Energiewende:Der Weg ist frei für die ersten sechs Windräder im Landkreis München

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So wie in Fuchstal sollen schon bald auch in den Wäldern im Süden Münchens Windräder stehen. (Foto: Catherina Hess)

Das Landratsamt erteilt die Genehmigung für den Bau von je drei Anlagen im Höhenkirchner und Hofoldinger Forst. Wenn alles nach Plan geht, sollen sich die Rotoren bereits 2025 drehen und sechs Gemeinden mit Strom versorgen.

Von Angela Boschert, Landkreis München

Die erstmalige Nutzung der Windkraft im Landkreis München kommt einen großen Schritt voran: Am Mittwoch hat das Landratsamt München für die geplanten Windräder im Höhenkirchner Forst und Hofoldinger Forst die Genehmigungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz erteilt. Damit können in beiden Forstgebieten jeweils drei Windkraftanlagen mit je 166 Metern Nabenhöhe, 160 Metern Rotordurchmesser und 5,56 Megawatt Leistung gebaut werden. Wenn alles nach Plan läuft, sollen sich die ersten Rotoren bereits Ende 2025 drehen, wie es in einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt heißt.

Darin ist die Rede von einem "historischen Moment auf dem Weg zur Klimaneutralität". Mit der Genehmigung werde für die drei Kommunen Egmating, Oberpframmern und Höhenkirchen-Siegertsbrunn, die am Projekt im Höhenkirchner Forst beteiligt sind, sowie für Aying, Otterfing und Sauerlach (Projekt im Hofoldinger Forst) der "nächste große Meilenstein hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung gesetzt". "Die Genehmigung von sechs Windrädern in unseren Landkreisen bestätigt uns in unserem kontinuierlichen Einsatz für grünen Strom in der Region", freut sich Willie Stiehler, der Geschäftsführer der Energieagentur Ebersberg-München.

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Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Unabhängige Bürgervereinigung) und eine Bevollmächtigte der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn hatten am Mittwochnachmittag die Genehmigungsbescheide für die beiden Projekte aus den Händen von Landrat Christoph Göbel (CSU) entgegengenommen. Dieser sagte bei der Übergabe: "Ganz besonders freut mich an den beiden Projekten, dass sie kommunal getragen sind. Die Kommunen haben in eigener Verantwortung die Projektplanungen durchgeführt - ohne Fremdinvestor." Das bedeute "maximale Wertschöpfung für die Gemeinden vor Ort", ergänzt Göbels Ebersberger Kollege Robert Niedergesäß (CSU).

"Das Projekt ist kommunal angestoßen, kommunal getragen und wird unter kommunaler Beteiligung betrieben werden", bekräftigt Höhenkirchen-Siegertsbrunns Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) als Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Höhenkirchner Forst. "Ebenso wird es die bereits gegründete Projektgesellschaft im Hofoldinger Forst handhaben", versichert Martin Sterflinger, der Geschäftsführer der Windenergie Hofoldinger Forst GmbH.

Die drei Landkreise Ebersberg, Miesbach und München haben die Gemeinden in der Projektphase durch Mitgliedschaft in den jeweiligen Arbeitsgemeinschaften bei der Risikoabschirmung unterstützt. "An den Planungskosten haben sich die Landkreise angemessen beteiligt - so konnten wir vermeiden, dass die kommunalen Haushalte zu sehr beansprucht werden", bringt Miesbachs Landrat Olaf von Löwis (CSU) das Engagement auf den Punkt.

Von den finanziellen Erträgen sollen auch die Menschen in den Gemeinden profitieren

Für die Gemeinden war es bis zur Genehmigung eine Geduldsprobe. Sie mussten ein gutes halbes Jahr auf die Genehmigung warten, zuletzt fehlte die Stellungnahme vom Wasserwirtschaftsamt München. Die Projektgesellschaft Windenergie Hofoldinger Forst benötigte die Genehmigung bis zum Mittwoch, um ihren Antrag auf EEG-Zuschüsse fristgerecht bei der Bundesnetzagentur ankündigen zu können. Das ist sozusagen in letzter Minute gelungen und damit darf die Gesellschaft auf die Zusage für eine Einspeisevergütung für ihren mit den Windrädern erzeugten Strom hoffen.

So ähnlich wie auf dieser Fotomontage könnte es in zwei Jahren im Hofoldinger Forst zwischen Sauerlach, Brunnthal und Aying aussehen. (Foto: © TUM LAREG CC BY-ND)

Geschäftsführer Sterflinger rechnet nach eigenen Worten aktuell mit etwa elf Cent je Kilowattstunde Strom. Bei zukünftigen Zuschussrunden erwartet er wegen der wachsenden Zahl an Windparkvorhaben sinkende Zuschüsse. Mit der Baugenehmigung des Landratsamts können jetzt sowohl die Kosten und die Finanzierung als auch die Rendite konkret berechnet werden. "Die Bürger fragen ja, was sie bei einer Beteiligung zu erwarten haben", so Sterflinger.

Denn mit der Genehmigung ist die Arbeit für die Kommunen keineswegs vorbei: "Wir möchten die Bürgerinnen und Bürger unserer je drei Gemeinden an den Windrädern beteiligen", erklärt Höhenkirchens Rathauschefin Konwitschny. "Die Details hierfür auszuarbeiten, ist nun die nächste große Aufgabe für uns."

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Einen kleinen Beitrag zum Gelingen hatte vorige Woche der Bauausschuss des Brunnthaler Gemeinderats geleistet. Zwar ist die Gemeinde im Mai 2021 aus der Arge Windkraft ausgetreten, aber die geplanten Windräder im Hofoldinger Forst berühren den Rand ihrer Wasserschutzgebiete. Das Landratsamt hatte daher um Ausnahmen von Bestimmungen der Brunnthaler Wasserschutzgebietsverordnung gebeten. Ein beigefügtes Gefährdungsgutachten stuft die Gefahren bei Bau und Betrieb der Windkraftanlagen zusammenfassend als "gering bis sehr gering" ein. Zwar könnten etwa beim Bau Schmierfett, Hydrauliköl oder Kraftstoffe austreten, aber es würden umfangreiche Sicherungsmaßnahmen ergriffen. Letztendlich stimmte der Bauausschuss mehrheitlich den erbetenen Ausnahmen zu. Zudem versucht Brunnthal, wieder in die Windenergie-Gesellschaft einzutreten und steht in Verhandlungen mit dessen Aufsichtsrat. "Der Verhandlungsstand ist noch geheim", sagt Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) auf Anfrage.

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