Promi-Tipps für München und Bayern:Die Woche von Simon Viktor

Lesezeit: 4 Min.

Der Autor Simon Viktor hat sich mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt, mit dem schweren Zugunglück bei Aßling. (Foto: Veranstalter)

Der Autor freut sich in der Woche vom 4. bis zum 10. Juli auf bayerisches Craft-Bier, einen Heimatbesuch in Aßling und Segeln zum Froschgartl am Ammersee. Ein Gastbeitrag.

Gut, dass es wieder Sommer ist! Das gilt vor allem, wenn man wie ich frisch an den Ammersee gezogen ist. Wobei - eigentlich hat das immer schon gegolten. Auch die letzten fünfzehn Jahre, in denen ich in München gelebt habe. Die Stadt ist im Sommer einfach herrlich - und die Schanigärten (danke, Corona) haben sie sogar noch ein bisschen herrlicher gemacht. Im Winter dagegen hätte ich mich am liebsten stets wochenlang im Bett versteckt und geschlafen. Im Lockdown-Winter hab ich das auch tatsächlich gemacht: mich versteckt. Allerdings nicht im Bett, sondern in unserem Kellerabteil. Und ich hab auch nicht geschlafen, sondern ein Buch geschrieben - auf einem ausgeräumten Regalbrett zwischen Wäschetrockner und einem Sack Kinderklamotten Größe 56 ... Gut, dass es wieder Sommer ist!

Montag: Weltbeste Würmer

Die Vormittage gehören meiner eineinhalbjährigen Tochter Cleo. Gemeinsam ziehen wir in Dießen um die Häuser, werfen Steine in den Ammersee, getrocknete Würmer aus einem umfunktionierten Kaugummiautomaten in den Hühnergarten am Mühlbach und landen dann meist bei Marco, der in der Mühlstraße das weltbeste italienische Café betreibt. Dort trinken wir Kaffee beziehungsweise Milchschaum und essen eine Piadina con tutto, bevor es für die eine Hälfte unseres Gespanns ins Bett zum Mittagsschlaf, für die andere ins Heimbüro vor den Laptop geht.

Dienstag: Kraft durch Craft

Am Dienstag freue ich mich den ganzen Tag auf den Abend: Da treffe ich mich mit Freunden zum traditionellen "Dienstagsbier" im Craft Bräu in Dießen. In der gemütlichen "Trinkhalle" der kleinen Brauerei gibt es selbstgebrautes Bier (ich empfehle den "Hellmut"), gute Musik und ebensolche Gespräche, leckere selbstgemachte Pizza und hin und wieder auch Kulturveranstaltungen. An ganz wilden Abenden geht's nach der letzten Runde noch zum Bierautomaten. Wo der ist? Das bleibt ein Geheimnis, denn ein kühles Bier in Dießen um drei Uhr morgens ist mit Gold nicht aufzuwiegen ...

Mittwoch: Heimatbesuch

Gedenken an das Zugunglück am 16. Juli 1945 zwischen Aßling und Oberelkofen: Ein Pfarrer weiht die Gräber. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Heute Abend lese ich im Gemeindesaal in meinem Heimatdorf Aßling im Landkreis Ebersberg aus meinem Buch. Das Dorf spielt die zentrale Rolle in meinem Debüt-Roman "Durch die Welt ein Riss", der von einer schwierigen Zeit des Umbruchs und einem katastrophalen Ereignis nicht nur in der Dorf-, sondern auch in der deutschen Geschichte erzählt. Ein bisschen nervös bin ich schon, schließlich kennt man sich im Dorf. Aber ich freue mich auch schon richtig: auf die Lesung, aber auch darauf, danach noch mit meiner Familie und alten Freunden zusammenzusitzen. Übrigens: Nächste Woche lese ich in meiner neuen Heimat Dießen (am 14. Juli um 19 Uhr in der Buchhandlung CoLibri).

