Gesundheitspolitik:Angst um die Notfallversorgung

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Die Gemeinden Straßlach-Dingharting und Schäftlarn wehren sich gegen eine Privatisierung des Kreiskrankenhauses in Wolfratshausen.

Von Iris Hilberth, Straßlach-Dingharting

Die Diskussion um eine mögliche Umstrukturierung der Kreisklinik in Wolfratshausen schlägt auch im südlichen Landkreis München hohe Wellen. Sowohl Schäftlarn als auch Straßlach-Dingharting wollen an diesem Mittwoch in ihren Gemeinderatssitzungen Resolutionen gegen eine Privatisierung des Krankenhauses beschließen.Sie folgen damit dem Beispiel von Wolfratshausen, Geretsried und Icking, die bereits am Montag ein Statement abgegeben haben.

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Zwar hat der Landrat aus dem Nachbarkreis, Josef Niedermaier (Freie Wähler), am Montagnachmittag in einer Kreistagssitzung das Vorhaben vorläufig zurückgezogen, als Betreiber für die Kreisklinik Wolfratshausen einen strategischen Partner zu suchen. Vom Tisch ist die Idee damit aber nicht.

Daher hält Straßlachs Bürgermeister Hans Sienerth (parteifrei) auch daran fest, mit der Resolution ein klares Zeichen gegen solche Pläne zu setzen. "Zusammen mit Harlaching stellt die Wolfratshauser Klinik die Stützpfeiler unserer wohnortnahen Gesundheitsversorgung dar", begründet Sienerth den Einsatz für den Erhalt der Klinik in der jetzigen Form. Er ist überzeugt: "Eine Umstrukturierung, etwaige Privatisierung oder gar Schließung einzelner Fachabteilungen würde erhebliche Qualitätseinbußen für die nahe Gesundheitsversorgung unserer Bürger bedeuten."

Dies betreffe insbesondere die Notfallversorgung. Sei zum Beispiel für Schlaganfallpatienten aus Dingharting oder Straßlach in Harlaching kein Bett frei, werde der Rettungswagen bisher nach Wolfratshausen umgeleitet. Künftig komme ein solcher Patient nicht mehr innerhalb von zwölf Minuten in eine Klinik, sondern müsse bis nach Bad Tölz gefahren werden. "Damit sind die Interessen der Gemeinde Straßlach-Dingharting erheblich berührt", so Sienerth.

"Das hat man auch in meiner fränkischen Heimat Hersbruck so gemacht und es ist voll in die Hose gegangen."

Im Falle einer Privatisierung sieht er die Gefahr, dass alle Abteilungen, die als unrentabel angesehen werden, abgestoßen werden. Ausdrücklich warnt der Bürgermeister vor einer Umwandlung der Klinik in einen "Gesundheitscampus" mit ambulanten Angeboten. "Das hat man auch in meiner fränkischen Heimat Hersbruck so gemacht und es ist voll in die Hose gegangen", erinnert sich Sienerth.

In der Resolution, die er dem Gemeinderat zur Abstimmung vorlegen will, wird es als "unerlässlich" bezeichnet, dass vollwertige Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin, eine ständig besetzte Notaufnahme und die Geburtshilfe am Standort Wolfratshausen weiter betrieben werden. Diese Fachabteilungen dürften nicht etwa in die private Asklepios Stadtklinik nach Bad Tölz verlegt werden, da dies zu einer unnötigen Verlängerung der Rettungswege und damit zu einer Verschlechterung der wohnortnahen medizinischen Grund- und Notfallversorgung in der Region führe.

Im dem Beschlussvorschlag heißt es weiter: "Die Gemeinde ermahnt den Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen zu einer ordnungsgemäßen Erfüllung seiner wichtigsten Pflichtaufgabe der Daseinsvorsorge, nämlich die Sicherstellung einer ordnungsgemäßen medizinischen Grundund Notfallversorgung zur Rettung menschlichen Lebens, durch Beibehaltung der Klinik Wolfratshausen an ihrem Standort in kommunaler Trägerschaft und kommunaler Betriebsführung."

Straßlach-Dingharting hat sich 2014 schon einmal in dieser Form gegen die Schließung von Fachabteilungen und die Notaufnahme im Klinikum Harlaching stark gemacht. "Damals waren wir die erste Gemeinde, die sich mit einer Resolution gegen derartige Überlegungen gestellt hat", so Sienerth. Als konstruktiven Weg für Wolfratshausen sieht er, die Klinik im kommunaler Trägerschaft und Betriebsführung zu halten, aber ihre Prozesse auf Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Effektivität zu untersuchen.

© SZ vom 19.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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