Sommerferien:Biergarten statt Bali

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Die Gastronomie sucht dringend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und wirbt nun mit Ferienjobs. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Der Hotel- und Gaststättenverband und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger werben für Ferienjobs in der Gastronomie - der Mindestlohn soll für Schülerinnen und Schüler aber nicht gelten.

Von Laura Kaufmann

Wenn es darum geht, der Gastronomie und damit auch der biertrinkenden Wählerschaft beizuspringen, lässt sich Hubert Aiwanger (FW) nicht zwei Mal bitten. Und so sitzt er an einem wolkenverhangenen Donnerstagmittag im Biergarten am Nockherberg, um der Chefin des Gaststättenverbands Dehoga, Angela Inselkammer, beizuspringen bei einem auf den ersten Blick doch recht banalen Aufruf: Sommerferienjobs und Praktika im Gastgewerbe zu vergeben!

"Was können junge Leute sinnvollerweise machen in den Ferien?", sagt der Wirtschaftsminister. "Die müssen nicht alle nach Bali fliegen. Sie können sich auch für den heimischen Tourismus einsetzen." An der Kasse im Biergarten zum Beispiel. Und sich da ein paar Hundert Euro dazuverdienen, statt die Ferien von Papas Geld zu bestreiten, wie Aiwanger es formuliert.

"Ich glaube, es gibt kaum jemanden, der studiert hat, und nicht einmal im Gastgewerbe gejobbt hat", sagt Angela Inselkammer. Und die Zufriedenheitsrate sei hoch. In ihrem Betrieb in Aying beschäftige sie gerade selbst einen Schüler. Klar seien die nicht einzusetzen wie eine volle Arbeitskraft und müssten angeleitet und betreut werden, aber so könnten sie eben in das Berufsleben hineinschnuppern.

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Angela Inselkammer hat aber noch ganz andere Forderungen als Schüler und Studenten für die Gastro, hinter ihr hängt ein knalliges Schild. Noch fände die Gastronomie bis in die letzten Winkel in Bayern statt, aber um das sicherzustellen, um diese Gaststätten in den Orten zu halten, brauche es Grundlagen. Die sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen müssten bleiben, "wir brauchen Bestätigung für die sieben Prozent Mehrwertsteuer", "das muss zeitnah in Berlin entschieden werden", springt Aiwanger ihr bei. "Außerdem brauchen wir eine flexible Wochenarbeitszeit", sagt Inselkammer, das entspräche einfach den Realitäten in der Gastronomie. Ein Büroangestellter könne sich dank Home-Office seine Arbeitszeit auch flexibler einteilen.

Jetzt, im Sommer, erlebe man gerade eine sehr fragile Situation, sagt Inselkammer. Buchungen kämen sehr kurzfristig, die Leute würden wieder viel ins Ausland reisen. Man müsse aufpassen, dass Urlaub in Deutschland noch konkurrenzfähig bleibe zu den Pauschalangeboten. Dafür dürften die Preise nicht zu hoch werden.

Politische Einmischungen in den Mindestlohn? Unnötig, findet sie, jeder wisse doch mittlerweile, dass in der Branche mittlerweile ein Arbeitnehmermarkt herrsche. Forderungen wie der von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, den Mindestlohn auch auf minderjährige Ferienjobber anzuwenden, kann sie nichts abgewinnen. Siehe etwa die Anleitung, die Schüler noch bräuchten, denen man eher noch jemand zur Seite stellen müsste. Der Schüler, der gerade in ihrem Betrieb arbeite, verdiene zwölf Euro die Stunde, sagt sie. "Wenn Kühnert überhaupt eine Arbeitsstelle finden würde, müsste er froh sein, wenn er Mindestlohn bekommen würde", sagt Aiwanger dann noch, wozu sitzt er schließlich hier im Biergarten, wenn nicht um ein paar markige Sprüche beizusteuern.

Christian Schottenhamel, der den Biergarten am Nockherberg führt, kann sich gerade nicht über einen Mangel an jungen Leuten beklagen. Fachkräfte in der Küche, ja, die würden schmerzhaft fehlen. Aber viele seiner Bekannten hätten glücklicherweise Kinder im entsprechenden Alter, die gerne bei ihm im Biergarten aushelfen. "Wir nehmen auch Praktikanten, wenn sie nur eine Woche bei uns reinschnuppern wollen", sagt Schottenhamel. "Unser größtes Potenzial ist schließlich die Jugend."

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