Neubauprojekt in Sendling:Wie Investor Büschl sich die neue Großmarkthalle vorstellt

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Ralf Büschl wird in einigen Jahren das Gesicht Münchens geprägt haben. Unter anderem will er zwei Hochhaustürme neben der Paketposthalle bauen, nun hat der Grünwalder Immobilienunternehmer seinen Einstieg beim Neubauprojekt auf dem Großmarktareal verkündet. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Immobilienunternehmer verkündet seinen Einstieg beim Projekt und stellt erste Pläne und Forderungen vor. Die Politik ist grundsätzlich angetan - es gibt aber auch Zweifel.

Von Sebastian Krass

Eine neue Großmarkthalle für München, kombiniert mit Büros, Wohnungen und Hotelnutzung, und das alles verwirklicht bis zum Jahr 2030 - wenn die Stadt mitspielt: Mit dieser Perspektive und Anspruchshaltung hat der Grünwalder Immobilienunternehmer Ralf Büschl am Dienstag seinen Einstieg beim Neubauprojekt auf dem Großmarktareal verkündet. Büschl, Beiratsvorsitzender der in Grünwald ansässigen Büschl-Unternehmensgruppe, stellte seine Pläne auf einer nicht-öffentlichen Sitzung des Großmarkthallenbeirats vor, bei der Vertreterinnen und Vertreter aus dem Stadtrat, der Verwaltung und von der Händlerschaft zugegen waren.

Büschl soll dabei nach Angaben aus Teilnehmerkreisen ein komplett neues architektonisches Konzept vorgestellt haben. Dieses sieht - wie in einem bisher diskutierten, aber nun obsoleten Entwurf - einen großen Sockelbau vor, in dem der Handelsbetrieb, der derzeit auf mehrere marode Hallen auf dem Großmarktareal verteilt ist, zusammengeführt werden soll. Die Handelsflächen sollen genauso groß wie im bisherigen Entwurf bleiben. Allerdings haben Büschls Planer die Verkehrsflächen reduziert, so dass sie Spielraum für die bisher nicht vorgesehene Wohn- und Hotelnutzung gewinnen. Angaben zur Zahl von Wohnungen machte Büschl nicht.

Es entstehe mehr preisgebundener und geförderter Wohnraum

Erste Reaktionen aus der Stadtpolitik fielen zustimmend, aber nicht frei von Zweifeln aus. Es handele sich um eine "insgesamt sehr begrüßenswerte Entwicklung", erklärte die dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). Durch die Anwendung der neuen Sobon - der Sozialgerechten Bodennutzung, mit der die Stadt Vorgaben an Investoren macht - entstehe mehr preisgebundener und geförderter Wohnraum. "Wir begrüßen, dass mit dem neuen Konzept wohl über dem Großmarkt im Nutzungsmix auch Wohnen entstehen soll, aber es sind noch viele Fragen offen", sagte Anna Hanusch, Vorsitzende der größten Stadtratsfraktion Die Grünen/Rosa Liste. "Ob diese Konstruktion tatsächlich tragfähig ist, muss nun rasch - bis zum Ende des ersten Quartals 2022 - abschließend entschieden werden."

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Hanusch knüpft damit an ein Ultimatum an, das Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) Ende Oktober gestellt hatte, als bekannt wurde, dass bei der von der Stadt angestrebten Investorenlösung für den dringend benötigten Neubau der neuen Großmarkthalle in den vergangenen eineinhalb Jahren kaum etwas vorangegangen war. "Wir erwarten, dass sie bis 2030 eröffnet ist. Denn sonst erdrücken uns die Kosten für den Unterhalt der jetzigen Großmarkthalle", sagte Kathrin Abele, stellvertretende Vorsitzende der SPD/Volt-Fraktion. Allein bis 2024 muss die Stadt 30 Millionen Euro für den Erhalt der alten Hallen ausgeben.

