Auswirkungen des GDL-Streiks:"Das macht keinen Spaß"

Lesezeit: 3 Min.

Am Hauptbahnhof ist während der Streiktage längst nicht so viel los wie sonst. Das merken auch die Händler. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Händler am Hauptbahnhof merken deutlich, dass weniger Menschen mit Zug und S-Bahn fahren. Mancher macht nur halb so viel Umsatz wie sonst - und die Mitarbeiter haben es schwer, überhaupt in die Läden zu kommen.

Von Andreas Schubert

Münchner Hauptbahnhof, Tag drei des Bahnstreiks: Seit Mittwoch hat die Gewerkschaft GDL den Eisenbahnverkehr zu weiten Teilen lahmgelegt. Doch am Hauptbahnhof herrscht trotz des Ausstandes reges Treiben. Einige Züge stehen an den Bahnsteigen, der Notfahrplan laufe stabil, teilt die Deutsche Bahn mit. Das Angebot ist zwar massiv eingeschränkt, doch von Stillstand kann keine Rede sein. Auch die S-Bahnen fahren mindestens im Stundentakt, im Stammstreckentunnel kommt sogar alle paar Minuten ein Zug.

Dennoch ist deutlich weniger los als an einem normalen Freitag, an dem sich die Wochenendpendler sonst gegenseitig auf die Füße treten. 450 000 Fahrgäste nutzen den Hauptbahnhof zu normalen Zeiten. Davon dürfte die Zahl der Menschen während des Streiks weit entfernt sein. Wie eng es dann oben in der Gleishalle nach dem Streik wirklich wird, wird sich dann zeigen. Der Querbahnsteig ist wegen Bauarbeiten für die zweite S-Bahn-Stammstrecke nur noch halb so breit.

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Auch in den Läden geht es ruhiger zu als sonst. Die üblichen Schlangen vor den Kassen der Buch- und Zeitschriftenläden sind am frühen Nachmittag nicht zu beobachten. Doch die Verkäuferinnen wollen auch keine Auskunft geben, wie viel weniger los ist als sonst. Anders ist das bei McDonald's. Für Burger und Nuggets kommen die Leute gezielt zum Hauptbahnhof. Der Laden ist voll, an den Bestellterminals warten Kunden, bis sie drankommen.

Beim Tabakfilialisten T.H. Kleen neben dem MVG-Kundencenter auf dem Weg Richtung Bayerstraße beobachtet man ebenso keine großen Auswirkungen des Streiks auf das Geschäft, weil es wegen der Lage nach Auskunft eines Mitarbeiters weniger Laufkundschaft, dafür viele Stammkunden gibt. Die andere T.H.-Kleen-Filiale beim Abgang zur S-Bahn dagegen ist durchaus betroffen. Hier gibt es neben Zigaretten und Zigarren unter anderem auch diverse edle Whisky-Sorten oder Wasserpfeifen, die Reisenden als Mitbringsel taugen.

Katarina Valnion hat die Öffnungszeiten wegen des Streiks eingeschränkt. (Foto: Stephan Rumpf)

Etwa die Hälfte des Geschäfts sei aber wegen des Streiks weggebrochen, erfährt man von Filialleiterin Katarina Valnion. Derzeit öffnet ihr Laden eine Stunde später als sonst und schließt eine Stunde früher. Für die Dauer des Streiks hat sie kein Verständnis mehr. "Irgendwann reicht's", sagt Valnion. Einen dermaßen langen Ausstand habe sie noch nicht erlebt. Ihrer Meinung nach sollten die Verhandlungsparteien endlich aufeinander zugehen. Der Streik habe Folgen für alle - für die Händler, für die Angestellten, die mit dem Zug zur Arbeit fahren, für die Lieferketten.

Auch bei Zari Khan im Bioladen Biokultur ist weniger los als sonst. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch Zari Khan vom Bioladen Biokultur muss mit der S-Bahn anreisen, seine Arbeit beginnt um sechs Uhr morgens. "Heute hab' ich über eine Stunde auf den Zug gewartet", sagt der Unterschleißheimer, obwohl er extra abends noch in der App die Abfahrtszeiten gecheckt habe. Auch im Bioladen sei nur halb so viel los wie sonst, erzählt Khan. "Das mach keinen Spaß."

In der Auslage der Schweizer Chocolaterie Läderach liegen feine Pralinen und allerlei verschiedene Schokoladentafeln. Allein: Die Kundschaft macht sich rar, wie Shaban Shamoselo und seine Kolleginnen berichten. Von sonst rund 120 Kunden am Tag, viele von auswärts, kämen derzeit nur etwa 60.

Auch dem Einzelhandel in der Münchner Innenstadt schade der lange Streik, der sich diesmal übers Wochenende zieht. Gerade der Freitag und der Samstag seien für die Geschäfte und die Gastronomie die wichtigsten Tage der Woche, sagt Wolfgang Fischer von der Unternehmensinitiative City-Partner. Aus großen Handelshäusern habe er schon am ersten Streiktag gehört, dass dieser der bisher schlechteste Tag des Jahres gewesen sei. Fischer denkt dabei nicht nur an die Umsätze der Händler und Wirte, sondern auch an die Angestellten. Die müssten aber teils spätabends irgendwie wieder nach Hause kommen, und das sei aktuell schwierig.

Wolfgang Fischer von der Unternehmensinitiative City-Partner sieht den Streik kritisch. (Foto: Robert Haas)

"Auch wir halten die Tarifautonomie für eine wichtige Einrichtung", sagt Fischer. Ihn störe aber, dass die Bahn ein Angebot gemacht und die GDL trotzdem zum Streik aufgerufen habe. Seiner Meinung nach müsste bei Tarifverhandlungen in systemrelevanten Branchen zwingend eine Schlichtung oder Mediation vorgeschaltet werden, um so verhärtete Fronten zu verhindern.

Wer nicht in der Stadt, also im Einzugsgebiet der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) wohnt, muss sich wohl oder übel mit langen Wartezeiten an Bahnsteigen abfinden. Viele, die von zu Hause aus arbeiten können, tun dies auch, wie MVG-Sprecher Maximilian Kaltner vermutet. Denn in den sonst während eines Bahnstreiks stärker ausgelasteten Verkehrsmitteln herrsche nach Auskunft der MVG-Leitstelle kein erhöhter Andrang. Gerade die Tram 19 nach Pasing oder die U5, die den Ostbahnhof mit der Innenstadt und Laim im Westen verbindet, sind für Pendler bei Zugausfällen eine zuverlässige Alternative.

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