Verkehr in München:Bauarbeiten für Altstadt-Radlring beginnen

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Es kommt, wie sie es wollten: Noch Ende Juni hatten die Initatoren des Radentscheid-Begehrens zu einer großen Fahrrad-Demo durch die Stadt aufgerufen. (Foto: Robert Haas)

An diesem Montag starten die Arbeiten für den ersten Abschnitt. In fünf Jahren soll dann alles fertig sein - ein ambitionierter Plan.

Von Andreas Schubert, München

Der Bau des Altstadt-Radlrings beginnt. Damit setzt die Stadt nun durch, wofür die Bürger vor mehr als einem Jahr gestimmt haben. Zur Erinnerung: Im Frühjahr 2019 sammelte ein Bündnis aus mehreren Parteien und Organisationen Unterschriften für zwei Bürgerbegehren. Für das "Bürgerbegehren Radentscheid", das unter anderem flächendeckend mindestens 2,30 Meter, aber in der Regel 2,80 Meter breite Radwege forderte, kamen 90 000 Unterschriften zusammen. Für das andere Bürgerbegehren, das einen Altstadt-Radlring forderte, bekamen die Initiatoren 70 000 Unterschriften zusammen. Angesichts des riesigen Zuspruchs aus der Bevölkerung stimmte der Stadtrat am 24. Juli 2019 den Zielen zu.

An diesem Montag nun geht es los mit dem Radlring. In einem ersten Bauabschnitt entstehen bis Ende 2021 in der Blumenstraße zwischen Sendlinger-Tor-Platz und Papa-Schmid-Straße in mehreren Bauphasen neue Radwege sowie verbesserte Querungsstellen und verbreiterte Gehwege für die Fußgänger. Das bedeutet für den Autoverkehr: Vom 31. August bis Ende 2020 verbleibt in der Blumenstraße zwischen Pestalozzi- und Papa-Schmid-Straße eine Fahrspur je Fahrtrichtung neben der Baustelle.

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Im Kommunalwahlkampf 2020 war die Umsetzung der Ziele des Bürgerbegehrens, obwohl längst beschlossen, wieder Wahlkampfthema. "Schildbürgerstreich" wetterte die FDP, von Drangsalierung der Autofahrer sprach die CSU, die im Sommer davor eigentlich für den Radentscheid gestimmt hatte.

Doch zunächst passierte erst einmal nichts, weshalb Mitte Juli dieses Jahres die Befürworter des Radbegehrens und des Radlrings eine große Demonstration mit laut Veranstalter 4000 - nach Polizeiangaben waren es 2000 - Teilnehmern veranstalteten. Mit dabei waren auch Stadträte all jener Parteien, die sich für den Ausbau des Radstreckennetzes aussprechen, auch wenn dies zum Teil zu Lasten des Autoverkehrs passiert. Die Initiatoren der Bürgerbegehren, die immer noch aktiv sind und an der konkreten Umsetzung mitarbeiten, vermissen das angemessene Tempo dabei, weshalb sie ein Jahr nach dem Beschluss von einer "durchwachsenen Bilanz" sprechen. München müsse ambitionierter werden, etwa wenn es um Parkhäuser für Räder geht, meinte etwa Gudrun Lux von den Grünen. Sonja Haider von der ÖDP forderte eine "Sicherheitsoffensive" für den Radverkehr. Und Andreas Groh, Münchner Vorsitzender des Fahrradklubs ADFC, findet, dass zu wenige Mitarbeiter der Stadtverwaltung an der Umsetzung arbeiten.

Andreas Schuster, damals einer der Sprecher des Bürgerentscheids und heute für die SPD im Stadtrat, freut sich nun, dass die Arbeiten beginnen. Er hält den Start für einen "wichtigen symbolischen Akt" für die Realisierung der Route, die sicheres Radeln entlang des für Autos konzipierten Altstadtrings ermöglichen soll. Ein Baubeginn ein Jahr nach dem Beschluss sei bei den sonst üblichen Planungszeiten der Stadt noch gut, findet Schuster, der bei der Umweltorganisation Green City für das Thema Mobilität zuständig ist. Er verweist zudem darauf, dass am Thomas-Wimmer-Ring nach Abschluss der Bauarbeiten für die dortige Tiefgarage ein dem Radentscheid konformer Umbau der Straße bereits beschlossen ist. Hier soll je Richtung eine Autospur wegfallen, die Verwaltung hielt die bislang sechsspurige Autostraße ohnehin längst für überdimensioniert.

Was die Sonnenstraße angeht, auf der ebenfalls Platz für eigene breite Radspuren wäre, werde wahrscheinlich zunächst eine temporäre Lösung für Radler kommen. Denn das Konzept für eine autoarme Innenstadt sieht unter anderem einen "Boulevard Sonnenstraße" vor, der dann gleich eine größere Umgestaltung der Straße mit sich bringen würde.

Binnen fünf Jahren soll der Radentscheid und der Altstadtring umgesetzt sein. Dieses Ziel ist auf jeden Fall ein ambitioniertes. Der Stadtrat will in jedem Quartal zehn neue Maßnahmen für den Radverkehr beschließen, damit die Stadtverwaltung in die tiefere Planung einsteigen kann. Nach der Sommerpause wird das Thema wieder im Stadtrat behandelt werden. Dann könnten 20 Maßnahmen auf der Agenda stehen, da wegen der Corona-Pandemie ein Beschluss zuletzt ausgefallen ist.

Es wird wieder viel gestritten werden im Stadtrat. Denn einige Vorschläge, etwa eine Einbahnregelung in der Frauenstraße, die bislang eine Engstelle ohne Radwege ist, stoßen im konservativen Lager auf strikte Ablehnung.

© SZ vom 31.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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