Galeria Karstadt Kaufhof:Mitarbeiter demonstrieren gegen Filialschließungen

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Klarheit über ihre Zukunft forderten die Beschäftigten der Kaufhof-Filiale am Stachus bei einer Demonstration vor dem Gebäude. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Rund 50 Beschäftigte machen ihrem Ärger über die Konzernspitze Luft - und fordern mehr Unterstützung von der Kommunalpolitik.

Von Linus Freymark und Sebastian Krass

Die Wut ist groß. Auf das Management der Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof (GKK), das, so sagt es einer der Redner, eine fehlerhafte Strategie gefahren habe, für die nun die Mitarbeiter bezahlen müssten. Auf die Politik, die zwar angekündigt hat, gegen die Schließung der Filiale am Stachus vorzugehen, aber, so sehen es die Beschäftigten, bisher klare Maßnahmen vermissen lässt. Und auf die Krisenkommunikation der Verantwortlichen, die über das Schicksal der Beschäftigten entscheiden und dabei vergessen, mit den Angestellten selbst zu sprechen.

Rund 50 Mitarbeiter der Kaufhof-Filiale am Stachus haben deshalb am Freitag vor dem Gebäude gegen die Schließung der seit knapp 70 Jahren existierenden Filiale protestiert. Zudem fordern die Beschäftigten Klarheit darüber, wie es mit ihnen weitergeht. Denn die Geschäftsführung hat zwar die Schließung von vier Münchner Niederlassungen angekündigt, anders als bei den Filialen am Nordbad oder im Olympia-Einkaufszentrum ist das Schicksal des Geschäftes am Stachus jedoch noch nicht besiegelt.

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Von März bis Juni wurde in München für knapp 30 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit beantragt. Für viele von ihnen könnte es bald noch viel schlimmer kommen, prophezeien Gewerkschaften.

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Denn seit Juni laufen intensive Verhandlungen darum, den Kaufhof am Stachus zumindest noch für einige Zeit am Leben zu halten. Martin Zechbauer, der Hauptvermieter der Immobilie, hat angeboten, die Miete bis Ende 2021 um etwa drei Viertel zu kürzen. So hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Zeit, neue Jobs zu finden. Zechbauer würde damit aber auch einen Totalausfall der Mieteinnahmen vermeiden. In anderen Städten, etwa in Nürnberg, haben geminderte Mieten bereits dazu beigetragen, Kaufhäuser vorerst in Betrieb zu halten. Ob das in München auch klappt, ist ungewiss. OB Dieter Reiter (SPD) ist dem Vernehmen nach regelmäßig im Gespräch mit Zechbauer und den Verantwortlichen von Kaufhof/Karstadt. Doch keiner dieser Beteiligten äußert sich zum Stand der Gespräche.

Die Beschäftigten der Filiale am Stachus sind trotzdem vorsichtig optimistisch. "Die Hoffnung ist nach wie vor da", sagt Betriebsrat Markus Niklas. Durch den Mieterlass sei es durchaus möglich, ein profitables Warenhaus zu führen. Und auch die Beispiele aus anderen Städten machen den Mitarbeitern Mut: So wurde am Freitag bekannt, dass die Filiale in Nürnberg-Langwasser weiter existieren wird. Damit läuft nun in allen Nürnberger GKK-Filialen der Betrieb vorerst weiter. Angesichts dieses Erfolges werde man auch in München auf keinen Fall aufgeben, so Niklas: "Der Glaube ist nach wie vor da."

Mehr Unterstützung wünschen sich die Münchner Kaufhof-Beschäftigten derweil von der Kommunalpolitik. Die bisherigen Bemühungen der Stadtspitze für den Erhalt der Filiale am Stachus gehen nicht weit genug, finden Viele . Unter anderem sei ein Bündnis mit Gewerkschaften und weiteren Interessensvertretungen der Beschäftigten notwendig, forderte etwa Orhan Akman von der Gewerkschaft Verdi. "Versteckt euch nicht im Rathaus!", rief er den Kommunalpolitikern zu.

© SZ vom 18.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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