Neubau der Großmarkthalle:Eine Chance mit hohen Risiken

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Riesenkräne auf dem Gelände der Großmarkthalle. Dass ausgerechnet der Unternehmer Ralf Büschl den Neubau stemmen will, könnte eine Chance sein. Oder? (Foto: Robert Haas)

Der Investor Ralf Büschl will sowohl den Neubau in Sendling stemmen wie die Hochhäuser an der Paketposthalle. Die Stadt muss nun sehr schnell prüfen, wie weit sie ihm entgegenkommt.

Kommentar von Heiner Effern

Der Neubau der Großmarkthalle, wie er derzeit geplant ist, wird die Stadt prägen wie derzeit kaum ein anderes Projekt. Eine ähnliche Bedeutung haben in absehbarer Zeit nur die beiden Hochhäuser, die auf dem Areal der ehemaligen Paketposthalle entstehen sollen. Doch das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit: Beide Gebäude will derselbe Investor errichten, der in der Stadt bestens bekannte und vernetzte Unternehmer Ralf Büschl. Dass er nun auch den Neubau des Großmarkts stemmen will, kann für die Stadt in einer vertrackten Lage eine Chance sein. Allerdings wäre es eine Chance, die mit erheblichem Risiko behaftet ist.

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Schon in den sich zäh wie Kaugummi ziehenden Verhandlungen mit dem bisherigen Investor hatte sich gezeigt, dass sich dieser mit dem Projekt überhoben hatte. So sympathisch die Idee war, dass eine Firma aus dem Großmarkt heraus dieses spektakuläre Projekt selbst verwirklicht, so unrealistisch erscheint sie im Nachhinein. Büschl hingegen kann Großprojekte, das hat er bewiesen, auch wenn er ein solches wie in Sendling noch nie gebaut hat. Er könnte den Knoten zerschlagen, der zuletzt so festgezurrt schien. Routiniert wie er ist, hält er der Stadtpolitik neben einem garantierten Zeitraum für die Fertigstellung noch ein zweites Leckerli vor die Nase: Zu den bisher geplanten Büroflächen sollen nun auch viele, in der Stadt stets ersehnte Wohnungen entstehen. Sogar die neuen strengen Vorschriften der Sozialgerechten Bodennutzung (Sobon), die viele bezahlbare Wohnungen garantiert, halten ihn nicht vom Einstieg ab. Diese sind bei Investoren hoch umstritten. Wenn einer wie Büschl daran glaubt, dass sie sich wirtschaftlich umsetzen lässt, hätte das Signalcharakter.

Doch die Leckerlis werden ihren Preis haben, das zeichnet sich schon jetzt ab. Büschl will für seine Hilfe und seine Zugeständnisse an die Sobon weitgehend selbst bestimmen, wie er baut. Nicht das Planungsreferat soll das Sagen haben, sondern bei den Bürgermeister-Büros soll das Projekt anhängig sein. Einen grundlegenden Wettbewerb, wie er für ein das Stadtbild so prägendes Gebäude dringend nötig wäre, soll er nicht wünschen. Klingt nach einer Carte blanche, die Büschl von der Stadt gerne hätte. Diese muss nun genau und sehr schnell prüfen, wie weit sie dem Investor entgegenkommt oder wie weit nicht. Das Risiko, sich dem Unternehmer, dem auch noch ein zweites wichtiges Areal wie die Paketposthalle gehört, zu sehr auszuliefern, ist enorm hoch. Die Planungshoheit muss bei der Stadt bleiben, notfalls mit dem Ergebnis, dass das Ewigkeitsprojekt neue Großmarkthalle wieder von vorne beginnt.

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