Das Coronavirus zieht auch die Humoristen in Mitleidenschaft. Im konkreten Fall niemanden persönlich, sondern deren großes gemeinsames Projekt, für das vor allem Gerhard Polt an vorderster Stelle wirbt: das geplante Haus des Humors in der Alten Viehmarktbank im Schlachthofviertel. Wegen der Finanzkrise streicht nun der Stadtrat das Geld für die nötige Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Die Regierungskoalition berät bereits über eine anderweitige Nutzung des Gebäudes. Das bestätigten die Fraktionssprecher der Grünen und der SPD, Florian Roth und Anne Hübner.
"Die Finanzlage ist nun eine andere. Leider", sagte Roth. Vor der Corona-Krise wäre die Sanierung für die Stadt zu schaffen gewesen, jetzt nicht mehr. Das sei aber keine grundsätzliche Absage an das Forum Humor, das München zu einem eigenen Haus des Humors verhelfen will. "Das ist weiter eine charmante Idee." Was mit der historischen Viehmarktbank nun geschehen soll, das überlegen die Grünen im Moment. "Noch ist nichts spruchreif." Die SPD ist schon ein Stück weiter als der Koalitionspartner. Sie will in der Viehmarktbank ein Hospiz unterbringen und hat dafür einen Trägerverein an der Hand, der mit einer Stiftung im Hintergrund die Umbauten selbst bezahlen könnte.
Haus des Humors:"So ein Haus zu haben, wäre für die Stadt München ein enormer Gewinn"
Der Förderverein "Forum Humor und komische Kunst" hat mittlerweile konkretere Pläne für einen "neuen Typus einer Kulturinstitution" entwickelt.
Ursprünglich war von 16 Millionen Euro die Rede, die dafür nötig würden. Im Rathaus kursiert mittlerweile aber schon eine Summe von gut 20 Millionen. "Das geht nicht. Wir müssen 300 Millionen Euro aus dem Haushalt streichen", sagte SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. Das Coronavirus hat die Einnahmen der Stadt etwa aus der Gewerbesteuer drastisch sinken lassen und zugleich ungeplante hohe Ausgaben verursacht. Wie die Grünen stünden aber auch die Sozialdemokraten zum geplanten Haus des Humors, sagte Hübner. Die SPD-Stadträte haben auch bereits einen Alternativvorschlag für den Standort erarbeitet: das Stadtmuseum im Zentrum. "Dem würde diese Form der Belebung gut tun", sagte Hübner.
Dabei handelt es sich aber um einen Vorschlag, den die Humoristen nicht im Ernst debattieren wollen. "Das ist ein Scherz", sagte Reinhard Wittmann, Vorsitzender des Fördervereins Forum Humor und komische Kunst. Die Sanierung sei auf Jahre verschoben, würde dann etwa acht Jahre dauern, da wäre Gerhard Polt ja schon 90 Jahre alt, rechnet Wittmann vor. Doch nicht nur aus diesem Grund haben die Förderer des Hauses des Humors einen völlig anderen Blick auf den Stand der Dinge. Sie haben nämlich selbst einen Investor gesucht und gefunden, der die Sanierung der Viehmarktbank bezahlen könnte. Das wisse auch die Stadt. Ein Bauunternehmer würde das Gebäude in Erbpacht übernehmen, auf eigene Kosten sanieren und dann dem Forum Humor vermieten, präzisierte Wittmann den Vorschlag. Ein "Glücksfall" sei das, "wir haben den ersten Schritt getan", sagte der Vorsitzende des Fördervereins.
An einen alternativen Standort will Wittmann auch deshalb nicht ausweichen, weil das gesamte Konzept des Hauses des Humors auf das Gebäude der Viehmarktbank hin konzipiert sei. Geplant sind unter anderem ein Café, humoristische Veranstaltungen, Workshops und Ausstellungen. Zudem sollte das Haus des Humors mit dem benachbarten Wirtshaus im Schlachthof und dem neuen Volkstheater Synergien nutzen und ein kulturelles Zentrum bilden. Hinter dem Forum Humor stehen neben Polt viele Künstler wie etwa Eckart von Hirschhausen oder der Zeichner Rudi Hurzlmeier.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte kürzlich ein Gespräch mit Polt, in dem beide Seiten ihre Ansichten nochmals darlegten. Reiter äußert sich zu einem vertraulichen Austausch nicht. Doch darf man voraussetzen, dass solch klare Äußerungen aus seiner Fraktion nicht grundsätzlich seiner Haltung widersprechen. Für das Forum Humor wird die mühsame Suche nach einem Standort wohl wieder beginnen müssen. Bei der Viehmarktbank bleibt abzuwarten, ob die Grünen mit der SPD mitgehen. Sie sollen dem Vernehmen nach auch einen andere soziale Nutzung erwägen.