Unwetter:Die Ruhe nach dem Sturm

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Aufräumen am Morgen danach: Zwischen Grünwald und Oberhaching sorgt Roland Dotzler von der Straßenmeisterei für freie Fahrt auf einem Radweg, der mit Ästen und Zweigen übersät ist. (Foto: Claus Schunk)

Mehr als 220 Einsätze mussten die Feuerwehren in der Nacht auf Mittwoch allein im Landkreis München fahren. Am Morgen danach sind Mannschaften fast überall mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Von Annette Jäger, Landkreis München

Die Nacht von Dienstag auf Mittwoch war erfüllt von den Sirenen der Freiwilligen Feuerwehren. Mehr als 220 Einsätze waren allein im Landkreis München die Folge des Unwetters, das sich kurz über dem Großraum München entlud - so die vorläufige Bilanz der Kreisbrandinspektion am Mittwoch. "Es werden sicher noch mehr Einsätze werden", schätzt Sprecherin Martina Wende. Auch den ganzen Mittwochvormittag noch waren Einsätzkräfte mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Noch in der Nacht hatte die Feuerwehreinsatzzentrale für den Landkreis München das Personal aufgestockt.

Im Minutentakt wurden die örtlichen Freiwilligen Feuerwehren alarmiert, die in ihren Kommunen die ganze Nacht hindurch vor allem damit beschäftigt waren, umgestürzte Bäume und herabgefallene Äste von Straßen-, Geh- und Radwegen zu räumen. "Es waren klassische Sturmschäden", schildert Wende. Zum Glück habe es keine Personenschäden gegeben.

In Buchenhain war ein Baum in Schieflage geraten, die Feuerwehr musste auf einen Kran warten, um ihn zu sichern und zu bergen. (Foto: Claus Schunk)

Die Gräfelfinger Einsatzkräfte hatten 28 Einsätze bis Mittwochvormittag zu bewältigen. Zwei Bäume waren in Stromleitungen gestürzt, in Kooperation mit dem Energieversorger musste der Strom abgestellt werden. In Buchenhain bei Baierbrunn musste ein Kran angefordert werden, um einen umgestürzten Baum in einer Anliegerstraße zu beseitigen. Zeitweilig war auch die Bundesstraße B 11 wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Ebenso kam es auf den Autobahnen A 8 und A 995, die durch den Landkreis München führen, zu Chaos und erheblichen Verkehrsbehinderungen, meldete die Autobahnpolizeistation Holzkirchen. Zahlreiche Unfälle ereigneten sich unter anderem, weil Bäume und Äste auf der Autobahn lagen und Fahrzeuge kollidierten. Schwer verletzte wurde dabei allerdings niemand.

In einem Zug der S 4 müssen Fahrgäste die halbe Nacht verbringen

Eine besondere Nacht verbrachten Fahrgäste in der S4 aus Richtung Geltendorf. Der Zug war wegen einer Notbremsung auf offener Strecke vor der Haltestelle Puchheim stehengeblieben. Mehrere Stunden saßen die Fahrgäste in den Waggons fest bis der Zug in den frühen Morgenstunden evakuiert werden konnte. Die Fahrgäste sollten sich von den Türen fernhalten, es herrsche "Lebensgefahr" draußen, hieß es über die Durchsage, wie eine 19-jährige Münchner Schülerin berichtete. Erst nach etwa dreieinhalb Stunden konnten sie aus den Waggons befreit werden, mussten aber eine weitere Stunde auf offener Strecke warten, bis Angehörige oder Taxis sie abholen konnten.

Es war Glück im Unglück, wie die Fahrgäste später entdeckten: Wenige Meter vor dem Zug war ein Baum auf die Gleise gekippt. "Das ist aber erst passiert, als die Bahn bereits stand", hat die 19-Jährige erfahren. In den Waggons blieben die Fahrgäste weitgehend geduldig. Wer seine Notdurft verrichten musste, konnte dies nur in einer Ecke des Waggons tun, andere nutzten leere Trinkflaschen dafür. Auch der S-Bahnfahrer erlebte eine denkwürdige Nacht: Es soll sein erster Arbeitstag als S-Bahnfahrer gewesen sein.

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