Das Sportjahr im Rückblick:Am Boden

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Während die Hallensportler in ihren Disziplinen im Coronajahr 2020 so gut wie keine Wettkämpfe bestreiten, haben die Amateurfußballer zumindest ein paar Wochen lang die Möglichkeit, Geisterspiele auszutragen

Von Stefan Galler

Sinnbild einer Saison: Michael Bachhuber wirkt beim Auftritt seines FC Deisenhofen im Oktober gegen Ingolstadt II etwas ratlos. Dennoch hat sein Klub gute Aufstiegschancen, wenn denn im Frühjahr wieder gespielt wird. (Foto: Claus Schunk)

Es ist kein wirklich gutes Jahr für die Drittligafußballer der Spielvereinigung Unterhaching: Zwar starten sie Ende Januar passabel in die Rückrunde der Saison 2019/20 und liegen streckenweise auf Tabellenplatz zwei. Doch dann kommt die Pandemie, eine 82-tägige Saisonunterbrechung - und Haching legt die gewohnt schwache Restsaison hin: Aus den letzten zehn (Geister-)Spielen holen die Rot-Blauen nur noch vier von 30 möglichen Punkten und geraten damit fast noch in Abstiegsgefahr. Die einzig gute Nachricht in den ersten sieben Monaten: Der Stadionkauf wird abgeschlossen, für 3,3 Millionen Euro kann der Klub den Sportpark erwerben, der bisher in Gemeindebesitz gewesen ist.

Präsident Manfred Schwabl reagiert auf die dürftige Rückrunde, befördert Claus Schromm nach zuletzt fünf Jahren als Cheftrainer zum sportlichen Leiter. Gemeinsam holen sie einen neuen Trainer: Arie van Lent, der frühere Mittelstürmer von Borussia Mönchengladbach, dort zuletzt als Nachwuchstrainer tätig, soll neue Impulse setzen. Van Lent entspreche nur in einem Punkt nicht seinem Anforderungsprofil, nämlich was seine niederländische Herkunft angehe. "Aber Holland gehört ja eigentlich zu Bayern, alleine schon weil die hier so gerne durchfahren auf dem Weg nach Österreich", so Schwabl.

Vor allem will Schwabl die Hachinger Kicker aus der Komfortzone holen, auch auf dem Spielfeld sollen sie durch aggressiveres Pressing mehr Druck ausüben und attraktiveren Fußball spielen. Das gelingt zunächst ganz gut, obwohl etliche Leistungsträger den Verein im Sommer verlassen und die Verletztenliste im Herbst lang ist. Nach drei Siegen in vier Spielen grüßt die SpVgg von einem Aufstiegsplatz. Doch dann kommt eine Leistungsdelle, plötzlich gehen die in dieser Spielklasse immer extrem engen Partien verloren. Schwabl wirft sich sofort vor seinen neuen Coach: Er und Schromm müssten den Kopf hinhalten, wenn der Kader nicht funktioniere, schließlich hätten sie dem Trainer die Mannschaft so hingestellt. In den letzten drei Spielen vor Weihnachten bleibt das Team dann ungeschlagen und verbringt die kurze Pause zum Jahreswechsel auf dem zwölften Tabellenplatz.

Das andere Unterhachinger Ballsportteam, das bundesweit tätig ist, sind die TSV-Volleyballer, deren Fusion mit den österreichischen Alpenvolleys im April im Zuge des coronabedingten Saisonabbruchs nach drei Jahren zu Ende geht. Der Aufwand habe sich wirtschaftlich nicht gerechnet, dann komme auch noch das Virus, sagt der Tiroler Manager Hannes Kronthaler, der vor allem bemängelt, dass es auf Unterhachinger Seite an wirtschaftlichem Know-how gefehlt habe.

Die Bundesligalizenz hat TSV-Geschäftsführer Mihai Paduretu dennoch behalten, mangels Sponsoren schickt er ein blutjunges Team unter Leitung des Ex-Nationalspielers Patrick Steuerwald ins Rennen, das sich wie erwartet schwertut. Der neue Coach hat gleich ein Handicap zu meistern: Mitten in der Saisonvorbereitung müssen alle wegen eines Corona-Falls im Umfeld der Mannschaft in Quarantäne.

© SZ vom 30.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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