Neue Wirte der "Menterschwaige":Vom Wörthseestrand ans Isar-Hochufer

Lesezeit: 3 min

Till und Pamela Weiß werden vom Wörthseeufer in die "Menterschwaige" nach München umziehen. (Foto: Arlet Ulfers)

Pamela und Till Weiß vom "Augustiner am Wörthsee" übernehmen im nächsten Jahr die Traditionsgaststätte "Menterschwaige" in München. Wer sind die beiden?

Von Astrid Becker, Wörthsee/München

Wer Till Weiß in diesen Tagen fragt, warum er vom Wörthseeufer in den Münchner Stadtteil Harlaching zieht, spürt sofort zwei Emotionen: Große Freude, aber auch ein wenig Aufregung. Denn ganz so einfach hat sich der Wirt vom "Augustiner am Wörthsee" die Entscheidung, dem Fünfseenland den Rücken zu kehren, um den Gutshof Menterschwaige zu übernehmen, mit Sicherheit nicht gemacht. Erst 2018 hatte er das damals neu wieder aufgebaute Lokal direkt am See nebst Strandbad, Kiosk, Wirtsgarten und Eisdiele mit seiner Frau Pamela übernommen. Und seither, wie soll man es anders nennen, brummt der Laden.

So recht verwunderlich ist das aber auch nicht: Das Ehepaar Weiß hatte vier Jahre zuvor den Golfclub in Wörthsee geführt, war also vielen nicht fremd in der kleinen Gemeinde im Landkreis Starnberg. Im Gegenteil: Der derzeit fast 44-jährige Till Weiß galt damals wie heute als Garant für schmackhafte Küche. Mit seiner Frau Pamela teilt er sich die Aufgaben: Während er am Herd steht und sich um Kulinarisch-Operatives kümmert, obliegt ihr der Part mit dem Personal und dem Service. Till Weiß' Schwester Esther hat die Buchhaltung übernommen. Sein älterer Sohn Maximilian, 21, hat eine Kochlehre bei seinem Vater absolviert und arbeitet seit zwei Jahren im Service mit. Sohn Felix, 17, lernt derzeit ebenfalls bei den Eltern das Restaurantfach von der Pike auf. Der Augustiner am Wörthsee ist also fest in familiärer Hand - und allein damit dürften Till und Pamela Weiß bei der Brauerei gehörige Pluspunkte gesammelt haben.

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Zudem ist es ihnen gelungen, damals, 2018, ein völlig neues Objekt mit Leben zu füllen: Wie die "Menterschwaige" auch, war der einstige Augustiner am Wörthsee wegen baulicher Mängel geschlossen worden. Die Gemeinde als Eigentümerin entschloss sich daraufhin, das Objekt in Erbpacht der Augustiner-Brauerei zu überlassen, die es dafür neu errichtete. Anfangs löste diese Entscheidung der Gemeinde allerlei Diskussionen im Ort aus: Ein Filetstück in bester Lage am See für 99 Jahre abzugeben, das gefiel nicht jedem, auch nicht jedem Gemeinderat. Mittlerweile sind diese Diskussionen längst vergessen und dürften nun anderen weichen: Wer wird denn nun den Augustiner am Wörthsee übernehmen, wird der oder diejenige ebenso akzeptiert werden in der Gemeinde wie die Familie Weiß? Gerüchten zufolge sind bereits mehrere Bewerber um das Gasthaus und den Betrieb des Strandbades im Gespräch, von Augustiner selbst ist dazu aber derzeit noch nichts zu erfahren.

So könnte die "Menterschwaige" künftig aussehen. Für die Familie Weiß eine deutliche Vergrößerung: Allein der Biergarten soll mehr als 1600 Plätze haben. (Foto: Visualisierung: Bernstein Group/Qcoon Real Estate Development)

Für entsprechende Vertragsunterzeichnungen ist aber auch noch Zeit. Weiß rechnet damit, erst im Frühjahr 2025 vom Wörthseestrand ans Isar-Hochufer im Münchner Stadtteil Harlaching umzuziehen. An dem denkmalgeschützten Gutshof wird derzeit noch schwer gearbeitet: Er soll um- und angebaut werden, nachdem er vor gut vier Jahren aufgrund von baulichen Mängeln, etwa im Brandschutz, geschlossen worden war. Nach recht langwierigen Verhandlungen des seit Herbst 2020 neuen Eigentümers, der Hamburger "Qcoon Real Estate", mit der Stadt, hatte sich der bisherige Betreiber und Wiesnwirt Christian Schottenhamel nach mehr als 20 Jahren entschlossen, die Menterschwaige aufzugeben. Dem neuen Pächter, also der Augustiner-Brauerei, oblag es seither, neue Wirte für das Lokal zu finden.

Wurden bereits als Nachfolger von Christian Schottenhamel in der "Menterschwaige" gehandelt. Am Ende gab es aber keine Einigung zwischen Kathrin Wickenhäuser-Egger, ihrem Mann Alexander Egger und der Brauerei. (Foto: Florian Peljak)

Beworben hatten sich offenbar viele. Im Gespräch war beispielsweise auch Kathrin Wickenhäuser-Egger, die mit ihrem Mann Alexander Egger die "Münchner Stubn" in der Bayerstraße, direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, und ein kleines Wiesnzelt mit 440 Plätzen führt. Zu einer Einigung kam es aber nicht: "Die Konditionen müssen passen, für uns passten sie nicht", sagt Kathrin Wickenhäuser-Egger, die den neuen Wirten der Menterschwaige nun aber viel Glück wünscht: "Die werden das bestimmt gut machen", ist sie überzeugt und klingt dabei wenig enttäuscht, den Zuschlag nicht erhalten zu haben.

Das mag möglicherweise auch an der typisch Münchner Brauereipolitik liegen: Die "Münchner Stubn" befinden sich in einem Haus, das der Schörghuber-Gruppe gehört, zu der auch die Paulaner-Brauerei zählt. Wohl deshalb gingen die Verantwortlichen von Augustiner auf ihre eigenen Wirte als Schottenhamel-Nachfolger in Harlaching zu. In diesem Fall an die Familie Weiß: "Ja", sagt Till Weiß, "wir wurden gefragt, ob wir uns das vorstellen können." Und sie konnten. "Auch wenn ich den Augustiner am Wörthsee zehn Jahre betreiben wollte, es war immer auch die Idee, dass wir uns noch mal verändern."

Von diesem Wunsch wusste auch Augustiner - und hatte noch einen Zusatztrumpf in der Hand: Die neue "Menterschwaige" soll auch 28 Übernachtungszimmer bekommen. Und genau davon hatten Till und Pamela Weiß lange geträumt: von einem kleinen Hotel zusätzlich zu einer Gastronomie.

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