"Jugend musiziert":Lampenfieber, voreiliger Applaus und Wolfsgeheul

Lesezeit: 3 min

Starpianist von morgen: Lucas Kaisen Luo aus Unterhaching. (Foto: Claus Schunk)

Bei den Preisträgerkonzerten in Grünwald beweisen die Sieger des Wettbewerbs im Münchner Süden ihr Können - und demonstrieren durch humorvolle Einlagen ihre Freude an der Musik.

Von Anna-Maria Salmen, Grünwald

Im eleganten schwarzen Anzug betritt Lucas Kaisen Luo die Bühne. Der Bub verbeugt sich, rückt sich den Hocker vor dem Konzertflügel genau zurecht. Als er die ersten Töne eines Nocturne von Frédéric Chopin anstimmt, herrscht völlige Stille im Publikum im Grünwalder August-Everding-Saal. Lucas Kaisen Luo wiegt Kopf und Oberkörper im Takt der Musik mit, spielt einige Passagen mit geschlossenen Augen. Geradezu unglaublich sanft schlägt er die Tasten an, dann plötzlich kraftvoll, um das Stück zum Abschluss wieder ganz zart ausklingen zu lassen. Mit seinem Spiel hat der Unterhachinger die Jury beim Wettbewerb "Jugend musiziert" in der Altersklasse der Zwölf- bis 14-Jährigen so überzeugt, dass er Ende März beim Landeswettbewerb in Passau erneut auftreten darf.

Insgesamt rund 200 junge Talente aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Starnberg und dem Süden des Landkreises München haben beim diesjährigen Wettbewerb mitgemacht. Einige von ihnen durften im Anschluss so wie Lucas Kaisen Luo ihr Können am Wochenende bei den drei Preisträgerkonzerten in Grünwald einem größeren Publikum zeigen.

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Bereits seit 60 Jahren findet "Jugend musiziert" statt. Doch es sind keinerlei "Alterserscheinungen" zu erkennen, wie Bernhard Huber sagt, der als Leiter des Regionalausschusses "Region München Süd" den Wettbewerb federführend organisiert. Im Gegenteil: Bei jedem einzelnen Beitrag überrascht es erneut, was die teils sehr kleinen Musiker bereits leisten können. "Jugend musiziert möchte die Fähigkeiten offen legen, die in den Kindern und Jugendlichen stecken", so Huber.

Immer wieder lassen Auftritte das Publikum an diesem Samstagabend staunend zurück. Etwa, als Sarah Gaviota León Noriega mit sanfter Sopranstimme ein Volkslied auf Spanisch singt. Kein Instrument begleitet die Geretsriederin, lediglich ihre Stimme erfüllt den Saal. Nikolaus Gahleitner aus Tutzing erntet bereits Applaus, nachdem die letzten Töne des furiosen Auftakts zur Pianosuite "Le Cirque" verklingen. Doch der Junge schüttelt lächelnd den Kopf, hebt den Finger. Nein, er ist noch nicht fertig. Es folgen zwei weitere kurze Ausschnitte aus dem Werk. Mit ihrem mitreißenden Saxophon-Stück "Pacific Nights" komplettieren Fiona Hagn, Nevia Wohland, Cosima Thien-An Wagner und Elias Leckner aus der Gegend rund um den Tegernsee die große musikalische Vielfalt, die an diesem Nachmittag gezeigt wird.

"Waltz of the Wolves": Dorothea Ulbricht und Lorenzo Giunta aus Ottobrunn unterbrechen ihr Querflötenspiel für Tiergeräusche. (Foto: Claus Schunk)

Dorothee Ulbricht und Lorenzo Giunta aus Ottobrunn durften ihr Talent schon mehrfach beweisen, es ist nicht ihre erste Teilnahme an dem Wettbewerb. Das Querflötenduo spielt ein Stück mit dem Titel "Waltz of the Wolves". Der Name erklärt sich schnell: Immer wieder unterbrechen die beiden ihr Spiel für einen Moment und imitieren Wolfsgeheul. Sie blicken sich dabei an, um ihren Einsatz perfekt abzustimmen, und lächeln. Wie sehr sie ihren Auftritt genießen, ist ihnen anzumerken.

"Auf der Bühne sind wir gar nicht mehr so aufgeregt", sagt die 18-jährige Dorothee Ulbricht. Denn der Druck sei bereits abgefallen, am späten Nachmittag wusste das Duo bereits, dass es den Sprung in den Landesentscheid geschafft hat. Tagsüber sah das jedoch noch anders aus: Vor dem Wertungsvorspiel seien sie durchaus nervös gewesen, gibt Lorenzo Giunta zu. "Das geht nie ganz weg, egal wie oft man mitmacht", sagt der 15-Jährige.

Früh übt sich: Julia Lederer aus Sauerlach ist elf und spielt schon seit vier Jahren Harfe. (Foto: Claus Schunk)

Auch für die die elfjährige Julia Lederer aus Sauerlach war das Vorspiel "der größte Teil", wie sie sagt. Als klar war, dass sie dort einen ersten Platz erreicht hat, sei bereits viel Anspannung von ihr abgefallen. Dennoch war sie eigenen Worten zufolge aufgeregt, als sie die sanft erleuchtete Bühne betrat und die Finger an die Saiten ihrer Harfe legte. Immerhin bietet der August-Everding-Saal Platz für rund 300 Zuhörer. Geholfen habe ihr gegen das Lampenfieber allerdings das Wissen, dass sie ausgiebig für den Auftritt geprobt hatte. Schon seit vier Jahren spielt Julia Lederer ihr Instrument. Die Übung merkt man ihr an, als sie selbstsicher den Franziska-Landler anstimmt, ein fröhliches Stück mit hellen, warmen Tönen.

Die Elfjährige freut sich eigener Aussage nach bereits sehr darauf, beim Landeswettbewerb erneut auftreten zu dürfen. Ob sie sich später mal eine große Karriere als Harfinistin vorstellen kann? Julia Lederer lacht. "Das weiß ich noch nicht. Das entscheide ich, wenn ich erwachsen bin." Gute Chancen hätte sie in jedem Fall: Zahlreiche namhafte Künstlerinnen haben ihre Laufbahn bei "Jugend musiziert" gestartet, darunter die Geigerin Anne-Sophie Mutter und die Pianistin Sophie Pacini.

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