Einen städtebaulichen Architektur-Wettbewerb soll Büschl abgelehnt haben

Büschl soll betont haben, dass der Zeitplan mit Baubeginn im Jahr 2026 und Fertigstellung vier Jahre später nur funktionieren könne, wenn die gesamte Stadtverwaltung an einem Strang ziehe. Er soll angeregt haben, das Projekt, für das Kommunal- und Planungsreferat fachlich zuständig sind, künftig von den Büros des Oberbürgermeisters und der zwei Bürgermeisterinnen koordiniert wird. Einen grundlegenden städtebaulichen Architektur-Wettbewerb soll Büschl mit Verweis auf den Zeitverlust abgelehnt haben. Die von ihm nun vorgelegte Planung würde demnach zur Grundlage des weiteren Prozesses. Büschl habe aber zu einzelnen Baukörpern Wettbewerbe in Aussicht gestellt, hieß es.

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Der Investor Ralf Büschl will sowohl den Neubau in Sendling stemmen wie die Hochhäuser an der Paketposthalle. Die Stadt muss nun sehr schnell prüfen, wie weit sie ihm entgegenkommt.

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Ein Sprecher des Investors machte keine Angaben zu Details der Planung. Er verwies auf eine Pressemitteilung der in Grünwald ansässigen Büschl-Unternehmensgruppe, die zu den größten privaten Wohnungsbauern in München gehört und zudem an der Paketposthalle in Neuhausen zwei 155-Meter-Türme bauen will. In der Mitteilung heißt es, man habe "die Geschäftsanteile der bisherigen Gesellschafter der Umschlagzentrum Großmarkt München GbR (UGM)" übernommen, um die geplante neue Großmarkthalle zu realisieren.

Die Stadt will das Bauprojekt im Erbbaurecht an das UGM, das bisher vor allem als Verpächterin von Großmarktflächen agiert, übertragen. Anfang 2020 hatte das UGM einen Entwurf des Büros Henn Architekten vorgestellt, der auf dem Dach des Großmarkts einen Bürokomplex mit Platz für etwa 3000 Arbeitsplätze vorgesehen hatte. Parallel hatte UGM einen Investor gesucht, um das Riesenprojekt stemmen zu können.

"Startschuss für vertiefte Verhandlungen"

Mit der nun besiegelten Konstruktion hat Büschl die Kontrolle übernommen. Das Kommunalreferat werde im ersten Quartal 2022 dem Stadtrat "einen Zwischenbericht mit Zeitplan vorlegen", teilt die Büschl-Gruppe mit. Folgt man der Grünen Anna Hanusch, müsste dieser Zwischenbericht die Grundlage für die Entscheidung sein, ob die Stadt das Investorenprojekt weiter verfolgt oder den Neubau des Großmarkts wieder selbst in die Hand nimmt. 2018 hatte die damalige Stadtratsmehrheit sich davon verabschiedet.

Kommunalreferentin Frank sieht im Einstieg Büschls den "Startschuss für vertiefte Verhandlungen". Und sie ergänzt: "Mit einem renommierten Investor an Bord, der sich zu dem Vorhaben bekennt, nimmt das Projekt Fahrt auf - selbst wenn wir noch viel vor uns haben. Wichtig ist mir dabei die enge Einbindung der Händlerschaft, die den Großmarkt täglich mit Leben erfüllt."

Aus der Stadtrats-Opposition kamen unterschiedliche Einschätzungen. "Wir begrüßen, dass jetzt etwas vorangeht", sagte Heike Kainz (CSU). Zudem betonte sie, angesichts des enormen Kostendrucks sei es richtig zu versuchen, Zeit und damit Geld zu sparen - was als indirektes Votum gegen einen städtebaulichen Wettbewerb zu verstehen ist. Stefan Jagel (Linke) hingegen sieht Büschls Vorgehen kritisch: "Wir werden vor vollendete Tatsachen gestellt und unter Druck gesetzt, keinen Wettbewerb zu machen." Richard Progl (Bayernpartei) verweist darauf, "dass die neue Großmarkthalle schon fertig wäre, wenn die Stadt sie gleich selbst gebaut hätte".

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