Mit dem Wasser fließen die Tränen. Ein Tag vor Weihnachten 2019 in Jui in Sierra Leone. Als Mohamed Khalil von hier fortging, war Jui ein kleines Dorf im Dschungel. Während er weg war, ist die Ortschaft zur Stadt geworden, die im Staub versinkt. Dreizehn Jahre liegen dazwischen - und dann, an einem staubigen Dezembertag steht Khalil inmitten von Menschen, die ihm zujubeln, ihn als Wasserbringer feiern, und weint. Zu nah noch die Erinnerung an das, was er in diesem Land erlebt hat, bevor er gegangen ist. Zu groß die Freude. Die Erleichterung. Die Verantwortung war groß. Immerhin haben fremde Menschen Khalil ihr Geld anvertraut und er hat ihnen versprochen, dafür Brunnen zu bauen. Obwohl er nicht genau gewusst hat, ob sie an der richtigen Stelle nach Trinkwasser bohren. Obwohl unklar gewesen ist, ob der Druck ausreichend ist, um es mit der Pumpe an die Oberfläche zu bringen. Aber jetzt ist das Wasser da. Und die Tränen.
Hilfsprojekt:Der Wasserbringer
Lesezeit: 7 min
Mit acht Jahren musste Mohamed Khalil als Kindersoldat im Bürgerkrieg in Sierra Leone kämpfen, mit 15 floh er nach Deutschland: Heute baut er Brunnen in seinem Heimatland. Die Geschichte einer Enttraumatisierung.
Von Linus Freymark
Gesundheit:"Traumatisierte sind Gefangene der Vergangenheit"
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