Automobilmesse in München:IAA-Gegner schlagen Protestcamp im Luitpoldpark auf

Lesezeit: 2 min

Vor zwei Jahren fand das Protestcamp gegen die IAA auf der Theresienwiese statt. In diesem Jahr soll es im Luitpoldpark aufgebaut werden. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Die Kritiker der Automobilmesse wollen sich von 5. bis 10. September in Schwabing einrichten. Von dort aus soll auch eine Demonstration starten.

Von Bernd Kastner

Im Luitpoldpark in Schwabing soll in diesem Jahr das Protestcamp zur Automesse "IAA Mobility" stattfinden. Auf einer etwa 1,8 Hektar großen Fläche wollen die Organisatoren zahlreiche Zelte aufbauen, sie rechnen mit bis zu 1500 Teilnehmenden in den Tagen von 5. bis 10. September. Vor zwei Jahren, während der ersten IAA in München, hatte das Camp auf der Theresienwiese stattgefunden. Weil der Platz dort nun aber für das wenig später startende Oktoberfest gebraucht wird, mussten die Veranstalter aus der Klimabewegung nach einer Alternative suchen.

Mit dem Luitpoldpark seien sie sehr zufrieden, sagt Vanessa Probst, Sprecherin des Organisationsteams. Er sei für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit der U-Bahn gut zu erreichen. Ausdrücklich lobt sie die Kooperation mit dem Kreisverwaltungsreferat (KVR): Anders als vor zwei Jahren habe diese bisher gut funktioniert, die Versammlungsbehörde habe den Veranstaltern keine Steine in den Weg gelegt. Das KVR bestätigte auf SZ-Anfrage den Luitpoldpark als Camp-Ort; über Details und die genaue Fläche gebe es weitere Gespräche mit den Veranstaltern.

Newsletter abonnieren
:München heute

Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.

"Mobilitätswende-Camp" lautet der offizielle Titel der Veranstaltung. In fünf größeren Zirkuszelten soll ein Bildungsprogramm angeboten werden, ein Alternativprogramm zur IAA. Dabei wollen die Organisatoren für eine ökologische Verkehrswende werben, ohne Fokus auf das Auto. Man wolle "Wege aus der fossilen Autofalle" aufzeigen "und zu einer Mobilität, die uns Menschen nützt statt den Aktionär*innen der Autoindustrie", erklären die Organisatoren.

Zu den Unterstützern des Camps zählen Gruppen wie "Sand im Getriebe", "No Future for IAA", "Smash IAA", "OKNB - Ohne Kerosin nach Bayern", Fridays for Future und Attac Deutschland. Organisiert werde das Camp vor allem von ehrenamtlich Aktiven aus der Region München, für die Teilnahme werde man aber bundesweit mobilisieren, sagt Vanessa Probst. Die Teilnahme am Camp sei kostenfrei, man finanziere sich über Spenden und Unterstützung etwa durch Stiftungen. Neben den Programmzelten sollen auch zahlreiche Zelte aufgebaut werden für Verpflegung, Material und Sanitäranlagen. Auch ein Awareness-Zelt sei vorgesehen, wohin sich Personen wenden können, die nach unangenehmen Erfahrungen mit anderen Menschen Unterstützung und Rat suchen. Wie vor zwei Jahren werden die meisten Besucherinnen und Besucher wahrscheinlich eigene kleine Zelte zum Übernachten mitbringen.

Der Automesse werde der rote Teppich ausgerollt, klagen Kritiker

Vanessa Probst kritisiert, dass die zentralen Plätze in der Innenstadt wieder von der IAA belegt sind, der Automesse werde "der rote Teppich ausgerollt". Gerne hätte man das Camp auf dem Königsplatz mitten in der Innenstadt aufgebaut, doch auch diese Fläche ist Teil des sogenannten Open Space der IAA. Die Messe findet erneut nicht nur auf dem Messegelände statt, sondern auch auf einigen Plätzen in der Stadt, unter anderem auf Marien- und Wittelsbacherplatz und auf etwa der Hälfte der Ludwigstraße. "Die Stadt München und unsere öffentlichen Plätze werden als Tribüne für die Profitinteressen der Automobilindustrie missbraucht", sagt Vanessa Probst.

Für Sonntag, 10. September, rufen die Kritikerinnen und Kritiker der IAA zu einer Demonstration auf, sie soll am Luitpoldpark starten. Vor zwei Jahren war es bei Protestdemos während der IAA zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei gekommen. Teilweise setzten Polizisten Pfefferspray und Schlagstöcke ein, was Vertreter der Klimabewegung als übertrieben kritisierten.

Vanessa Probst sagt, dass seitens des Camp-Organisationsteams keine Protestaktionen in der Stadt geplant würden. Was einzelne Gruppen allerdings machten, sei deren Sache, das gelte auch für mögliche Aktionen, die in der Klimabewegung als ziviler Ungehorsam gelten. Am IAA-Eröffnungstag 2021 seilten sich zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten von Autobahnbrücken rund um München ab, sodass der Verkehr auf fast allen großen Zufahrtsstraßen in die Stadt für mehrere Stunden vorübergehend gestoppt wurde.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusIAA Mobility 2023
:Wie die Automesse den öffentlichen Raum besetzt

Die IAA will alle Fahrzeuge berücksichtigen, nicht nur Autos. Im Englischen Garten soll es Teststrecken für Fahrräder geben, Stände vor dem Rathaus und in einem großen Teil der Ludwigstraße sollen sich "harmonisch in das Stadtbild einfügen".

Von Bernd Kastner

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: