Wissenschaft und Forschung:Gemeinsames Bekenntnis zu Luft- und Raumfahrt-Campus

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Greifen nach den Sternen: Ministerpräsident Markus Söder und Wissenschaftsminister Markus Blume (hinter ihm) mit Studenten der TU München beim Selfie-Termin in Ottobrunn. (Foto: Sebastian Gabriel)

Ministerpräsident Markus Söder und Wissenschaftsminister Markus Blume unterzeichnen mit Kommunalpolitikern eine Erklärung zur Weiterentwicklung des TU-Standorts in Ottobrunn und Taufkirchen. Doch vieles hängt von einer Verlängerung der U 5 ab.

Von Stefan Galler, Ottobrunn/Taufkirchen

Bevor es ernst wird und die Protagonisten den Füllfederhalter in die Hand nehmen, zeigt die Technische Universität München (TU) erst mal einen kleinen Imagefilm: Ein kleines Mädchen fährt, verfolgt vom etwas ängstlichen Blick ihres Vaters, in einer selbst gebauten Seifenkiste im Raketen-Design einen Berg hinab. Schnitt. Offensichtlich ein Zeitsprung. Danach meldet sich das Mädchen, mittlerweile als junge Frau, live vom Mond und grüßt ihren Papa. Gefolgt vom Slogan "Jede Idee hat mal klein angefangen."

Dabei ist das, was am Montagvormittag im Hauptgebäude der TU in Ottobrunn passiert, gar nicht so klein. Ministerpräsident Markus Söder, Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume und Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert unterzeichnen mit Münchens Landrat Christoph Göbel sowie den Bürgermeistern von Ottobrunn und Taufkirchen, Thomas Loderer und Ullrich Sander, eine gemeinsame Erklärung, in der alle sechs Politiker ihren Willen bekunden, die Fakultät für Luft- und Raumfahrt am Standort in Ottobrunn/Taufkirchen weiterzuentwickeln. Am Ende soll ein Campus mit 50 Professuren und 4000 Studierenden stehen, der auf europäische Ebene seinesgleichen sucht. Es ist eine Absichtserklärung, über die sich Taufkirchens Rathauschef Sander erfreut zeigt: "Das ist das erste Stück Papier, das wir seit der Erklärung von 2018 überhaupt in Händen halten."

Die Absichtserklärung steht: Bürgermeister Ullrich Sander, Staatssekretär Roland Weigert, Ministerpräsident Markus Söder, Minister Markus Blume, Landrat Christoph Göbel und Bürgermeister Thomas Loderer (von links). (Foto: Sebastian Gabriel)

Schon jetzt seien 35 Professorenstellen bewilligt, davon 27 besetzt, berichtete Wissenschaftsminister Blume. 1500 Studierende tummelten sich bereits am Standort. Zuletzt aber war nicht mehr viel vorangekommen, weil es im Umgriff schlichtweg an verfügbaren Flächen mangelte und deshalb die Berufung weiterer Professoren stockte. Auch dadurch war der Flughafen München als Ersatz- oder Interimsstandort aktuell geworden, wie Blume auf SZ-Nachfrage erläutert: "Für die nächsten Jahre werden wir einen Doppelstandort haben. Der nächste Schritt ist, auf einem großen Grundstück in Ottobrunn und Taufkirchen einen Campus zu bauen."

Parallel dazu würde die TU "als Erstmieter", so Blume, am Flughafen bestehende Räume akquirieren. Die Vertragsverhandlungen dort seien "weit fortgeschritten". Klar sei, dass am Flughafen nur diejenigen Teile aufgenommen würden, die in Ottobrunn keinen Platz mehr fänden. Inwiefern die TU den Standort Flughafen später wieder aufgibt, muss sich laut Blume zeigen. Das hänge auch weiterhin von den Kapazitäten in Ottobrunn und Taufkirchen ab.

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Gut vorstellbar, dass die Debatte um eine umfassendere Auslagerung der Fakultät in Richtung Flughafen die Unterzeichnung der Erklärung am Montag beschleunigt haben. So war es vor drei Monaten zum Streit zwischen Ottobrunns Rathauschef Loderer und der Unterhachinger Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer gekommen. Loderer hatte im März die Frage aufgeworfen, ob es die Staatsregierung mit dem Campus überhaupt ernst meine, und vor einem "skandalösen Staatsversagen" gewarnt. Grund waren Unsicherheiten über den Ausbau der U5 über den aktuellen Endhaltepunkt Neuperlach-Süd hinaus nach Ottobrunn. Die Verlängerung gilt als zwingend für den Ausbau des Luft- und Raumfahrtcampus. Seiner CSU-Parteifreundin Schreyer warf Loderer daraufhin vor, selbst "Sand ins Getriebe" zu streuen.

Anschließend ging alles ziemlich schnell: Die Gemeinderäte in Ottobrunn und Taufkirchen segneten eine Absichtserklärung einstimmig ab, auch der Kreistag sprach sich für einen "Letter of Intent" aus, der nun am Montag unterzeichnet wurde. "Ich habe schon 2018 ein klares Commitment für die Förderung von Studien zu Luft- und Raumfahrt abgegeben und mir dafür viel Spott anhören müssen", sagte Ministerpräsident Söder am Montag bei der Unterzeichnung. Die Forschung in diesen Bereichen bringe enorm wichtige Ergebnisse, bis in die Bereiche Klima, Bewässerung, Wetterphänomene oder auch Mobilfunk und Navigationssysteme.

Landrat und Bürgermeister betonen die Notwendigkeit eines U-Bahn-Anschlusses, doch Söder bremst

Einen scherzhaften Seitenhieb auf seinen Parteifreund Florian Hahn, den Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis München, den er als "Treiber der Dinge" bezeichnete, konnte sich Söder nicht verkneifen: "Der Flo kommt ja vom Militär, da muss man immer ein bisschen aufpassen, dass es nicht zu viel Star Wars ist. Ich bin ja mehr für Star Trek zu haben." Die Atmosphäre war damit gelöst, auch wenn das Thema der Verlängerung der U-Bahnlinie 5 noch längst nicht umfassend gelöst ist. Dabei sei die verkehrliche Erschließung des neuen Campus essenziell, das betonten die beiden Bürgermeister unisono. Und Landrat Göbel sagte: "Wir reden über Star Wars und Star Trek und stehen dann auf dem Weg zum Campus mit Gelenkbussen im Stau."

Der Ministerpräsident wollte sich bei aller Euphorie für das Projekt Campus bei der U5-Verlängerung nicht festnageln lassen. "Das hängt vor allem vom Bund und von vielen Faktoren ab", sagte er der SZ. Vor allem sei zu berücksichtigen, ob die Kosten-Nutzen-Analyse passe. "Aber tendenziell" sei mit einer Realisierung zu rechnen. Ottobrunns Bürgermeister Loderer dürfte eine Tendenz alleine nicht ausreichen: "Die U5-Verlängerung ist das verkehrliche Rückgrat für den Campus." Ohne die Erschließung durch zeitgemäße Verkehrsmittel würde "kein Land der Welt" einen solchen Universitätscampus realisieren. Sein Taufkirchner Amtskollege Ullrich Sander ergänzte, dass als nächstes eine Trasse über die Gemeindegrenzen vorzubereiten sei.

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