Donnerstag: Swing bei Diana

An sonnigen Sonntagen treffen sich Münchner Tanzfreunde zum "Swing on Sunday" im kleinen Diana-Tempel im Hofgarten. (Foto: Robert Haas)

Auf meinem Finger ist eine Note tätowiert: quasi als Reminder, dass Musik für mich eine ähnlich lebenserhaltende Funktion hat wie Essen und Schlafen. Ich weiß, das klingt bescheuert, aber andere Menschen haben stattdessen Apps, die sie daran erinnern, Wasser zu trinken. Jedenfalls lassen meine Tochter Cleo und ich heute Vormittag ordentlich die Boxen krachen und wackeln mit dem Hintern zu meiner neuesten Spotify-Entdeckung: der baskischen Folk-Punk-Band "Huntza". Apropos Tanzen: Wer sich auf eine Zeitreise in die wilden Zwanzigerjahre des letzten Jahrhunderts begeben will, der sollte eines der zahlreichen Swing-Events in München besuchen ( swinginmunich.de). Oder sonntags ab 19 Uhr beim Diana-Tempel im Hofgarten vorbeischauen: Dort werden Lindy Hop, Shag, Balboa und Charleston getanzt. Tanzschuhe nicht vergessen!

Freitag: Segel setzen

Heute versuche ich, meine Büroarbeit möglichst schnell zu erledigen. Denn wenn Wind und Wetter passen, geht's raus auf den See: Mit meiner Mini-Jolle kreuze ich ein bisschen vor dem Wind und segle dann rüber zum Froschgartl, einem kleinen Biergarten direkt am Ostufer des Ammersees. Da hole ich mir ein Radler, setze mich auf den Steg und denke - mal wieder - darüber nach, ob ich noch ein Buch schreiben oder doch lieber auf ehrliche Arbeit setzen soll.

Samstag: Rock in München

Ihren Musikstil beschreiben "Jaya the Cat" als "Drunk Rock Reggae": Am Samstag tritt die in Boston gegründete Band, die mittlerweile in Amsterdam beheimatet ist, im Backstage auf. (Foto: Pitpony Photography)

Samstag ist Familientag. Der beginnt damit, dass wir zusammen in die Markthalle am Dießener Bahnhof gehen. Dort können unsere Töchter Waffeln futtern und später mit den vielen anderen Kindern zwischen den Ständen sausen. Praktischerweise gehören zu den vielen anderen Kindern jeweils Eltern, mit denen meine Frau und ich währenddessen Kaffee trinken können. Mein Abendprogramm hängt dann ganz von meiner Verfassung ab: Wenn ich noch genug Elan habe, fahre ich nach München und höre mir das Konzert von Jaya the Cat im Backstage an. Bin ich für diesen Ausflug zu faul, entspanne ich mich bei einer Folge meiner aktuellen Lieblingsserie "Detectorists". Darin marschieren die zwei Protagonisten (großartig: Mackenzie Crook und Toby Jones) mit Metallsuchgeräten über englische Wiesen und unterhalten sich über Gott und die Welt, während sie alte Dosenringe aus der Erde graben.

Sonntag: Höhenluft am Königshaus

König Ludwig II. reiste alljährlich zu seinem Geburtstag am 25. August auf den Schachen, um dort zu feiern. Noch heute wird an diesem Tag vor dem Königshaus Gottesdienst gefeiert. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Am Sonntag gehe ich mit meinem großen Bruder in die Berge. Beim letzten Mal sind wir zum Königshaus am Schachen gewandert. Und weil in der Soß' zum Knödel wohl narrische Schwammerl drin waren, sind wir dann noch weiter rauf bis zur Meilerhütte unterhalb der Leutascher Dreitorspitze. Dort lagen eineinhalb Meter Schnee, wir aber hatten kurze Hosen an (es war Hochsommer). Wir haben auf der Hütte übernachtet und es uns gut gehen lassen - bis wir am nächsten Morgen festgestellt haben, dass wir gar kein Geld mehr hatten. Gott sei Dank hat uns die Wirtin nicht zum Gläserspülen dabehalten, und wir konnten unsere Zeche später überweisen. Dieses Mal nehm' ich auf jeden Fall ein paar Euro extra und eine lange Hose mit!

Simon Viktor studierte Philosophie, Literatur- und Politikwissenschaften, arbeitete als Journalist und tourte als Schlagzeuger durch die Weltgeschichte. Heute ist Viktor als Künstleragent und Autor tätig (unter anderem für das Bayerische Fernsehen). Sein Debütroman "Durch die Welt ein Riss" über das - heute beinahe vergessene - schwerste Zugunglück der deutschen Nachkriegsgeschichte erzählt anhand einer bayerischen Dorfgesellschaft von einer schwierigen Zeitenwende.

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