Virusinfektionen:Immer mehr Schulen machen zu

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In der ehemaligen Abfertigungshalle des Bahnhofs will Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle Corona-Tests durch Ärzte vornehmen lassen. (Foto: Angelika Bardehle)
  • Wegen des Corona-Ausbruchs schließt die Gemeinde Oberhaching alle Schulen und Kindertagesstätten.
  • Seit Donnerstag sind auch die Realschule Ismaning, das Gymnasium Ottobrunn, die Grundschule Neubiberg und die Josef-Breher-Mittelschule in Pullach geschlossen, ebenso die Grundschule am Kirchplatz in Ismaning.
  • Der Integrationskindergarten Piratenmäuse in Unterhaching und die Krippe Fort-Schritt in Sauerlach können derzeit keine Kinder betreuen.
  • In Unterschleißheim und Unterföhring wurden alle Veranstaltungen der Kommunen abgesagt.

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Liste der geschlossenen Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen im Landkreis München wird von Tag zu Tag länger. "Offenbar waren sehr viele Menschen in Südtirol bereits infiziert, bei denen sich die Urlauber aus Bayern angesteckt haben", vermutet eine Sprecherin des Landratsamts, das einen steilen Anstieg der Fallzahlen seit Ende der Faschingsferien Anfang März feststellt. Am Mittwochabend waren der Behörde wie am Dienstag 20 Infizierte gemeldet.

Geschlossen sind seit Mittwoch auch die St.-Emmeram-Realschule in Aschheim, die Grundschule Hohenbrunn sowie das Ernst-Mach-Gymnasium und die Grundschule am Jagdfeldring in Haar. Am Donnerstag kamen noch die Realschule Ismaning (vorerst geschlossen bis 17. März), das Gymnasium Ottobrunn (vorerst geschlossen bis 13. März) und die Josef-Breher-Mittelschule Pullach i. Isartal (vorerst geschlossen bis 16. März) und die Grundschule Neubiberg (vorerst geschlossen bis 17. März) sowie die Grundschule am Kirchplatz in Ismaning dazu. Neu ist auch die Schließung der Krippe Fort-Schritt in Sauerlach seit Donnerstag bis voraussichtlich Freitag.

Dafür öffnet die Erich-Kästner-Schule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn an diesem Donnerstag wieder regulär, nachdem alle Verdachtsfälle negativ waren. Am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching wurden vorsorglich der Tag der offenen Tür, der Elternsprechtag und andere außerschulische Veranstaltungen abgesagt. Dort hat man aktuell auch mit der Influenza zu kämpfen; seit Anfang Februar werden ständig neue Fälle gemeldet.

Während das Landratsamt im Fall von Corona seit dieser Woche die klare Richtlinie herausgegeben hat, dass eine Einrichtung vorübergehend geschlossen werden soll, wenn eine an Covid-19 erkrankte Person oder eine Kontaktperson der Kategorie 1 die Schule und Kinderbetreuungseinrichtung besucht hat, handhaben die Gemeinden den Umgang mit Geschwistern der von Schließungen betroffenen Kinder sehr unterschiedlich.

In Unterhaching etwa, wo das Lise-Meitner-Gymnasium, der Waldkindergarten und seit Donnerstag auch der Intergrationskindergarten Piratenmäuse betroffen sind, haben alle anderen Schulen und Kitas geöffnet.

In Grasbrunn sollen als "weitere Vorsichtsmaßnahme" auch die Geschwister von Schülern der Grundschule Neukeferloh sowie der Grund- und Mittelschule Vaterstetten und des Humboldt-Gymnasiums daheim bleiben und nicht die Kinderbetreuungseinrichtungen besuchen.

Die weitestgehende Entscheidung hat die Gemeinde Oberhaching getroffen; dort gab am Mittwoch das Gymnasium bekannt, dass ein zweites Kind positiv auf Corona getestet wurde. Im Ort bleiben bis 27. März alle Betreuungseinrichtungen geschlossen. In einem Brief an die Eltern erläutert Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) diesen Schritt. "Ich bin gewöhnlich weit entfernt von Hektik oder gar Panik", schreibt Schelle, aber die aktuelle Entwicklung verlange erhöhte Aufmerksamkeit und Maßnahmen. In Oberhaching sind sowohl das Gymnasium als auch die beiden Grundschulen geschlossen.

Schelle verweist darauf, dass die Kinder und Jugendlichen im gut vernetzt seien. "In der sich abzeichnenden Epidemie stellt uns das vor große Probleme." Ein Kind, das nur leichte Symptome zeige, sei bereits zwei Tage ansteckend. Testergebnisse lägen aber erst vier Tage später vor. "Es ist fast unmöglich, alle Sozialkontakte in diesen sechs, sieben Tagen zu sortieren", so Schelle.

Sie reichten vom Kindergeburtstag bis zum Fußballtraining, von der Musikschule bis zum offenen Ganztag, die Geschwister, die Freunde in der Nachbarschaft. Daher ist in Oberhaching zusätzlich zu den Schließungen alles abgesagt. Weder Vereine noch Musikschule oder Kulturamt bieten derzeit Veranstaltungen an.

Der TSV Gräfelfing sagt alle Spiele und Trainings ab

Die Gemeinde Unterschleißheim hat mittlerweile alle städtischen Veranstaltungen bis einschließlich 19. April abgesagt oder wenigstens verschoben. Dazu zählen die Sportlerehrung (20. März), die Bürgerversammlung (2. April), die Senioren-Infobörse (18. April) und die Gewerbemesse (24. bis 26.April). Entschieden hat das eine neu eingerichtete Arbeitsgruppe der Stadt. Sie soll Bürgermeister Christoph Böck (SPD) alle Entwicklungen in Zusammenhang mit Corona verfolgen, bewerten und dann über notwendige Maßnahmen entscheiden. In Unterföhring wurden am Mittwochabend ebenfalls alle Veranstaltungen der Gemeinde abgesagt oder in die Zeit nach den Osterferien verschoben. Betroffen davon sind die Kulturtermine im Bürgerhaus und in der Schulaula. Auch in der Senioreneinrichtung Feringahaus finden keine öffentlichen Veranstaltungen mehr statt, Ausflüge sind gestrichen.

Seit Dienstag ist der Spiel- und Trainingsbetrieb des TSV Gräfelfing eingestellt. Das hat der Hauptausschuss des Vereins am Montag beschlossen. Die Pause dauert vorerst bis einschließlich Sonntag, 15. März. TSV-Präsident Landrat Christoph Göbel sagte, eine Verlängerung sei möglich: "Das Wichtigste für uns ist, dass wir das Infektionsrisiko so stark wie möglich eindämmen. Wir haben zu viele interne Verdachtsfälle, um aktuell auf unserem Gelände weiterhin Sport ausüben zu lassen."

Unterdessen richten die Gemeinden nach und nach Möglichkeiten für Tests außerhalb der Arztpraxen ein. Grünwald hat bereits bei Wörnbrunn ein Zelt aufgestellt, in dem örtliche Ärzte bei Patienten einen Coronavirus-Abstrich vornehmen können. Das Zelt ist nicht dauerhaft besetzt. Bei einem Verdachtsfall müssen Patienten mit dem Arzt einen Termin vereinbaren. Wie Oberhachings Bürgermeister Schelle mitteilt, will er sich an diesem Donnerstag mit den Hausärzten seiner Gemeinde in der leer stehenden Pakethalle des alten Bahnhofsgebäudes in Deisenhofen treffen, um zu prüfen, ob der Raum für Tests genutzt werden kann. Laut Schelle könnte kommende Woche dort begonnen werden.

© SZ vom 12.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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