Politik in München:Bauausschuss lehnt neue Verkehrsführung zur Ludwigsbrücke ab

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Das Baureferat will auch die Zuläufe nach dem gleichen Prinzip umbauen wie die Ludwigsbrücke selbst - es geht um den Rosenheimer Berg zwischen Isar und Gasteig sowie um die Zweibrückenstraße bis zum östlichen Rand des Isartorplatzes. (Foto: Stefanie Preuin)
  • Der Bauausschuss lehnt überraschend den Antrag ab, die Zweibrücken- und Rosenheimer Straße der geplanten Verkehrsführung auf der Ludwigsbrücke anzupassen.
  • Angesichts der Mehrheitsverhältnisse gilt es aber als wahrscheinlich, dass die Vollversammlung doch noch für die Planung stimmt.

Von Dominik Hutter

Das Puzzle passt nicht zusammen: Der Bauausschuss des Stadtrats hat es am Dienstag überraschend abgelehnt, Zweibrücken- und Rosenheimer Straße der geplanten neuen Verkehrsführung auf der Ludwigsbrücke anzupassen. In der Folge könnten künftig von beiden Seiten mehrspurige Straßen auf ein Nadelöhr zuführen - die Isarquerung, so hat es der Stadtrat bereits vor Monaten beschlossen, soll während und nach der bevorstehenden Sanierung nur noch über eine Autospur je Richtung verfügen.

Die wenig entzückte Baureferentin Rosemarie Hingerl kündigte an, ihren Entwurf in der übernächsten Woche noch einmal in die Vollversammlung des Stadtrats einzubringen, die im Zweifelsfall das letzte Wort hat. Denn ohne den Beschluss können die Stadtwerke die geplante Instandsetzung der Tramgleise nicht zur Genehmigung einreichen. Die Arbeiten sollen aber unbedingt zeitgleich mit der Brückensanierung stattfinden, um nicht kurz später alles noch einmal aufreißen zu müssen. Die Reparatur der Brücke wiederum, da sind sich die Baufachleute einig, duldet keinen Aufschub mehr und soll 2020 und 2021 über die Bühne gehen.

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:Weniger Platz für Autofahrer auf der Ludwigsbrücke

Der Stadtrat hat beschlossen, die Zahl der Fahrspuren von vier auf zwei zu halbieren. Das soll erst der Anfang einer Verkehrswende sein.

Von Dominik Hutter

Schuld an dem Ergebnis, so spotteten Ausschussmitglieder nach der Sitzung, sei das Fehlen von ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff, dessen Partei damit innerhalb einer Woche schon die zweite Abstimmungspanne im Rathaus zu verantworten hat. Bereits im Plenum am vergangenen Mittwoch stimmte die Öko-Gruppierung versehentlich gegen ein Konzept, an Schulen weniger Auto- und dafür mehr Fahrradstellplätze zu bauen. Dieser Fehler soll nun revidiert werden - und genauso wollen SPD und Grüne gemeinsam mit der Baureferentin auch beim Umfeld der Ludwigsbrücke verfahren. Bis zum Plenum sollten "alle in sich gehen und Buße tun", erklärte SPD-Fraktionsvize Christian Vorländer nach der Abstimmung, bei der ein Patt herauskam, was nach den Stadtratsregeln Ablehnung bedeutet.

"Das Grundproblem ist der falsche Beschluss zum Thema Ludwigsbrücke", entgegnete Bürgermeister und CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl und forderte die Stadtratskollegen auf, diese Weichenstellung zurückzunehmen. Womit die beiden Puzzlestücke wieder zusammenpassen würden. CSU-Stadtrat Alexander Reissl erinnerte daran, dass der Ludwigsbrücken-Beschluss gegen die ausdrückliche Empfehlung der Verkehrsexperten des Planungsreferats zustande gekommen war.

Angesichts der Mehrheitsverhältnisse gilt es als wahrscheinlich, dass die Vollversammlung doch noch für Hingerls Planung stimmt. In der Vergangenheit hatten SPD, Grüne/Rosa Liste, ÖDP und Linke bereits mehrfach Verkehrsbeschlüsse gegen CSU, FDP und Bayernpartei durchgesetzt. Das Thema Ludwigsbrücke hat Symbolkraft im Rathaus, da erstmals auf einer Hauptachse der Innenstadt Autospuren zugunsten des Rad- und Fußverkehrs weichen sollen.

Das Baureferat will auch die Zuläufe nach dem gleichen Prinzip umbauen wie die Ludwigsbrücke selbst - es geht um den Rosenheimer Berg zwischen Isar und Gasteig sowie um die Zweibrückenstraße bis zum östlichen Rand des Isartorplatzes. In diesen Bereichen soll in beiden Richtungen jeweils eine Autospur wegfallen, deren Fläche dann als Radweg genutzt wird. Die heutigen, gefährlich schmalen Velofurten könnten den Fußgängern zugeschlagen werden. Hingerl plant, im gleichen Aufwasch auch einige Gefahrenstellen zu entschärfen: die unübersichtliche Kreuzung mit der Erhardt-/Steinsdorfstraße, an der vor allem Radfahrer besser sichtbar sein sollen, sowie den Bereich rund um die Tramhaltestelle Isartor und den Breiterhof, der als Zugang zur S-Bahn dient.

Vor der Abstimmung hatten sich Befürworter und Gegner der Fahrspurreduzierung gegenseitig ideologisches Verhalten attestiert. Evelyne Menges (CSU) warf SPD und Grünen eine Gängelung der Anwohner und Autofahrer vor. Und das, ohne die Konsequenzen zu kennen. Das Vorgehen ähnele einem winterlichen Marsch auf die Zugspitze, bei der man sich erst unterwegs Gedanken über die passende Kleidung mache. Grünen-Kollege Herbert Danner mahnte hingegen wirksame Verbesserungen für Radfahrer und Fußgänger an. Die Zweibrückenstraße sei geradezu ein Paradebeispiel für die ungerechte Aufteilung des Verkehrsraums.

© SZ vom 04.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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