, dass er Pächter dazu holt. Michi Kern, der das am Dienstag zunächst noch von sich wies, ist laut Büschl eine Option für das Erdgeschoss.

Sie suchen Ideen für die künftige Nutzung der Paketposthalle: Kulturveranstalter Michi Kern, Investor Ralf Büschl und Stadtplaner Julian Petrin (von links nach rechts). (Foto: Lorenz Mehrlich)

Klar wurde an diesem Dienstag auch, dass es um ein langfristiges Projekt geht. Zwar zieht das Briefverteilzentrum der Post, das die Paketposthalle derzeit noch belegt, 2024 aus. Aber um das Bauprojekt starten zu können, braucht Büschl erst einmal das nötige Baurecht, der Stadtratsbeschluss dazu wird für 2024 oder 2025 erwartet. Erst danach können die mehrjährige, auf mindestens 100 Millionen Euro taxierte Sanierung der denkmalgeschützten Halle und die Bauarbeiten für die Neubauten beginnen. "Vielleicht noch in diesem Jahrzehnt" könne die Halle für die Öffentlichkeit zugänglich werden, sagte Büschl.

Und über allem schwebt noch die Frage, ob die Initiative "Hochhausstop" genug Unterschriften für ihr Bürgerbegehrehen zusammenbekommt und es schafft, das Paketpost-Projekt zu kippen.

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