Lichterkette der Pandemieleugner:"Wenn ich die erste ukrainische Flagge seh', kehr' ich um"

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Die Impfgegner-Gruppierung "München steht auf" will diesen Mittwoch wieder auf die Straße gehen - parallel zur Großdemonstration gegen den Ukraine-Krieg. (Foto: Thomas Vonier/imago)

Münchner Impfgegner wollen "für Frieden und Freiheit" demonstrieren - doch sie meinen nicht den Krieg in der Ukraine. Den halten viele für ein Ablenkungsmanöver. Und Putin für einen Agenten der "Eliten".

Von Martin Bernstein

Eine "Lichterkette für den Frieden und die Freiheit" hatte die Impfgegner-Gruppierung "München steht auf" für den Mittwochabend auf der Ludwigstraße angekündigt - und damit parallel und in räumlicher Nähe zur Großdemonstration gegen den Ukraine-Krieg.

Man wolle für alle Menschen auf die Straße gehen, verkündete einer der Organisatoren im Video: "für die Selbstbestimmung, für das Recht auf körperliche Unversehrtheit, für den Zusammenhalt und den Respekt zwischen allen Menschen". Doch die Diskussion in der Telegram-Gruppe zeigt: Solidarität mit den Menschen in der auf Putins Befehl überfallenen Ukraine ist unter Münchens Pandemieleugnern keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil.

Wenn in Russland Demonstrationen von Bürgerrechtlern verboten werden, dann fühlen sich manche Anhänger von "München steht auf" an ihre Heimatstadt erinnert. Die Organisatoren sehen das offenbar genauso und posten entsprechende Meldungen, farblich hervorgehoben. Ein Anhänger der Gruppierung kommentiert: "Nur bleibt offen, ob Russland jetzt eine Demokratie geworden ist oder Deutschland eine Diktatur ...hmmm ist eh egal, weil Namen (von Regierungsformen) sind auch in diesem Fall nur Schall und Rauch."

Gestritten wird, ob ukrainische Flaggen erlaubt sein sollen

Andere sind fest davon überzeugt, dass ohnehin alles nur eine Inszenierung sei. "Ist der Ukrainekrieg Teil einer Exit-Strategie für die üblichen Verdächtigen?" fragt einer. "Oder wird er auch genutzt werden, die Impfpflicht ,geschmeidiger' einführen zu können?" Für andere ist Putin ein Agent der "Eliten", der "Neuen Weltordnung" oder der "Globalisten" - es sind bekannte antisemitische Chiffren, die da verwendet werden. "Man kann (...) davon ausgehen, dass das, was in der Ukraine passiert, längst abgekartet ist", schreibt eine Kommentatorin. Manche bestreiten überhaupt, dass in der Ukraine Krieg herrscht: "Die Ukrainische Regierung opfert die eigene Zivilbevölkerung, die sie dann als ,Opfer der Russeninvasion' darstellen", behauptet einer der Disputanten unwidersprochen.

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Im Vorfeld der Lichterkette am Mittwochabend wurde in der Gruppe auch darüber gestritten, ob ukrainische Fahnen erlaubt sein sollten. Er habe nichts dagegen, schreibt einer: "Was die Nato da macht ist nicht schön, was Russland da macht ist es auch nicht." Eine andere dagegen erklärt klipp und klar: "Wenn ich die erste ukrainische Flagge seh, kehr ich um."

Wer für Frieden sei, dürfe sich auch Frieden in der Ukraine wünschen, versucht eine mutmaßliche Administratorin der Gruppe zu vermitteln. Und wer glaube, "dass in der Ukraine kein Krieg läuft, sondern eine Befreiungs-Aktion, der darf ebenfalls die Ukraine-Flagge zeigen". Man müsse das so betrachten, schreibt ein Anhänger der Gruppierung: "Mit Ukrainischen Flagge lässt Dich die Bullizei in Ruhe und achtet nicht mal auf Masken! Ist das nicht toll?"

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